Vanus Oberon begrüßte die Reisenden. „Schön Euch gesund zu sehen. Hattet Ihr Erfolg?“ Es war eine eher rhetorische Frage, denn Jadzia hielt die Schattenscherbe in ihrer gepanzerten Hand. Sie berichteten in kurzen Worten von ihrer Reise. Vanus antwortete: „Wir haben später noch eine Überraschung für Euch. Wir haben Besuch und einer der Gäste hat nach Euch gefragt. Aber erst einmal müssen wir den abgeschirmten Tresor testen. Ihr wollt die Schattenscherbe doch sicher nicht ständig mit Euch herumschleppen. Das Ding ist schließlich gefährlich...“
Jadzia legte den Kristall in den Tresor und schloß die Tür. Dann entfernte sie sich langsam von ihm und beobachtete, ob sich etwas am Verhalten der Magiere veränderte. Alles schien normal. Ihre Mitstreiterinnen waren ja durch Meridias Amulette vor dem Einfluß des Kristalls geschützt, da war keine Reaktion zu erwarten. Sie standen jedoch bereit, um notfalls einzugreifen. Jadzia ließ sich mit dem Test Zeit. Schließlich stand sie auf der Brücke vor der Akademie und das Verhalten der Magiere hatte sich immer noch nicht geändert. Jadzia wagte nun einen letzten Versuch und teleportierte mit dem Wegschrein von Winterfeste nach Kargstein. Dort wartete sie einige Minuten und kehrte zurück. Die Abschirmung hatte stand gehalten. Vanus Oberon war höchst zufrieden.
Eva Steinherz erhielt nun Anweisung vom Erzmagier, weitere Forschungen in der Sache zu betreiben. Jetzt, wo sie eingearbeitet war, war niemand von der Akademie besser für diese Aufgabe geeignet, als die Voikihar-Vampirin. Sie würde zu diesem Zweck in der Akademie bleiben. Vanus Oberon wandte sich wieder an die Heldinnen: „Jetzt kommt mit. In der Bibliothek wartet Besuch auf Euch, der nach Euch gefragt hat.“
Es stellte sich heraus, daß diese fünf Helden sich nach der Sache in Ebenherz ebenfalls auf die Suche gemacht hatten und in die Akademie von Winterfeste kamen, um sich vom Erzmagier erklären zu lassen, was er wußte. Diego hatte schließlich von den Frauen erfahren, daß hier alles seinen Anfang nahm, kannte aber die Details nicht. Kalryssia's Truppe mußte also nicht alleine gegen die Schattenfürsten antreten; ein gutes Gefühl. Während sie ihre Karten offen auf den Tisch legten, studierte Vanus Oberon das Buch, das die Gefährtinnen aus den Schwarzweiten geborgen hatten.
Unsere Heldentruppe in der Biliothek der Akademie von Winterfeste im Gespräch mit Diego und seinen Freunden
Velaya erklärte den Helden: „Eure Hilfe ist sehr willkommen, aber es wird keinen Sinn machen, wenn wir zu zehnt durch die Höhlen und Ruinen ziehen, dafür sind die Gänge oft zu eng. Wir würden uns gegenseitig behindern.“ Der Drachenritter antwortete: „Wir dachten auch eher daran, auf eigene Faust eine dieser Blutscherben zu bergen. Ihr habt es ja auch geschafft.“ Die Magierin erklärte ihm weiter: „Ah, OK. Das ist eine gute Idee. Ich erkläre Euch, was Ihr braucht, aber Ihr werdet wohl kein zweites Ankh bauen können, dafür gibt es vermutlich einfach zu wenige Reste von diesem Aetherium.“ Der Magier Nilfton schaltete sich ein: „Aetherium? Was ist das? Davon habe ich nie gehört.“ Die Bretonin winkte ab und meinte: „Laß es Dir in Ruhe von Vanus Oberon erklären, der ist über all unsere bisherigen Schritte informiert. Du brauchst außerdem Schutzamulette mit dem Segen von Meridia und Azura's Segen. Und Ihr müßt etwas finden, das die Wirkung der Schattenscherben negiert, sonst geratet Ihr unter dessen Bann. Wir haben dafür das Ankh. Ihr braucht aber kein Artefakt, das Ihr gegen die Schattenfürsten einsetzen könnt, das ist später unsere Aufgabe. Es reicht, wenn Ihr einen Schutz gegen die Wirkung der Scherben findet.“
Nilfton meinte: „Darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht. Wir glauben, daß das legendäre 'Drachenauge' uns vor dem Einfluß der Scherben schützen wird und suchen hier in der Akademie nach Hinweisen. Der Legende nach soll es ein von Akatosh selbst geweihter, ungewöhnlich großer Rubin sein. Ob das so stimmt, tut nicht wirklich was zur Sache. Unsere bisherigen Hinweise führen zur Diebesgilde, die schon lange hinter dem Rubin her ist, allerdings eher wegen seines materiellen Wertes. Der Segen ist ihnen egal, der treibt nur den Verkaufswert in die Höhe.“ Diego mischte sich in das Gespräch ein: „Hier kommen dann meine Kontakte zur Gilde ins Spiel. Ich habe da bereits was ins Rollen gebracht, wir warten allerdings noch auf Ergebnisse.“
Chester, der Hüter der Männergruppe, hatte sich aus Nirnwurz einen Stengel gedreht, ihn angezündet und zog genüßlich daran. Sera Na sprach ihn darauf an: „Was machst Du da? Das Zeug stinkt furchtbar...“ Der Bretone antwortete: „Magst Du auch mal probieren? Dort, wo wir herkommen, wächst eine Pflanze im Sumpf, die wir Sumpfkraut nennen. DAS ist gutes Zeug. Das Zeug, was bei Euch wächst, taugt allerdings nicht viel. Dieser Nirnwurz ist bisher noch das beste, was ich finden konnte und ich habe einiges durchprobiert.“ Die Dunkelelfin wollte nicht unhöflich sein und nahm einen Zug. Hustend gab sie Chester den Stengel zurück und meinte: „Daß Du das einfach so verträgst... MIR bereitet das kein Vergnügen.“
Der Hüter lachte und meinte: „Man gewöhnt sich daran. Sumpfkraut, also das gute Zeug, erweitert die Sinne. Das hier ist vergleichsweise schwach.“ Der Nachtklinge wurde übel. Sie hatte Mühe, den Brechreiz zu unterdrücken, doch das legte sich bald. Auf so eine „Erweiterung der Sinne“ könnte sie verzichten, dachte sie und nahm sich vor, ihre Freundinnen bei Gelegenheit davor zu warnen, das NICHT auszuprobieren. Als Meisteralchemistin kannte sie ja die Wirkungen von Nirnwurz, aber auf die Idee, daß man das Zeugs auch rauchen könnte, wäre sie nie gekommen. Sie wollte Chester nach der Aktion nur zu gerne selbst einmal mit grünem Gesicht dastehen sehen und empfahl ihm einige ihrer Pilze: „Versuch es doch mal, indem Du dem Nirnkraut diese Pilze unter mischst. Sie heißen Glöcklinge und Namiras Fäulnis. Ich wette, die hauen voll rein, aber verwende sie sparsam!“ Chester nahm ihr die Pilze ab, bedankte sich, verschwand und suchte sofort den Alchemietisch im Quartier des Erzmagiers auf.
Der Krieger Korn hatte sich mit der Templerin Jadzia zusammen gesetzt. Beide waren Rothwardonen und hatten sich damit viel zu erzählen, auch über ihre Heimat. Sie stellten fest, daß sie aus derselben Provinz in Hammerfell stammten. Die beiden sprachen außerdem noch über ihre Kampftechniken. Jadzia hob die Vorzüge von Heilzaubern vor, Korn war es lieber, mehr Schaden zu machen und die Gegner schneller nieder zu machen, als sie ihm schaden könnten. Dann bräuchte er auch keine Heilung. Jadzia hob hervor, daß sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre verletzten Gruppenmitglieder heilen würde. Nun, es gab für beide Ansätze gute Gründe.
