ESO-Geschichte Schattenherrschaft

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    „Vorsicht, was du dir wünschst, Rothwardone!“, sagte Oberon mit einem kühlen Lächeln. „Magie hat ihren Preis.“ Der Namenlose Drachenritter warf Korn einen Blick zu, der so viel wie „Halt die Klappe“ bedeutete, doch Korn grinste nur breit, wie ein Mann, der schon Schlimmeres als Magier-Tadel überlebt hatte.

    Korn steuerte die Werkstatt des Ersten Verzauberers an, einem Dunmer mit Augen wie glühende Kohlen, der über einem Tisch voller schwebender Runensteine brütete. Ein leises Summen ließ die Apparaturen seiner Werkstatt vibrieren. „Verzaubert die!“, sagte Korn und knallte seine Zweihandaxt auf den Tisch. „Und zwar mit was, das Magie abwehrt. Keine von euren komplizierten Elfenspielereien. Soll einfach funktionieren.“

    Der Dunmer hob etwas pikiert eine Braue. „Keine Spielereien, Krieger? Dann hoffe ich, du hast genug Septime, um den Preis der Einfachheit zu zahlen.“ Er wies auf die Runensteine, die in der Luft tanzten wie Glühwürmchen. Korn verzog das Gesicht, als er die Kosten hörte, doch er wusste, dass die Schattenfürsten keine Gnade kannten. „Mach’s einfach gut“, knurrte er. „Und wehe, meine Axt glitzert danach wie so’n Elfending.“

    Chester schlenderte inzwischen zur Halle der Zerstörungszauber, wo die Meisterin, eine Bretonin mit frostweißen Haaren, einen Feuerball zwischen ihren Händen schweben ließ. „Eiszauber, sagst du?“, fragte sie, als Chester ihr von seinem Windhosenzauber erzählte. „Interessant. Der Sumpf, aus dem du kommst… er klingt nach einem Ort, den selbst die Daedra meiden.“ Chester zog an seinem Krautstängel, dessen Rauch nach brackigem Wasser roch. Er dachte an die Nächte in der Kolonie, als er verängstigte Novizen mit einem Schlafzauber beruhigte, die vom „Großen“ träumten. „War ’ne Kolonie. Wenig Regeln, viel Ärger. Hab dort gelernt, wie man Leute schlafen legt – oder umwirft.“ Die Meisterin nickte anerkennend. „Zeig mir diesen Windhosen-Zauber. Vielleicht können wir ihn… schärfen.“
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    Später suchte Chester den Wiederherstellungs-Meister auf, einen Argonier, dessen Schuppen im Kerzenschein schimmerten. „Heilzauber sind gut“, sagte Chester, „aber ich brauch was, das schneller wirkt. Für den Fall, dass die Schattenfürsten uns in die Enge treiben.“ Der Argonier musterte ihn mit lidlosen Augen. „Schnelligkeit erfordert Präzision. Und Opfer. Bist du bereit, den Preis zu zahlen?“ Chester grinste schief. „Hab schon Schlimmeres überlebt. Wie ’nen Dämon, der die falschen Gebete bekam.“

    Nilfton verließ die Akademie und stapfte durch die verschneiten Straßen von Winterfeste zur Kriegergilde. Der Wind heulte durch die Gassen, und die Schatten der Häuser wirkten wie Klauen, die nach ihm griffen. Die Schattenfürsten waren nah – er spürte es in seinen Knochen, wie damals in der Kolonie, als die Magier von einer unsichtbaren Macht ausgesaugt wurden. Seine Magie war mächtig, doch er wusste, dass sie versagen konnte. Er brauchte einen Plan B.