Der Drachenritter der Männergruppe war ebenso wie Kalryssia Kaiserlicher. Sie war neugierig, was er über Cyrodiil zu berichten hatte. Es stellte sich heraus, daß er die meiste Zeit seines Lebens viel unterwegs war und vom Allianzkrieg in Cyrodiil nicht viel mitbekommen hätte. Er war ihm sogar aus dem Weg gegangen; die Sache war ihm höchst zuwider und er weigerte sich, für eine falsche Sache zu kämpfen.
Inzwischen kehrte Chester zurück. Er hatte einige Nirnwurzstängel mit Sera Na's Pilzen präpariert. Die Dunkelelfin fragte ihn: „Na? Hat alles geklappt? Du warst doch hoffentlich sparsam mit den Pilzen...“ Der Hüter gab zu: „Na, ich habe schon eine großzügige Dosis reingepackt. Ich bin das Zeug ja eher gewöhnt, als Du.“ Und um zu zeigen, daß er ein ganzer Kerl ist, zündete er sich einen Stängel an und zog daran. Nach dem dritten Zug hob es ihn fast aus den Latschen. Seine Haut fing sogar an, magisch grün zu schimmern. Der Hüter keuchte: „HEILIGER AKATOSH! Was ist das denn?“ Er schnaufte, nein er hyperventilierte... „Puh... Sera Na, probier das bloß nicht!“ Die Nachtklinge lachte und sagte: „Ich hatte Dich ja gewarnt, nicht zu viel davon zu verwenden!“ Dennoch nahm er noch ein paar Züge, bevor der Bretone den halben Stengel aus machte. Seine Haut schimmerte noch gut 10 Minuten lang in dieser magisch grünen Farbe. Sera Na ging davon aus, daß er sich schon bald an das Zeug gewöhnen würde und grinste nur.
Plötzlich gab es ein Poltern. Stühle wurden über den Steinboden gezogen. Fareniel zuckte zusammen und schaute in die Richtung des Geräuschs. Kalryssia und der Drachenritter, dessen Namen sie immer noch nicht kannte, hatten sich an einen kleinen Tisch gesetzt und maßen ihre Kräfte beim Armdrücken. So was war neu für die Schattenelfe aus Kalthafen. Sie ging zu Jadzia und fragte erschrocken: „Was machen die beiden da? Sind die unter den Einfluß der Schattenscherbe geraten? Ist die Eindämmung des Tresors fehlerhaft?“ Jadzia lachte und erklärte ihr: „Nein, alles in Ordnung. Da ist nur ein Alpha-Männchen auf ein Alpha-Weibchen gestoßen und die klären gerade ganz freundschaftlich, wer hier im Zweifelsfall der Chef ist.“„Alpha... was? ... Das mußt Du mir erklären, Jadzia...“ Wieder lachte die Templerin und meinte: „Später, Fareniel... später...“
Das Armdrücken sorge für etwas Abwechslung. Sogar Velaya und Nilfton unterbrachen ihren Informationsaustausch. Im Nu waren die beiden Kaiserlichen von Zuschauern umringt. Lediglich Fareniel wußte nicht so recht, was sie davon zu halten hatte und beobachtete die Szene aus respektablem Abstand. Velaya flüsterte zu Nilfton: „Kalryssia wird ihn platt machen. Die wurde noch nie von einem Mann im Armdrücken geschlagen und wir konnten uns in der Vergangenheit auf die Weise immer zuverlässig ein paar Münzen verdienen.“ Nilfton flüsterte zurück „Dann wird heute das erste Mal sein, meine Liebe...“„Willst Du eine Wette abschließen, Nilfton?“ fragte die Bretonin. Der Kaiserliche antwortete: „Klar, gerne. Der Verlierer muß einen von Chesters Krautstängeln rauchen, ok?“ Velaya hatte die Szene mit Sera Na und Chester nebenbei beobachtet und verzog angeekelt das Gesicht. Nilfton grinste, hielt ihr die Hand hin und meinte: „Na komm schon... Wenn Du so sicher bist, daß Kalryssia gewinnt, gehst Du doch kein Risiko ein, oder traust Du Deiner Freundin doch nicht so weit, wie Du tust?“ Ok, das Argument zog. Velaya schlug in seine Hand ein, die Wette galt.
Die beiden Heldengruppen feuerten ihren jeweiligen Favoriten an. Anfangs war es auch sehr spannend, aber als sie nach 10 Minuten immer noch unentschieden da saßen, ließ die Begeisterung langsam nach. Nach fünf weiteren Minuten beschlossen Nilfton und Velaya, ihre Arbeit nebenbei fortzusetzen, gingen ein Stück zurück, beobachteten die Szene weiter, tauschten aber inzwischen flüsternd ihre Informationen aus.
Sera Na stand bei Chester. Sie flüsterte ihm zu: „Kalryssia gibt nicht auf. Niemals! Eher bricht der Tisch unter ihnen zusammen. Die kämpft auch sonst bis zum letzten Blutstropfen.“ Der Hüter sagte: „Puh... Dann wird das noch länger dauern. Unser Kamerad gibt auch niemals auf. Na, dann kann ich mir ja noch einen Stängel anzünden. Gehst Du mit in den Akademie-Garten?“ Die Nachtklinge winkte ab: „Nein, danke, als Dunmer habe ich einen empfindlichen Geruchssinn und der Qualm von dem Zeug stinkt furchtbar. Nix für ungut.“
Korn hatte sich eine Flasche Schwarzgebrannten aus seinem Rucksack geholt. Jadzia ahnte, woher er seinen Spitznamen hatte. Er bot ihr auch ein kleines Glas an. Sie fragte vorsichtig: „Ist das Zeug gefährlich?“ Er meinte: „Du kannst es ja mit Wasser verdünnt testen. Ist zwar eine fürchterliche Sünde, das zu panschen, aber...“ Die Templerin schaute ihn demonstrativ böse an, nahm ihm die Flasche und das Schnapsglas weg und füllte sich das Glas bis knapp unter den Rand. Doch als es ums Trinken ging, zögerte sie. Anstatt es herunter zu kippen, nippte sie doch erst einmal vorsichtig daran. Puh, der Fusel brannte in der Kehle. Das wollte sie nicht austrinken, wollte aber auch nicht als Weichei da stehen. Sie zeigte in Richtung Kalryssia und sagte zu dem Krieger: „Guck mal!“ und während er der Aufforderung folgte, kippte sie den Fusel in einen nahe stehenden Blumentopf. Als Korn sich wieder umdrehte, stand die Temperin mit dem leeren Glas da, leckte sich die Lippen und meinte: „Lecker! Guter Stoff!“„Magste noch was davon?“ fragte der Krieger grinsend, der sehr wohl verstanden hatte. Sie winkte ab: „Nee laß' mal lieber, ich bin sonst morgen nicht einsatzfähig.“
Schließlich wurde es spät. Alle sahen ein, daß man zu Bett gehen müßte, damit am nächsten Morgen alle fit genug waren für ihre nächste Reise. Alle? Nein, nicht alle. Kalryssia saß immer noch mit ihrem neuen Freund armdrückend am Tisch. Es stand immer noch unentschieden, so wie schon die ganzen 2 Stunden zuvor. Fareniel quittierte diese - aus ihren Augen - Sinnlosigkeit mit einem Achselzucken und ging als erstes zu Bett, Die anderen taten es ihr schon bald nach. Zurück blieben zwei armdrückende Dickköpfe, von denen keiner nachgeben wollte.
Am nächsten Morgen waren alle einigermaßen ausgeschlafen. Nur Kalryssia lümmelte sich noch lustlos im Bett herum und kam nicht so recht in Schwung. Vermutlich bot sich bei der Männergruppe ein ähnliches Bild mit deren Drachenritter. Fareniel schüttelte den Kopf, als sie darüber nachdachte und kam zu dem Schluß, Drachenritter müßten wohl so sein, sonst wären sie nicht, was sie sind. Aber die beiden waren schon besonders... seltene Exemplare. Man sollte ein Buch über sie schreiben. Die Hüterin mußte grinsen, als sie daran denken mußte.
Velaya grinste auch süffisant, als sie Kalryssia fragte: „Und? Wer hat gewonnen?“. Die brummelte nur... „Keiner. Wir wurden beide zur selben Zeit zu müde für den Blödsinn und haben entschieden, das zu vertagen. Der Vernunft halber... Ich sag's Dir, der ist vom selben Kaliber, wie ich! Genau richtig für den Job hier.“
Jadzia nickte zustimmend und meinte: „Das trifft auch für die anderen zu, die Du jetzt auch besser kennen würdest, wenn Du nicht den ganzen Abend mit Armdrücken verplempert hättest.“ Sera Na quittierte den Seitenhieb mit einem gackernden Lachen und bekam dafür einen Ellbogen-Knuff in die Seite. Die Drachenritterin bewegte ihren rechten Arm kreisend und klagte: „Au Mann, mir tut der Arm weh. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so einen Muskelkater hatte... Aber erzählt das bloß nicht den Männern, ich sag's Euch, ich beiß' Euch den Kopf ab!“ Velaya fragte: „Hast Du ihn während des Armdrückens wenigstens einmal nach seinem Namen gefragt? Du willst ihn doch sicher nicht die ganze Zeit 'den namenlosen Helden' nennen, oder?“ Kalryssia nickte und sagte: „Natürlich habe ich das. Wofür hältst Du mich? Er heißt...“ in dem Augenblick schwang plötzlich die Tür auf. Eva Steinherz stand in der Tür und rief: „AUFSTEHEN! FRÜHSTÜCK!“ Na, das ließen sich die Frauen nicht zweimal sagen. Sie sprangen auf und stürmten den Speisesaal, wo sie auch wieder auf die Herrentruppe trafen.
Dort wurde Sera Na nahe des Eingangs von Chester begrüßt, der ganz offensichtlich einen Narren an der Dunkelelfin gefressen hatte. Er zwinkerte ihr zu und flüsterte: „Was hat Eure Kampfdrohne nur mit unserem Boss gemacht? Dem tut der rechte Flügel weh, daß er ihn kaum bewegen kann. Aber Pssst... eigentlich darf ich Euch das gar nicht sagen, sonst...“ Sera Na prustete nur und ging lachend zum Eßtisch, verfolgt von den fragenden Blicken eines bretonischen Hüters. Es fiel vermutlich nur der Nachtklinge auf, daß ZWEI gewisse Drachenritter an diesem Morgen etwas umständlich fast nur mit der linken Hand aßen und tranken...
Fareniel, Velaya und Nilfton saßen beim Essen beisammen. Fareniel fragte: „Ihr habt doch einen Haufen Informationen ausgetauscht. Wie geht es denn nun weiter?“ Nilfton antwortete: „Meine Gruppe muß erst einmal das Drachenauge bergen. Nach einer Menge Büchern hat sich herausgestellt, daß es wahrscheinlich in einem Drachengrab in Labyrinthion ist. Derzeit dient es dazu, zu verhindern, daß der Drache als Untoter, als Skelettdrache wieder aufersteht.“ Die Waldelfin stutzte und entgegnete: „Das ist doch gefährlich. Was, wenn der Drache dann wieder sein Unwesen treibt?“ Der Kaiserliche antwortete: „Ich habe einen Plan und werde versuchen, ihn zu bannen, bevor wir das Drachenauge an uns nehmen, damit er nicht aufersteht. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht, ich habe schließlich kein Versuchsobjekt. Aber theoretisch müßte es klappen.“
Nilfton, Chester, Korn, Diego und der Drachenritter, dessen Namen wir immer noch nicht kennen, schauten für einen Moment schweigend in die Leere. Erinnerungen kamen ihnen hoch an eine frühere Geschichte, in der sie bereits gegen drei einzelne Drachen haben kämpfen müssen. Das aber war zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Also nicht auf dem Kontinent Tamriel. Die Drachen aus jener Geschichte waren außerdem lebendig und nicht nur aus untoten Knochen bestehend. Es war anzunehmen, daß sie gegen einen untoten Drachen anders vorgehen müßten, aber Erfahrungen mit sowas hatten sie nicht. „Hoffentlich müssen wir dafür nicht auch wieder ein Amulett beschaffen, das wir mit mystischen Kräften füllen müssen, um den Knochendrachen bezwingen zu können.“ sagte der für uns immer noch Namenlose zu seinen Leuten. „Das können wir nämlich nicht auch noch brauchen...“ Sie nickten und schauten noch eine Weile schweigend und gedankenverloren ins Leere.
Velaya unterbrach das Schweigen schließlich und meinte: „Die Schattenfürsten sind weitaus gefährlicher für Nirn, als so ein Skelettdrache. Sie saugen der Welt die Lebensenergie ab. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Nirn Kalthafen immer ähnlicher wird.“ Die Hüterin nickte: „Ja, es hat schon begonnen. Wir konnten ja sehen, daß die Bäume vorzeitig die Blätter verlieren und sogar die Nadelbäume ihre Nadeln abwerfen. Inzwischen ist auch das Gras betroffen und die Blumen verwelken zu früh. Die Natur leidet!“Die Bretonin fuhr fort: „Dann sind wir uns ja einig. Ein entlaufener Skelettdrache würde nicht die ganze Welt gefährden. Er wäre nur ein gefährliches Ärgernis, wofür wir beizeiten eine Lösung finden würden.“
Nilfton erklärte weiter: „Wenn wir also das Drachenauge haben, werden wir zur Leeren Stadt gehen und mit Meridia sprechen. Bisher wußten wir nicht, daß sie dort eine Stadt behütet. Danke für die Info, das hat uns echt weiter geholfen.“ Die Waldelfe hakte nach: „Womit willst Du den Knochendrachen denn bannen?“ Der Magier antwortete: „Da hatte Chester die zündende Idee. Wir kombinieren Hüter-Naturmagie mit der dunklen Magie eines Magiers. Das wird eine Reihe sehr langsam ablaufender Bann-Runen, ein abgewandelter Dunkler-Fluch-Zauber also, der das gesamte Drachengrab umfassen wird. Die Runen werden aus besonderer magischer Kreide bestehen gemischt mit Chesters Krautstengel-Pulvermischung. Das sollte einige Jahrhunderte bestand haben, wenn alles klappt.“
Fareniel verstand: „Aha, wir verlagern das Problem also nur um Jahrhunderte in die Zukunft und wenn dann jemand Labyrinthion betritt, und der Bannzauber abgeklungen ist, wird der Knochendrache erwachen und dann die Welt heimsuchen... Das ist eine verantwortungslose Idee, eine tickende Zeitbombe!“ Velaya meinte: „Darüber haben wir gestern schon ausführlich diskutiert. Es gibt im Moment wohl keine bessere Lösung, die wir auch noch sofort umsetzen können. Wenn wir das Risiko nicht eingehen, müssen wir fünf das alleine angehen und sind dann eventuell zu langsam, bis wir alle drei Schattenscherben haben und die Namen kennen. Bis dahin kann Nirn schon komplett transformiert sein. Mit einer zweiten Gruppe kommen wir deutlich schneller ans Ziel. Außerdem gibt uns das einen Plan B. Falls eine Gruppe versagt, muß die andere weiter machen.“
Der Kaiserliche verteidigte die Idee: „Jede Zeit hat ihre eigenen Probleme. Wir müssen JETZT dafür sorgen, daß unsere Nachfahren überhaupt ein bewohnbares Nirn haben werden. Der Skelettdrache wird damit zu einem Problem ihrer Zeit, um das sie sich selbst kümmern müssen. Wir werden Warnungen hinterlassen.“ Velaya nickte: „Ich werde ein Bardenlied komponieren und die Barden damit beauftragen, das Lied und die darin enthaltene Warnungen in die Zukunft zu tragen. Am besten, wir nutzen unsere Kontakte zur Stadt Einsamkeit und lassen die dortige Barden-Akademie dafür sorgen, dass dies zu einer Legende wird und von ihnen für die Zukunft bewahrt wird.“
Vanus Oberon, der Erzmagier, kam wie bestellt hinzu und wandte sich an die beiden Magiere Velaya und Nilfton: „Ich habe die halbe Nacht damit verbracht, einem kleinen Hinweis zu folgen, der in den Büchern über das Drachenauge vermerkt war. Und ich wurde fündig. Das Drachenauge ist kein Einzelstück, sondern gehört zu einem Set. Das dazugehörige Stück ist wie das Drachenauge ebenfalls ein riesiger Rubin und wird in den Schriften als Dämonenauge bezeichnet. Es wurde der Legende nach ebenfalls von Akatosh geschaffen; er wollte mit diesem Artefakt andere Daedra-Fürsten überwachen. Zu zweit sind die beiden Rubine weitaus mächtiger, als ein Teil alleine. Sie waren einmal in einem einzigen Artefakt vereint, doch wurde es geteilt und die Teile an verschiedenen Orten versteckt. Über den Verbleib der Fassung konnte ich nichts finden, aber die könnte ein guter Schmied wohl aus magischem Material auch herstellen.Wichtig sind die beiden Rubine.“ Er ließ den Zuhörern Zeit, das Gehörte zu verarbeiten, bevor er fortfuhr.