    In der Gilde fand er einen Nord, der Wurfmesser mit der Präzision eines Schattenläufers schleuderte. „Geweihte Silberklingen“, sagte Nilfton. „Solche, die Kreaturen der Finsternis durchbohren.“ Der Nord grinste. „Silber, hm? Gute Wahl. Aber Meridia für die Weihe solltest du selbst anrufen – ICH schmiede nur die Klingen.“ Nilfton nickte. „Und ein Gürtel für die Klingen. Etwas Praktisches. Und kannst du mir beibringen, wie man sie richtig wirft?“ Der Nord lachte. „Ein Magier, der Messer wirft? Das wird ein Spaß!“

    Er würde Kalryssia in Kargstein fragen, ob sie noch etwas Aetherium für eine Beschichtung hatte. Ein Dolch, gesegnet von Meridia, könnte der Schlüssel sein, falls seine Magicka versagte. „Die Schattenfürsten“, murmelte er, „sind wie die Finsternis in der Kolonie. Man sieht sie erst, wenn es zu spät ist.“ In den folgenden Stunden übte Nilfton an den Zielscheiben der Kriegergilde, bis seine Würfe präziser wurden, bis schließlich selbst der Nord anerkennend nickte.
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    Der kaiserliche Drachenritter der Gruppe war inzwischen mehr an den Büchern der umfassenden Bibliothek interessiert. Das mag zunächst verwundern, aber er mußte mehr über solche und ähnliche Schattenwesen heraus finden, wie sie sie zu bekämpfen hatten. Die Regale der Akademie reichten bis zur Decke. Es waren Leitern notwendig, um die oberen Bücher zu erreichen, doch mit seiner schweren Rüstung war das unmöglich.

    Er wandte sich an den Bibliothekar und ließ sich alle Schriften zu dem Thema geben, die dem Bibliothekar einfielen. Der Bibliothekar, ein Orsimer mit einer Brille, die seine Augen verzerrte, reichte ihm vier staubige Folianten. Die würde der Kaiserliche nicht alle lesen können, er mußte sie „querlesen“ und nach den interessantesten Einträgen suchen. Zu mehr reichte die Zeit einfach nicht.

    „Schattenfürsten“, murmelte er. „Alte Geschichten. Gefährliche Geschichten.“ Der Drachenritter schlug das erste Buch auf und fand eine Zeichnung: ein Schattenwesen, dessen Augen wie die des Drachenauges glühten. Ein Satz sprang ihm ins Auge: „Die Fürsten dienen einem, der älter ist als die Drachen selbst.“ Sein Magen zog sich zusammen. War das Drachenauge ein Schlüssel zu etwas Größerem? Ein Artefakt, das die Schattenfürsten rufen konnte? Es war mehr Forschung nötig, um das zu klären. Er machte sich Notizen für Velaya in Kargstein, die Magierin, die solche Rätsel lösen konnte.
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    Plötzlich flackerte das Licht in der Bibliothek. Der Drachenritter hob den Kopf. Ein Schatten bewegte sich zwischen den Regalen – zu schnell, um ein Novize zu sein. Er griff nach seinem Schwert, doch der Schatten war verschwunden. Der Bibliothekar schien nichts bemerkt zu haben. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Der Drachenritter nickte langsam, doch seine Hand blieb am Heft. Er hatte in der Kolonie gelernt, dass Schatten selten allein kamen.

    Zwei Tage vergingen, während die Arkanisten das Drachenauge untersuchten. Am Abend des zweiten Tages saßen die Helden in der großen Halle der Akademie, wo das Feuer im Kamin knisterte und der Geruch von gebratenem Horker die Luft erfüllte. Doch ein Kribbeln in Nilftons Nacken ließ ihn nicht los. Er blickte sich um. Die Novizen flüsterten nervös, und die Lichter flackerten erneut. Chester, der gerade einen Schluck Met nahm, hielt inne. „Spürt ihr das?“, murmelte er. „Wie in der Kolonie… wenn der Dämon wach war.“