„Die beide Augen in einem Artefakt vereint, wären eine Waffe gegen die Schattenfürsten, die in der Macht dem Ankh wohl ungefähr gleich kommt. Das Drachenauge wäre die aktive, offensive Komponente, das Dämonenauge die passive, defensive und schützende. Aber...“ er schaute plötzlich ernst, hob den Zeigefinger und ließ seine Worte erst einmal wirken.
Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens, das Nilfton durchbrach: „'Aber' bedeutet, die Sache hat einen Haken, richtig?“ Der Erzmagier nickte: „Dieses Artefakt ist von seiner Natur her weder gut noch böse und kann im Gegensatz zum Ankh auch zum Bösen eingesetzt werden. So, wie Akatosh erschaffen kann, kann er auch seine Schöpfung wieder vernichten. So ist das auch mit diesen beiden Augen. Wenn Ihr dieses Artefakt wieder vereint, übernehmt Ihr damit große Verantwortung. Es wurde nicht ohne Grund geteilt und an verschiedene Orte verbannt.“
Chester hatte die Unterhaltung mit bekommen und fragte: „Wo befindet sich das Dämonenauge?“ Vanus Oberon antwortete: „Darüber habe ich noch nichts gefunden. Während Ihr das Drachenauge bergt, suche ich in unserem Archiv weiter nach Hinweisen. Vielleicht findet Ihr auch in Labyrinthion die entscheidenden Informationen, also haltet die Augen auf!“
Jadzia meinte: „Was wäre als magisches Material geeignet? Aetherium? Davon haben wir nur noch wenig übrig.“ Vanus nickte: „Aetherium wäre sicher gut geeignet. Leider verraten die Quellen nicht viel über die Original-Fassung. Da Aetherium eine Legierung der Dwemer ist, hat Akatosh aber sicher kein Aetherium verwendet. Nun, Ihr habt sowieso zu wenig davon, also müssen wir uns was anderes einfallen lassen.“
Kalryssia widersprach: „Wir haben vielleicht zu wenig Aetherium für eine Fassung, die komplett daraus besteht, aber für einen dünnen Überzug reicht das noch, was wir haben. Die Oberfläche bestünde also komplett aus Aetherium. Der Kern darunter könnte z.B. aus gut formbarem Silber bestehen; das auch noch gut Magie leitet. Mit den Erfahrungen, die wir bei der Herstellung des Ankhs gemacht haben, sollten wir das hinbekommen. Wir lösen das Aetherium in einer Säure auf und verwenden die Silberfassung auf der einen Seite und einem Kupferstab auf der anderen Seite verbunden mit einem leitenden Draht. Dann schicken wir Energie hindurch. Das in der Säure gelöste Aetherium wird sich an der Oberfäche des edleren Metalls, also des Silbers, anlagern. Ich bin nicht so gut im Erklären, also entschuldigt, wenn das eben unverständlich war. Unsere Meisteralchemistin Sera Na wird eine geeignete Säure dafür ermitteln, um den Rest kümmere ich mich.“
Jadzia, ebenfalls Meisterschmiedin, hakte nach: „Was für eine Energie willst du dafür verwenden? Magicka?“ Kalryssia antwortete: „Ich habe sowas früher schon einmal erfolgreich mit einer Dwemer-Batterie gemacht. Sowas müssen wir bergen. Oder Pläne finden, die uns zeigen, wie man so einer Batterie herstellt.“ Der Erzmagier nickte zufrieden: „Das klingt nach einem Plan und sollte funktionieren. So machen wir es! Aber erst einmal muß die Männergruppe das Drachenauge finden, und wenn möglich danach das Dämonenauge.“
Und mit diesen Plänen im Kopf brachen vier der Männer auf nach Labyrinthion. Diego verblieb in der Akademie von Winterfeste, um bei der Suche nach dem Dämonenauge zu helfen. Die fünf Frauen wünschten ihnen Glück und hauchten ihnen zum Abschied noch einen motivierenden Kuss auf die Wangen. Für die Frauen verging der Tag in den Archiven der Akademie von Winterfeste. Sie mußten herausfinden, wo mögliche Verstecke für die beiden verbliebenen Schattenscherben sein könnten. Die heißeste Spur war das Buch, das sie in den Schwarzweiten neben der ersten Schattenscherbe gefunden hatten. Dies nahmen sich Velaya und Vanus Oberon vor.
Für unsere Heldinnen war das nächste Ziel klar; sie wollten sich um die Energiequelle für die Herstellung der Fassung kümmern. Sera Na meinte: „Wenn ich damals geahnt hätte, daß wir so etwas einmal brauchen könnten, hätte ich Yagrum Bagarn fragen können, als wir ihn trafen.“(1) Fareniel kannte diesen Teil der Geschichte nur von den Erzählungen am Lagerfeuer; sie stieß erst nach diesen Ereignissen zur Gruppe hinzu. Die Waldelfin fragte: „Wissen wir, wo der Dwemer jetzt ist?“ Sera Na antwortete: „Er hatte vor, nach Morrowind zu gehen. Ich hatte ihm dazu geraten, die Telvanni-Magier um Rat zu fragen, damit sie ihm helfen, seine Corpus-Krankheit zu heilen. Mit dem Teleporter hätte er nach Mzanchend auf Vvardenfell reisen können; der Teleporter hatte dort einen Zielpunkt gefunden. Danach wollte er einen Weg finden, mit den Telvanni in Kontakt zu treten, ohne sie mit seiner Krankheit zu infizieren.“
Kalryssia meinte dazu: „Wir wissen doch gar nicht, ober er schon von den Ruinen unter Markarth dorthin gereist ist, oder ob er in seinem alten Zuhause noch nach Lösungen sucht. Ich hatte nicht den Eindruck, daß es ihm auf ein Jahrhundert hin oder her ankäme.“ Sera Na wiederum fand: „Wir sollten uns trotzdem in Mzanchend umschauen. Egal, ob wir dort den Dwemer finden, eine fertige Batterie oder auch Pläne dafür, unsere Mission wäre erfüllt.“ Velaya stimmte Sera Na zu: „Sie hat Recht. Dort können wir drei Optionen verfolgen, in einer anderen Ruine nur zwei, nämlich eine fertige Batterie oder Pläne. Yagrum Bagarn finden wir anderswo wohl eher nicht. Und in den Bereich unterhalb Markarth werden wir nicht noch einmal hinein kommen, da ist alles verfallen und die Ausgrabung der eingestürzten Zugänge ist eine Aufgabe für künftige Archäologen.“
„Kalryssia, wie sieht denn so eine Dwemer-Batterie eigentlich aus und was bedeutet dieses seltsame Wort?“ wollte die Templerin wissen. Die Drachenritterin antwortete: „Eigentlich müßte man es 'Besondere Aufladbare Technische Topfkonstruktion, Energie-Reiche Ideale Energiequelle' nennen, aber das ist etwas sperrig. Daher nenne ich das Ding kurz BATTERIE. Im Prinzip sieht das wie eine Dwemer-Urne aus. Innen war eine aggressive Säure, die mir eine schmerzhafte Erfahrung einbrachte, außerdem ein Kupferstab, der am Deckel befestigt war und ein Metallsand im Topf. Als ich den Deckel in den Säurezylinder hineinschob, entstand eine Energie, die mir einen schmerzhaften Schlag verpaßte. Die in der Nähe befindlichen Metallteile und die Dwemer-Werkstatt zeigten mir, wofür das Ding gut war. Einige Teile waren noch Rohlinge, die aber nach der langen Zeit Rost angesetzt hatten, andere hatten bereits einen metallischen Überzug, der sie vor Rost schützte. Wieder andere Teile waren aus der typischen Dwemer-Legierung.“
(1) Yagrum Bagarn, der wahrscheinlich letzte Dwemer. Siehe meine Kurzgeschichte „Drachenhaut“ und das Spiel Morrowind.
Jadzia nickte: „Du scheinst im Prinzip zu wissen, wie diese Batterie funktioniert. Kannst Du trotzdem keine nachbauen?“ Kalryssia antwortete: „Ich könnte es versuchen, wenn wir keinen Erfolg auf unserer Suche haben, ich weiß allerdings nicht, was für einen Metallsand und für eine Säure sie verwendet haben. Solange man den Kupferstab nicht hinein schob, floß keine Energie und die Batterie verbrauchte sich nicht. So lagen die Deckel mit den Kupferstäben im Dwemer-Lager auch alle neben den Batterieurnen und die Urnen waren mit Deckeln vor Schmutz geschützt.“
Die Rothwardonin meinte dann: „Aber wenn es dieses Lager gibt, weißt Du doch, wo wir solche Batterien finden, oder?“ Die Kaiserliche entgegnete: „Natürlich, aber laß' uns erst einmal Sera Na's Plan verfolgen. Sollten wir auf den Yagrum Bagarn stoßen, kann der uns alles ganz genau erklären und wir stellen die in Zukunft selbst her, ganz ohne schmerzhafte Fehlschläge bei eigenen Experimenten. So ein Energieschlag ist nicht angenehm, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Daher bin ich auch nicht scharf auf zeitraubende Experimente mit Versuch und Irrtum.“
Sera Na war inzwischen nicht untätig geblieben. Sie wußte, daß sie sich vor Yagrum Bagarn's Corpus-Krankheit schützen mußten. Sie hat ihre Aufzeichnungen von damals heraus gesucht und einige der bereits bewährten Schutztränke hergestellt. Die würden sie dringend brauchen, wenn sie den Dwemer tatsächlich finden. Ansonsten würden sie ebenfalls an der Krankheit erkranken.
Nun, wo alles vorbereitet war, was sie schon vorbereiten konnten, brachen sie auf nach Mzanchend. Zunächst nahmen sie den Teleporter nach Vivec und den Schlickschreiter nach Nordosten. Von dort aus ging es mit ihren Reittieren zur Dwemer-Ruine. Vor der Ruine wachten einige Dwemer-Konstrukte über die Anlage. An denen mussten sie natürlich vorbei.
Die fünf Frauen schauten sich nur kurz an und jede wusste, was sie zu tun hatte. Die Dwemer-Wachen hatten gegen das eingespielte Team keine echte Chance. Es dauerte nur einige Minuten, bis auch der letzte Wächter fiel. Da sie nicht lebendig waren, hatten die Heldinnen auch nicht viele Skrupel deswegen. So, wie sie die Dwemertechnologie kannten, würden bald schon einige Reparaturdrohnen kommen, die Trümmer einsammeln und die Konstrukte wieder reparieren.
Im Inneren der Anlage gab es erwartungsgemäß weitere Konstrukte. Auch die hatten keine große Chance, so gibt es darüber nicht viel zu erzählen. Lediglich die Zenturios machten den Frauen mehr Mühe. Doch sie kämpften nicht zum ersten Mal gegen Zenturios und wussten, daß sie dem heißen Dampf aus dem Weg gehen mussten. Ansonsten war der Schwachpunkt der Zenturios deren Trägheit. Die Kämpferinnen hatten in früheren Begegnungen gelernt, daß man sie leicht ausmanövrieren konnte.
Um sich in Ruhe in Mzanchend umschauen zu können, setzten sie erst einmal alle Wachen außer Gefecht. Die ersten Reparaturspinnen kümmerten sich um die Trümmer; die Frauen ignorierten sie erst einmal. Nun gingen sie alle Gänge ab, doch sie fanden nichts, was offensichtlich wäre. Dwemer-Batterien lagerten hier jedenfalls keine, es gab auch keine Kammer, in denen Yagrum Bagarn bereits auf sie wartete. Das konnte nun bedeuten, daß er noch nicht hierher gereist war, oder aber es gab hier verborgene Bereiche.
Velaya hatte immer noch den Dwemer-Steuerstab in ihrem Besitz und sie hatte ihn natürlich nach Mzanchend mitgenommen. Als sie durch die Gänge streiften, zielte sie auf verschiedene verdächtig nach Schaltern aussehende Strukturen, jedenfalls auf die, deren Zweck nicht offensichtlich war. Sie hoffte auf einen Glückstreffer und sie hatte damit Erfolg, nachdem sie lange genug damit herumgefuchtelt hatte.
Eine Wand öffnete sich, die zuvor massiv ausgesehen hatte. Dahinter befand sich eine kleine Werkstatt für Dwemer-Konstrukte, die zweifellos dazu verwendet werden konnte, beschädigte Konstrukte zu reparieren oder neue zu bauen. Mehrere Alkoven konnten reparaturbedürftige Konstrukte aufnehmen. Es gab auch Tische, die an Werkbänke erinnerten. An den Wänden befanden sich auch Regale aus Dwemer-Metall mit zahlreichen Ersatzteilen, ähnlich, wie sie es schon in anderen Dwemer-Bauten gesehen hatten. Es lagen auch einige Stapel Barren aus dem rotbronzefarbenen Dwemer-Metall in den Regalen.
Doch was Kalryssia mehr interessierte waren die Dwemer-Urnen. Sie begutachtete diese und fand darunter tatsächlich einige funktionsfähige Dwemer-Batterien, die die fünf Frauen in ihrem Gepäck verstauten. Kalryssia war am Nachbau dieser Batterien interessiert und nahm daher auch einige Rohlinge und Komponenten zur Untersuchung mit. Wenn ihnen der Nachbau gelänge, hätten sie ein Patent, das ihnen ihren Lebensunterhalt dauerhaft sichern würde.
Velaya, Kalryssia und Fareniel in Mzanchend vor einem Regal mit Dwemer-Batterien
Sie hatten nun, was sie wollten. Velaya schloss die Wand wieder hinter ihnen mit dem Steuerstab und machten sich auf den Rückweg.
Während die fünf Heldinnen in Mzanchend zugange waren, arbeiteten die Magiere der Akademie daran, den Aufenthaltsort des Dämonenauges in Erfahrung zu bringen. Sie schickten Depeschen zu mehreren Niederlassungen der Magiergilde, doch es kam keine verwertbare Antwort zurück. Es gab zwar Schriften, in denen etwas über das Dämonenauge zu finden war, aber diese Schriften kannte Vanus Oberon inzwischen schon, da er Abschriften davon in der Akademie von Winterfeste hatte.
Die Bibliothek der Akademie von Winterfeste war ein Labyrinth aus Schatten und Wissen. Staub tanzte in den Strahlen fahlen Lichts, das durch hohe Bogenfenster fiel, während das Summen arkaner Schutzrunen die Luft erfüllte. Diego stand am Rand eines massiven Eichentisches, eine Goldmünze wirbelte zwischen seinen Fingern, doch seine Augen waren wachsam, fast lauernd. Vor ihm saß Vanus Oberon, der Erzmagier, über ein altes Pergament gebeugt, dessen daedrische Schriftzeichen im Kerzenschein glühten.