    Korn griff nach seiner neu verzauberten Axt, die nun mit einer schwachen Rune schimmerte. „Was laberst du da, Chester?“ Bevor Nilfton antworten konnte, erklang ein leises Flüstern in der Drachensprache – „DOV… LOS… DINOK.“(1) Tod. Es war, als trage das Flüstern die Stimme des Drachenauges selbst. Die Temperatur sank, und die Schatten in den Ecken der Halle schienen sich zu regen, als ob unsichtbare Augen sie beobachteten. Der Namenlose Drachenritter stand auf, seinen Schild bereit, doch nichts geschah. Nur das Flüstern blieb, wie ein Echo in ihren Köpfen. Ihnen stand eine unruhige Nacht bevor, geplagt von Schatten, die näher rückten, ohne sich zu zeigen.

    (1) Drachensprache. Wörtlich: „Drache ist Tod“.
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    Spionagearbeit

    Der bretonische Meisterdieb Diego hatte inzwischen den Hafen von Schimmerheim erreicht. Im Moment nutzte er eine Verkleidung als fahrender Händler, um sich einigermaßen unbehelligt umsehen zu können. Für den Zweck hatte er vor seiner Überfahrt per Schiff einen mittelgroßen Handkarren mit Stoffbahnen und Schmuckstücken unterschiedlicher Qualität erworben, darunter auch einige erlesene Stoffe aus den Allianzgebieten, die hier sicher als exotische Waren Interesse wecken würden. Die Schmuckkassette hatte er gut unter den Stoffbahnen versteckt, so, wie es ein Händler eben tun würde um nicht gleich von jedem Dieb im Vorübergehen bestohlen zu werden.

    Er würde für eine glaubwürdige Rolle als Händler eine Handelserlaubnis brauchen, einen Gewerbeschein vielleicht. Sonst könnte es passieren, daß die strengen hochelfischen Wachen ihn wegen Schwarzmarkthandel verhaften würden. Als Bretone mitten im Kernland der Hochelfen war er hier ein Fremdling, der von weitem auch als solcher erkennbar war, schon wegen seines im Vergleich zu Aldmer kleineren Wuchses. Er würde zweifelsohne mehrmals von Wachen kontrolliert werden. Also erkundigte er sich bei einer Hafenwache nach dem zuständigen Beamten.

    Der Erwerb einer Handelskonzession war dann nur eine Formsache. Er mußte Einfuhrzölle bezahlen, bekam die behördlichen Nachweise ausgehändigt und konnte seines Weges ziehen. Sein Ziel war Alinor. Um nicht aufzufallen handelte er mit Leuten, die ihm unterwegs begegneten und ihn auf sein Sortiment ansprachen. Schließlich hatte er Alinor erreicht.

    Nun begann die nächste Stufe seiner Infiltration. Mit seinem Handkarren stellte er sich am Marktplatz zu den anderen Händlern. Dort machte er einige Geschäfte und achtete darauf, daß seine Kunden einen guten Handel machten. Mit zufriedenen Kunden kommt man leichter ins Gespräch und er nutzte jede Gelegenheit, um mehr über Alinor und seine Bewohner zu erfahren. Er beobachtete auch die Wachen
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    Schließlich traf er auf eine Adlige, die großen Gefallen an den khajitischen Schmuckstücken in seiner Schatulle fand. Er konnte sie ein wenig über Alwynarwe aushorchen. Die Stellvertreterin von König Ayrenn war wohl nicht sonderlich beliebt bei dieser Adligen. Wenn die Dame repräsentativ für andere Adlige war, könnte er das vielleicht noch zu seinem Vorteil nutzen. Es bestand aber auch die Möglichkeit, daß dies eine persönliche Abneigung dieser einen Adligen war.

    Die Dame empfahl ihm, seinen Karren direkt am Vorplatz zum Palast aufzustellen. Da er ihr einen guten Preis gemacht hatte, begleitete sie Diego auf dem Weg dorthin und legte bei den Palastwachen vor dem Gebäude ein gutes Wort für ihn ein. So duldeten sie seinen Stand vor dem Palast und er konnte nun von dort aus die Umgebung und Passanten sondieren.

    Insgesamt rechnete sich der Handel für den Meistedieb nicht, er machte etwas Verlust dabei. Er durfte nicht zu weit mit den Preisen runter gehen, sonst würden die Leute mißtrauisch werden und von Hehlerware oder Schmuggelware ausgehen.

    Diego mußte diese Rolle als Händler vier Tage lang spielen. Er stellte sich immer pünktlich um 9:00 Uhr an seinen Platz, machte um 13:00 Mittagspause und um 18:00 Feierabend, wobei er noch 2 Stunden am Platze blieb und in einem Buch las, während er nebenbei alles beobachtete. Die ersten Leute gewöhnten sich allmählich an seine Anwesenheit und auch ihre Zungen lockerten sich allmählich, wenn er sie aushorchte. Meistens erfuhr er nur Klatsch, Gerüchte und Intrigen, aber das gehörte alles zum Spiel.
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    Schließlich war auch Alwynarwe auf den neuen Händler aus fernen Ländereien aufmerksam gemacht worden. Adlige Kunden hatten von seinem erlesenen Sortiment und den moderaten Preisen geschwärmt. Ein Bote des Palastes trat an Diego heran und lud den Bretonen ein, der Stellvertreterin seine Waren zu zeigen. Das war es, was der Meisterdieb erreichen wollte und er ließ sich nicht zweimal bitten. Gemessenen Schrittes und ohne Eile trat er durch das Portal in das Innere des Palastes. Der Bote verneigte sich vor einem entgegen kommenden Adligen, der an ihnen vorbei nach draußen ging. Diego tat es ihm nach. Er mußte schnell lernen, wie die Dinge hier laufen, wenn er sich nicht blamieren wollte. Schließlich erreichten sie den Thronsaal.

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    Königin Ayrenn’s Stellvertreterin Alwynarwe mit ihrer Sicherheitschefin Arwenarwe

    Der Meisterdieb versuchte die Situation im Thronraum zu analysieren. Es gab keinen Zweifel, wer in diesem Saal die Königinnen-Stellvertreterin war. Ihre auffällig kostbare königliche Kleidung war sicher vom besten Schneider des Aldmeri-Dominions angefertigt worden. Diego interessierte sich aber viel mehr für die Sicherheitsvorkehrungen.
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    Alwynarwe's Leibwache war schwer gepanzert und hatte einen riesigen Zweihänder. Diego mußte davon ausgehen, daß sie damit auch umgehen konnte. Dort, wo sie stand, wäre es ihr ein leichtes, Alwynarwe zu töten, wäre sie ein Attentäter. Nur einen Schritt hinter ihr stand die Leibwächterin, sie bekam also jedes geflüsterte Wort mit und wußte daher sicher genauestens über alle Amtsgeschäfte der Stellvertreterin Bescheid.

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    Diego schlußfolgerte, daß sie sicher nicht umsonst in dieser vertrauensvollen Position war. Das zeugte von einem hohen Vertrauen der Stellvertrerin Alwynarwe in diese Person. Ihm fiel eine gewisse Ähnlichkeit der Gesichtszüge der beiden auf und sie waren auch annähernd gleich groß. Wenn sie also auch noch zur Verwandtschaft zählte, konnte sich Diego einen Bestechungsversuch sparen. In so einem Fall ist Blut meist dicker als Wasser.
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    Direkt hinter den beiden standen zusätzlich zwei Wachen und es waren weitere im Raum verteilt. Zwischen den beiden Wachen hinter Alwynarwe sah Diego eine Tür. Ob dies der Ort war, an dem das gesuchte Dämonenauge verwahrt wurde? Oder waren es die privaten Gemächer der Stellvertreterin? Vielleicht führte die Tür auch zu einem Fluchttunnel, falls Alinor einmal angegriffen würde. Der Meisterdieb würde versuchen, die Bediensteten des Schlosses darüber auszuhorchen.