„Nichts“, murmelte Vanus, seine Stimme schwer vor Frustration. „Die Schriften der Magiergilde sind nutzlos. Das Dämonenauge bleibt ein Schatten, selbst für uns.“ Er hob den Blick, seine goldenen Augen funkelten. „Nach dem Fiasko mit der Schatulle und den Schattenscherben sollte man meinen, wir wären besser vorbereitet.“
Diego hatte überlegt, wie er seine Freunde unterstützen konnte, um sich für seine Rettung aus seiner misslichen Lage am Pranger in der Stadt Ebenherz zu revanchieren. Zu diesem Zweck war er zur Akademie von Winterfeste gereist und hatte sich als „Freund und Verbündeter von Velaya“ vorgestellt, um zu Erzmagier Vanus Oberon vorgelassen zu werden. Diego’s Gedanken drifteten einen Moment ab. Er mußte an die Ereignisse in Ebenherz denken, als Velaya und ihre Freunde ihn mit ihrem Ankh aus dem Bann des Schattenfürsten und aus dem Pranger befreiten
Diego hatte eine Idee und wandte sich bei der ersten passenden Gelegenheit an den Erzmagier, während er beiläufig mit der Münze spielte, sie in die Luft warf und sie mit einem leisen Klacken wieder auffing. „Vielleicht sucht ihr am falschen Ort, Erzmagier. Ein Juwel wie das Dämonenauge liegt nicht in einer Gruft und wartet auf Gelehrte. Grabräuber – oder jemand mit mehr Gold als Verstand – könnte es längst in einer Privatsammlung versteckt haben.“
Vanus’ Stirn legte sich in Falten, doch seine Miene verriet, dass er die Möglichkeit nicht ausschloss. „Eine Privatsammlung? Das würde erklären, warum es verschwunden ist. Das wäre nicht das erste Artefakt, das auf diese Weise der Forschung vorenthalten wird. Aber wenn das so ist, stehen die Chancen schlecht, das Juwel zu finden.“
Diego grinste, seine Stimme glitt in die samtige Sprechweise eines Mannes, der die Unterwelt besser kannte als die Oberfläche. „Ich kenne jemanden in Hews Fluch, der flüstert, wenn das Gold stimmt. Ein alter Gefallen, ein paar Türen, die sich öffnen… Sagen wir, 75.000 Septime und ein paar Tränke – mit einem Hauch Mondzucker, meine Kontakte in Hews Fluch lieben so was.“ Vanus darauhin: „Ein teurer Geschmack, Bretone. Die Schattenfürsten warten nicht! “
Diego hatte sich beim Erzmagier bei seiner Ankunft vorgestellt. Vanus Oberon wußte also über Diego Bescheid und wunderte sich daher nicht lange. Vanus’ Blick verengte sich, doch die Erinnerung an die Schattenscherben, die aus jener verfluchten Schatulle entkommen waren, ließ ihn zögern. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Bretone. Die Schattenfürsten dürsten nach solchen Artefakten. Wenn das Dämonenauge in falschen Händen ist, könnte es sie direkt zu uns führen.“ Der Erzmagier musterte den Meisterdieb mit einem langen Blick und fuhr fort: „In Ebenherz haben wir gesehen, wozu die Schattenfürsten fähig sind. Wenn das Dämonenauge in falschen Händen ist, könnte es sie stärker machen.“
„Dann sollten wir schneller sein“, erwiderte Diego, doch ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Hews Fluch war ein Schlangennest, wo Verrat so alltäglich war wie der Wind über der Wüste. Er hatte dort einst Schulden beglichen – und Feinde gemacht. „Ich brauche das Gold und die Tränke. Der Rest ist meine Sorge.“
Vanus schob seufzend einen schweren Beutel über den Tisch, sein Blick bohrte sich in Diego. „Sei vorsichtig. Das Dämonenauge ist keine Trophäe. Wenn es so mächtig ist wie das Drachenauge, trägt es Akatoshs Willen – und seine Zerstörungskraft. Sprich wegen der Tränke mit unseren Alchemisten. Erkläre ihm, was Du haben willst. Sag’ ihm, dass ich Dich schicke.“
Diego bekamt das Gold, allerdings nicht ohne einen protestierenden Blick des Erzmagiers. Der Bretone entgegnete: "Komm schon, Vanus,... die Magiergilde ist doch sonst auch nicht zimperlich, wenn’s um Schmiergeld oder Assassinen geht, um ihre Ziele zu erreichen. Das läuft bestimmt hier nicht anders, als in der Gefängniskolonie, in der ich früher einmal war.“
Diego steckte das Gold ein, die Münze verschwand in seiner Tasche. „Ich bin immer vorsichtig, Erzmagier.“ Doch als er die Bibliothek verließ, spürte er die Kälte der Schatten, die über Nirn krochen, fast so, als ob das Dämonenauge ihn bereits beobachtete. Hews Fluch wartete – und mit ihm die Diebesgilde, die niemals etwas umsonst tat.
Korn, Chester, Nilfton und der schweigsame Drachenritter, dessen Namen wir immer noch nicht erfahren haben, erreichten Labyrinthion. Sie mußten dabei einen langen Fußmarsch in Kauf nehmen, denn der nächste Wegschrein liegt etliche Kilometer von dort entfernt. Schließlich erreichten sie die Ausläufer von Labyrinthion. Der Marsch durch den Schnee hatte sie ermüdet, doch die zerklüfteten Runensteine, die wie Wächter aus dem Frost ragten, zogen ihre Blicke an. Ihre alten Symbole schimmerten im Dämmerlicht und deuteten auf verborgene Geheimnisse.
„Wo fangen wir an?“, fragte Chester und zog genüsslich an seinem glimmenden Krautstengel. Sie musterten die steinernen Bögen. Nilfton hob eine Hand, ein schwaches Licht flackerte, und murmelte: „Die Magie hier ist ungewöhnlich stark.“ Der Drachenritter nickte stumm, seine Rüstung blitzte kurz auf, während er vorausging.
Es gab nicht viele Lebewesen, die sich unter solchen Bedingungen wohl fühlten. Der Gruppe begegneten lediglich vereinzelte Bergziegen und einige Eistrolle. Nun, sie versuchten den Trollen aus dem Weg zu gehen, doch ab und an wurden sie von einem angegriffen und mußten sich wehren. Es machte keinen Sinn, die Trolle zu bekämpfen, und irgendwie wäre es auch nicht richtig, denn schließlich waren die vier Männer die Eindringlinge in deren Revier, das sie nur verteidigten.
Ein Grollen ertönte, und ein Eistroll griff an. Der Namenlose Held lenkte ihn ab, während Nilfton ihn mit einem Schlafzauber betäubte. Der Troll sank nieder, und Korn brummte: „Weiter, bevor mehr kommen.“ Und es kamen weitere Eistrolle.
Der Namenlose war der Tank der Gruppe und verstand es, die Trolle auf sich zu ziehen und Nilfton, der Magier der Gruppe, legte sie dann bei erster Gelegenheit mit einem Schlafzauber schlafen. Chester heilte inzwischen die Wunden der Gruppe und Korn sorgte dafür, dass kein Troll dem Heiler zu nahe kam. Es war nicht einfach, sie wollten die Eistrolle nicht unnötig grob anpacken, aber selbst auch nicht verwundet werden. Schließlich war es geschafft. Sie ließen die betäubten Eistrolle liegen und zogen weiter ihren Weg.
Es gab in dieser Gegend nur selten Niederschlag. Dafür hielt sich der Schnee sehr lange, so daß der Eindruck entstand, daß es hier häufig schneien mußte, doch dem war nicht so. Zum Glück, denn sonst wäre Labyrinthion längst unter Massen von Schnee begraben und unerreichbar ohne eine große Gruppe Arbeiter, die die Anlage freischaufeln konnte. Der Feuermagier Nilfton könnte dabei bei Bedarf helfen. Sollten sie sich irgendwo hin durcharbeiten müssen, würde der Magier die Aufgabe übernehmen, den Schnee mit Feuerzaubern wegzuschmelzen.