    Jetzt aber galt es erst einmal, mit Alwynarwe einen Handel abzuschließen. Für diesen Fall hatte er eine besondere Schatulle mit erlesenen Schmuckstücken und Edelsteinen „organisiert“. Einige Teile waren vom Projektkapital gekauft, andere... waren es nicht... Verlust würde Diego sicher nicht machen. Nach diesem Einsatz würde er die übrig gebliebenen Sachen garantiert mit Gewinn verkaufen können. Jedes darin enthaltene Teil war einer Königin würdig und auch eine Königinnen-Stellvertreterin wie Alwynarwe würde da nicht lange widerstehen können. Der Köder war also ausgelegt.

    Der Meisterdieb wußte, wie das bei Hofe lief. Zumindest bei den meisten. Er ging davon aus, daß das auch in Sommersend nicht anders war. Also wartete er einen Moment in Demutshaltung. Stünde Diego in Markarth im Reik vor Ard Caddach, dem wohl mächtigsten Reikmannenfürsten, müßte er völlig anders vorgehen und eher Stärke zeigen. Da würde er mit Demut keinen Blumentopf gewinnen. Aber hier lagen die Dinge anders. Alwynarwe musterte ihn von Kopf bis Fuß. Ihr Fokus lag sicher eher auf Diegos Hoftauglichkeit.
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    Ihre Leibwächterin Arwenarwe hingegen scannte ihn geradezu. Diego war klar, daß vor allem sie ihn mit ihren Blicken nach möglichen verborgenen Waffen absuchte. Für einen Moment malte er sich aus, wie diese Schönheit ihn abtasten würde. Der Bretone konnte ein kurzes spitzbübisches Grinsen nicht vermeiden, aber er schüttelte den absurden Gedanken schnell wieder ab. Sollte DIESE Frau wirklich Hand an ihm anlegen, dann nur, um ihn in den Staub zu treten und anschließend in den Kerker zu werfen.

    Nun, genug sinniert. Alwynarwe hatte beschlossen, Diego näher treten zu lassen: „So komme der Fremde nun zu mir und präsentiere Er mir nur seine besten Stücke. Unsere Zeit ist kostbar und Wir vergeuden sie nicht gerne mit gewöhnlichem Tand!“ Der „Händler“ tat, wie ihm geheißen war und begann mit der Stellvertreterin von Königin Ayrenn zu handeln, stets darauf bedacht, ein gutes Schauspiel abzuliefern. Schließlich wurden sie von vielen adeligen Damen beobachtet und Diego war klar, daß Alwynarwe sich bei dieser Gelegenheit profilieren wollte. Er brauchte sie gut gelaunt, wenn er in seiner eigentlichen Angelegenheit weiter kommen wollte.
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    Schildwacht

    Die Hüterin Fareniel war inzwischen mit den Einkäufen aus Belkarth zurückgekehrt. Zumindest mit denen, die sie selbst transportieren konnte. Die von Sera Na bestellten Nahrungsmittel waren zu umfangreich, weshalb sie eine Karawane vom Gasthaus in Belkarth zum Domus Phrasticus in Kargstein anfordert hatte, die noch vor Einbruch der Nacht eintreffen sollte. Die von Kalryssia und Jadzia gewünschten Teile für ihre Bastelarbeiten blieben unvollständig. Dwemermetall war auf die Schnelle nicht zu kriegen, das würden sie aus einer Dwemerruine holen müssen. „Irgendwann werden alle Ruinen leer geplündert sein“ murmelte Fareniel. „Vielleicht sollten wir einen Weg finden, die Legierung selbst nachzubauen.“