Labyrinthion in Himmelsrand. Von links nach rechts: Korn, Namenloser Drachenritter, Chester und Nilfton
Schließlich erreichten sie die ersten Ausläufer der ausgedehnten Anlage. Chester, der Hüter der Gruppe fragte: „Wo fangen wir an mit der Suche nach dem richtigen Zugang? Labyrinthion hat vermutlich mehrere Katakomben.“ Nilfton antwortete: „Wir sollten uns erst einmal einen Überblick verschaffen. Eine grobe Karte zeichnen wäre sinnvoll.“ Nun, das taten sie dann auch, was eine ganze Weile dauerte. Die Anlage war von Eistrollen bewohnt. Einige Eistrolle griffen, wie für sie typisch, im Rudel an. Dadurch war es der Gruppe nicht mehr möglich, sie zu verschonen und es gab ungewollte Verluste. Labyrinthion wurde von den Eistrollen offensichtlich als Wohnkolonie verwendet. Durch die häufigen Kämpfe zog sich die Erforschung der Ruinen sehr in die Länge.
Sie suchten nach einem Zugang und fanden so etwas wie ein provisorisches Lager. Einige Steintreppen führten zu dem Lager und dem Zugang zu Labyrinthion, die Gruppe war von einer ungünstigen Seite her durch das felsige Gelände gekommen und hätten es über die Treppe leichter haben können. Der steinerne Torbogen war mit Brettern vernagelt worden – vermutlich von Forschern, die wahrscheinlich auch das Lager errichtet hatten. Eine grob gezimmerte, aber robuste Tür hinderte vermutlich die dahinter lauernden Kreaturen, die Anlage zu verlassen und die Umgebung von Himmelsrand heimzusuchen. Die Eistrolle kannten die Gegend natürlich sehr gut und wußten, an welchen Stellen sie hinter die Mauern und wieder heraus kommen können. Vielleicht kannten sie auch ein unbekanntes Höhlensystem, das sie nutzten.
„Gehen wir einfach so durch die Tür hinein?“ fragte Korn mißtrauisch, er hatte in der Vergangenheit genug böse Überraschungen erlebt, so dass sein Mißtrauen verständlich war. Nilfton hob die Faust, das vereinbarte Signal, die Gruppe zu stoppen und still zu sein. „Zu riskant… Moment…“ Er wirkte zuerste einen Leben-entdecken Zauber und murmelte: „Da sind wohl weitere Eistrolle drinnen… Augenblick, ich versuche noch etwas...“ dann wirkte er einen Untote-entdecken-Zauber und ergänzte: „Da sind auch Untote drinnen. Von der Größe her würde ich auf Skelette tippen, aber auch einzelne Untote, die größer als ein gewöhnliches Skelett sind. Genauer kann ich das auf diese Weise nicht feststellen. Nur so viel, dass sich Untote und Eistrolle wohl nicht bekämpfen. Jedenfalls nicht im Augenblick.“
„Gut, wir sind so gut vorbereitet, wie wir sein können. Besser wird es nicht durch Abwarten.“ sagte der Drachenritter. „Wir müssen da rein! Sobald wir drin sind, versuchen wir zur Seite hin auszuweichen und die Gegner zu vermeiden oder wenigstens nicht alle gleichzeitig anzulocken. Macht Euch dennoch auf einen Kampf gegen eine Übermacht gefasst!“ Chester zog noch einmal an seinem Krautstengel und murmelte: „Treten wir die Tür mit einem lauten Rumms ein, oder versuchen wir, sie leise zu öffnen und verstohlen hinein zu kommen?“ Korn klopfte sich zweimal auf die Brust und meinte: „Eintreten, aber zackig! Meine Axt dürstet nach Kampf!“ Nilfton hingegen: „Kämpfen werden wir wohl auch so noch genug. Ich bin für leises Eindringen.“ Chester stimmte Nilfton zu, der Drachenritter hielt sich raus. Also war es entschieden. Sie gingen vor dem Eingang in die Hocke, bereit, die Tür leise zu öffnen und hindurch zu schleichen. „Reinschleichen wird nicht einfach mit einer klappernden Plattenrüstung…“ knurrte der Drachenritter. Und so machten sie sich bereit.
Inzwischen waren Kalryssia, Velaya, Jadzia, Sera Na und Fareniel in ihrem Haus in Kargstein, dem Domus Phrasticus nahe der Grenze zum Bürgerkriegsgebiet in Cyrodiil angekommen und machten sich an die Arbeit. Das Haus, gleich gegenüber den von Daedra okkupierten Überresten der Stadt Elinhir, war erfüllt vom Duft alter Pergamente und geschäftigem Treiben, während sie die Dwemer-Fundstücke untersuchten.
Kalryssia hatte sich ja früher schon einmal Gedanken gemacht über solche Batterien. Die Meisterschmiedin hatte also einen bescheidenen Wissensvorsprung, der den Heldinnen nun zugute kam. Sie wollten erst einmal herausfinden, was für Materialien die Dwemer dafür verwendeten. Dafür brauchte sie die Hilfe der Meisteralchemistin Sera Na.
Die Drachenritterin prüfte eine Batterie mittels ihrer berufseigenen Materialkunde. „Diese Legierung ist kein reines Dwemer-Metall“, sagte sie und runzelte die Stirn.„Dwemer-Metall leitet zu gut – vielleicht wollten sie erreichen, dass nur Fachleute sie handhaben können.“ Die Meisterschmiedin hatte bereits Vermutungen, was die Suche erheblich eingrenzte.
Die Dunkelelfin wußte genau, was sie für Reagenzien mischen mußte, um herauszufinden, was für Stoffe eine Materialprobe enthielt. Sie schlußfolgerte: „Ich finde Spuren von Mondstein und eine noch unbekannte Substanz – vielleicht eine alchemische Verbindung? Ich mache weitere Tests...“
Jadzia, ebenfalls Schmiedin, die sich aber auch gut auf die Herstellung von dekorativen Einrichtungsgegenständen verstand, töpferte inzwischen einige Urnen-Nachbauten, die später als Gehäuse für Batterienachbauten dienen sollten. Kalryssia begutachtete mit Anerkennung Jadzia’s Arbeit: „Gute Arbeit! Keramik als Isolator könnte wirklich sicherer sein.“ Jadzia quittierte das Lob mit einem Lächeln.
Die Dunkelelfin Sera Na bei der Arbeit am Alchemietisch
Jadzia hatte nämlich vermutet , daß die Gehäuse nicht unbedingt aus dem relativ mühsam zu beschaffenen Dwemermetall bestehen müßten, sondern daß auch Keramik funktionieren würde. Keramik als guter Isolator ist vielleicht sogar die bessere Wahl, als das Dwemer-Metall. Es ist anzunehmen, daß man die Original-Dwemerbatterien besser nicht anfassen sollte, während sie aktiv sind. Ein Keramik-Gehäuse wäre ungefährlicher in der Handhabung. Zumindest in der Theorie.
Velaya sah inzwischen die Post durch, die ein Bote vorbei gebracht hatte. Darunter war auch eine ziemlich offizielle Mitteilung von Königin Ayrenn, die Velayas Heldentruppe darauf aufmerksam machte, daß sie die Sommersend-Inseln seit einiger Zeit komplett für Besucher freigegeben hatte. Ayrenn wies darauf hin, daß es dort eine Menge für die Heldinnen zu tun gab und sie sich doch einmal mit ihrer Stellvertreterin, ihre Cousine Alwynarwe in Alinor in Verbindung setzen sollte. Das Schreiben wies sie gleichzeitig als Abgesandte der Königin aus, was ihr eine Menge Türen öffnen sollte.