    Jadzia saß schweigend auf dem Schaukelstuhl vor dem Kamin und hatte Meridias Mond in der Hand. Gedankenverloren blickte sie auf die schwach glühende Weltkugel mit drei markierten Punkten, die wie stumme Warnungen wirkten. Kalryssia bemerkte ihre Versunkenheit: „Was ist los, Jadzia? Bedrückt Dich etwas?“ Die Rothwardonin antwortete: „Ich sehe eine Markierung in Schildwacht in Alik'r... Ich habe dort Familie, kenne dort Leute und mache mir Sorgen um sie.“ Fareniel hakte nach: „Sollen wir nachsehen?“

    Jadzia zögerte, ihre Finger um die Kugel gekrampft: „Ich habe Angst vor dem, was ich vielleicht dort vorfinden könnte...“ Velaya meinte: „Wir können auch ohne Dich nachschauen, wenn Dir das lieber ist.“ Die Templerin schüttelte den Kopf: „Kommt gar nicht in Frage. Wenn meine Leute dort in Schwierigkeiten sind, muß ich mich dem stellen.“ Mit einer Handbewegung wischte sie über die magische Kugel; unter ihren Fingern knisterten Funken, und sie schrumpfte zu einer flachen Scheibe, die Jadzia in ihrer Tasche verstaute.
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    Die drei – Jadzia, Velaya und Fareniel – packten ihre Ausrüstung, legten die Schutzamulette und das Ankh an und machten sich zum Wegschrein nahe des Domus Phrasticus auf. Kalryssia und Sera Na blieben im Domus Phrasticus zurück, um ihren Plan voranzutreiben. Statt direkt nach Schildwacht zu reisen, wählten sie einen weiter südlich gelegenen Wegschrein – eine Konfrontation mit dem Schattenfürsten ohne Vorbereitung wäre riskant.

    Der Pfad nach Norden schlängelte sich durch die goldenen Dünen der Alik’r, gesäumt von Oasen mit Wassersammel-Zisternen unter schattigen Planen. Fareniels Neugier flammte auf: „Diese Becken sind genial. Wie funktionieren sie?“ Jadzia antwortete: „Die Planen hängen mittig durch. Nachts kondensiert die kühle Luft, und die Tropfen laufen zur Mitte, wo sie abtropfen.“

    Velaya staunte: „Unglaublich, dass das genug Wasser liefert, um ein Becken zu füllen.“ Die Rothwardonin nickte: „Es gibt Familien, die sich seit Jahrhunderten um diese Aufgabe kümmern und die Becken instand halten. Eine Tradition, die bis in die Ur-Heimat Yokuda zurückreicht - vor dem Exodus meines Volkes nach Hammerfell. Sie bewahren das Wissen um die Technik und die richtigen Materialien, probieren gelegentlich neue Ideen, die nicht immer gelingen. Einer meiner Onkel gehört zu einer dieser Familien. Er hat seinen Wohnsitz in Schildwacht und betreibt dort auch eine Werkstatt, mit der er Ersatzteile für diese Anlagen baut und verkauft.“
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    Fareniel fragte weiter: „Wie verdienen sie ihren Lebensunterhalt? Stammt das alles aus dem Wasserverkauf?“ „Teilweise.“ antwortete Jadzia. „Solange es genug Wasser gibt, gibt es keine Aufstände. Die Adeligen wissen um die Wichtigkeit dieser Aufgabe und sorgen dafür, daß die Familien gut versorgt sind. Es liegt in ihrem eigenen Interesse und stellt den Erhalt ihrer Macht sicher.“

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    Velaya, Jadzia und Fareniel in der Alik’r-Wüste werden von Jadzia über die Funktion der Wassersammel.Zisternen aufgeklärt

    Velaya, die Magierin, überlegte laut: „Hmmm ob man mit etwas Magie das Verfahren verbessern kann? Mit Magie könnte man ein Kraftfeld schaffen, das Verdunstung reduziert, mit einer selbstnachladenden Energiequelle. Welkyndsteine vielleicht? Die Kraft der Monde könnten sie möglicherweise jede Nacht aufladen. Wenn das alles hier vorbei ist, habe ich vielleicht Zeit, mich damit zu befassen…“ Jadzia nickte anerkennend: „Das wäre großartig. Wenn das gelänge, könnte man die Siedlungen in der Alik’r-Wüste sicher vergrößern, ohne die Versorgung zu gefährden. Momentan ist hier alles irgendwie limitiert. Mein Volk könnte Größeres leisten, wenn sie mehr Ressourcen hätten. Wie einst in Yokuda.“