Sie sollten dort auch nach Ayrenns zweiter Cousine Arwenarwe fragen. Diese hätte in der letzten Zeit nach der Öffnung von Sommersend ganz Tamriel bereist, um Kontakte zu knüpfen und diplomatische Aufträge zu erledigen. Arwenarwes Hauptauftrag war es, die Probleme der Allianzgebiete besser zu verstehen. Königin Ayrenn wünschte, daß sie auch unsere Heldinnen kennen lernen würde.
Da Velaya, Kalryssia und Sera Na bereits früher für Königin Ayrenn gearbeitet hatten, war nur zu verständlich, dass die Königin nach bewährtem Personal schickte, um die Probleme auf Sommersend zu lösen. Auch dort dürften die Aktivitäten der Schattenfürsten zu spüren sein, wie überall in Tamriel.
Inzwischen war Ayrenn klar, daß Molag Bal es war, der mit seinen Intrigen den Krieg der Allianzen aufrecht erhielt und es galt, einen Ausweg aus der Situation zu finden und Frieden zu schließen. Nachdem unsere Heldinnen Molag Bal mehrmals erfolgreich den Hintern versohlt hatte, waren sie die logische Wahl für die Lösung solcher Probleme.
Die Hüterin Fareniel, die bei diesen Aufgaben gerade nicht gebraucht wurde, kümmerte sich um das leibliche Wohl der Truppe. Sie war zwar keine Meisterköchin, wie Sera Na, doch sie verstand es, eine hervorragende Hausmannskost zusammenzustellen, die den Ansprüchen mehr als genügte. Es wurde Zeit für eine Schaffenspause. Nach der Mahlzeit würden sie ihre Arbeit fortsetzen.
Der erste Prototyp des Nachbaus war nahezu betriebsbereit. Bei einem sehr frühen Test hatte sich eine unheimliche, knisternde Entladung ereignet, so mußte der Versuch abgebrochen werden. Noch einige Überprüfungen, ein Sicherheitstest, dann könnte man einen weiteren Anlauf starten. Würde das Experiment gut gehen?
Diego, der Meisterdieb, war inzwischen in Hews Fluch angekommen. Die Hafenstadt konnte man wohl mit Fug und Recht als Piraten- und Schmugglernest bezeichnen. Diese Halbinsel am südlichen Ende von Hammerfell lag auch sehr günstig in der Nähe vieler Schiffahrtslinien; so war es auch kein Wunder, daß gerade hier die Diebesgilde ihr Hauptquartier unterhielt.
Der Bretone verlor keine Zeit und eilte zum versteckten Zugang des Hauptquartiers. Velsa, eine alte Bekannte, hatte sich auf einer Sitzbank in der Nähe niedergelassen und hob überrascht eine Augenbraue, als sie Diego erkannte: „Oh, welch seltener Besuch… Was treibt denn einen alten Gauner wie Dich in unsere Gegend?“ fragte sie den alten Haudegen. Diego antwortete: „Ich habe ein spezielles, aber auch profitables Anliegen. Wer ist denn derzeit Leiter der Gilde?“
„Zeira ist die derzeitige Gildenleiterin.“ antwortete Velsa mit einem etwas abfälligen Unterton. „Bist Du sicher, daß Du ausgerechnet mit ihr sprechen willst?“ Diego verstand sofort, daß die Dunmer nicht allzu viel von Zeira hielt. Aber er kannte Velsa auch lange genug, daß er wußte, daß sie selbst auch mitunter etwas schwierig war. Vor allem aber war sie spitzzüngig. Er würde sich sein eigenes Bild von Zeira machen. „Führe mich bitte zu ihr.“ antwortete er knapp auf ihre Frage.
Sie betraten also das kuppelförmige Tarngebäude und nahmen den Geheimgang zum Unterschlupf. Dort hatten sich einige Diebe zu einer Besprechung an einem großen Tisch versammelt. Diego und Velsa beobachteten die Szene einige Minuten. Velsa flüsterte: „Das links ist Zeira. Den Khajit Silberkralle kennst Du schon von früher. Die Hochelfin dort ist eine noch recht junge, aber vielversprechende Diebin namens Quen und der Argonier dort ist Schleicht-leise. Sag‘ Quen aber bloß nicht, daß ich sie vielversprechend genannt habe, sonst reiße ich Dir den Kopf ab, Diego!“ Die junge Hochelfin, die lässig auf dem Tisch saß, musterte Diego neugierig, während der Argonier an der Ecke des Tischs mit einem Dolch spielte.
Die Führungspersönlichkeiten der Diebesgilde von Hews Fluch: Zeira, Quen, Schleicht-Leise (hinter Quen) und Velsa
Der Bretone bedankte sich und schlenderte gelassen auf Zeira zu. Als Diego das letzte Mal hier war, war Nicolas noch Gildenmeister. Bei Gelegenheit würde er nachfragen, was aus ihm geworden sei, jetzt aber ging es darum, das Dämonenauge ausfindig zu machen. Velsa begleitete ihn zum Tisch und räusperte sich laut, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Gerade wollte sie den Gast ankündigen, da begrüßte ihn schon Silberkralle: „Diego, alter Freund. Dieser hat Dich ja schon lange nicht gesehen. Was treibt Dich denn in diese Gegend?“ Zeira schaute etwas irritiert.
Velsa nutzte die Gelegenheit für einen verbalen Seitenhieb: „Zeira, das ist Diego, ein Meisterdieb. Einer der Fähigsten überhaupt. Wenn er damals anwesend gewesen wäre, wäre vermutlich er Nicolas' Nachfolger geworden und nicht Du.“ Zeira verdrehte die Augen, ließ den Kommentar aber unkommentiert.
Silberkralle ergänzte: „Er war der Einzige, der es während der Regentschaft von Kaiser Varen Aquilarius je geschafft hat, eine der Schriftrollen der Alten aus dem Weißgoldturm zu stehlen und erfolgreich aus der Kaiserstadt heraus zu schmuggeln. Er gab sie den Mottenpriestern gegen ein saftiges Lösegeld zurück. Diego hatte zum Entsetzen der Priester angedroht, sich aus dem nahezu unzerstörbaren Material der Schriftrolle eine unzerstörbare Rüstung anzufertigen, sollten sie das Lösegeld nicht bezahlen wollen. Mit diesem Gold retteten wir unser marodes Hauptquartier vor dem Einsturz.“
Silberkralle wollte noch weitere Anekdoten aus alten Zeiten zum Besten gegeben, wurde aber von Diego unterbrochen. „Laß gut sein, alter Freund, dafür ist jetzt keine Zeit.“ Diego erklärte, weswegen er hier war. Dazu fasste er die Ereignisse mit den Schattenfürsten zusammen, damit die Gilde verstand, dass es auch um ihr Überleben ging und Profite warten mußten. Dabei erklärte er aber nur so viel, wie die Gilde für die Durchführung ihres Auftrags wissen mußte.
Diego erklärte: „Sollten die Schattenfürsten siegen, wird es keine Diebesgilde mehr geben, wie Ihr sie kennt. Nirgendwo in Tamriel - ja auf ganz Nirn nicht!“ Das gesuchte Dämonenauge dürfe bei der Beschaffung auf keinen Fall in die Hände der Schattenfürsten fallen, denn es wäre geeignet, ihre ohnehin schon enorme Macht noch zu vergrößern. Velsa verschränkte die Arme. „Und was ist dieses Auge genau?“ Diego lächelte schmal. „Gefährlich in den falschen Händen. Auch gefährlich für Euch. Das muss Euch reichen.“ Zeira runzelte die Stirn: „Wenn du Antworten willst, Velsa, hilf das Auge zu finden. Bis dahin hältst du dich zurück.“
Diego erwähnte auch Velaya und Kalryssia, die damals geholfen hatten, Nicolas als Cosh zu entlarven, dessen Verrat damals die Diebesgilde in Hews Fluch beinahe zerstört hätte. Zeira’s Lächeln verblasste, als Diego Nicolas’ Namen nannte. „Seine Schatten reichen weit...“, murmelte sie.