    Als sie sich Schildwacht näherten, kroch ein beklemmendes Gefühl in ihre Knochen, vertraut von früheren Begegnungen mit den Schattenfürsten. Es wuchs mit jedem Schritt. Fareniel deutete auf Velayas Ankh: „Es reagiert!“ Tatsächlich blitzten magische Funken über die blaue Aetherium-Oberfläche.

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    Der Wegschrein von Schildwacht war nun in Sichtweite „Was ist denn das da?“ fragte Jadzia und deutete mit dem Finger in eine Richtung etwas westlich vom Wegschrein. Sie sahen eine Gruppe in Roben gehüllter Gestalten. Auf diese Entfernung war nicht zu erkennen, ob es Menschen, Elfen, Daedra oder was auch immer waren. Als sie sich näherten, sahen sie, das eine der Robenträger auf dem Boden lag und die anderen mit erhobenen Händen um die Gestalt herum standen.

    Velaya, die Bretonin, flüsterte: „Ein Ritual vermutlich. Sollen wir eingreifen?“ Die Hüterin schüttelte den Kopf „Nicht so voreilig. Wir wissen doch gar nicht, worum es dort geht.“ Die Templerin insistierte: „Wir sind hier in der Nähe einer von den Schattenfürsten belagerten Stadt...“ Die Magierin murmelte: „Jetzt könnten wir Sera Na brauchen, die mit ‚Meridias Schatten‘ sich in der Stadt ungesehen umschauen könnte, aber...“ Jadzia winkte ab „Jaja, schon klar. Sera Na steckt in ihrer Alchemieküche...“

    Velaya faßte einen Plan: „Ich gehe allein hin. Ihr bleibt zurück und greift nur ein, wenn nötig. “ Die anderen nickten. Mit gemessenen Schritten näherte sie sich den Kultisten, die sie zunächst ignorierten. Inzwischen war sie der Stadt so nahe gekommen, daß das Ankh immer heftiger aufblitzte. Das mußten die Kultisten einfach bemerken. Velaya machte sich auf einen Kampf gefasst, ließ sich das aber nicht anmerken und blieb äußerlich ruhig.
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    Es waren wohl tatsächlich Kultisten. Sie trugen die Roben von Totenbeschwörern, standen aber um einen lebenden Kultisten herum, der auf dem Boden lag. Ein merkwürdiger Singsang lag in der Luft. Einer der Kultisten murmelte ununterbrochen irgendwelche Beschwörungen, die anderen reagierten gelegentlich mit einem zustimmenden Laut. Sie schienen bei Bewußtsein zu sein, ließen sich von der Magierin aber im Moment nicht stören. Velaya wunderte sich, daß das Ankh keine Wirkung auf die Gruppe zeigte. Sie hatte erwartet, daß die Magie des Artefakts eine Reaktion auslösen würde.

    Jadzia und Fareniel hielten Abstand, bereit einzugreifen. Fareniels scharfe Augen scannten die Szene, ihr Bogen gespannt, der Kampfbär beschworen. Jadzia hielt ihre aetherischen Speere bereit. Fareniel, vertraut mit daedrische Kulte aus Kalthafen, murmelte: „Wenn das Ankh nicht reagiert, sind sie nicht besessen – sie handeln freiwillig.“ Jadzia nickte.

    Velaya testete es, indem sie das Ankh abnahm und einen Kultisten berührte. Keine Reaktion. Der Mann fuhr herum: „He, was soll das?“ OK, nun waren sie immerhin im Gespräch…
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