Dieser Ksardas war zwar kein Kothringi, sondern eindeutig ein Dunmer, aber auch er schloß schon einen faulen Handel mit den Vollkommenen Meistern und Durnehviir ab und hatte wohl eine Neigung dazu. Velaya konnte sich gut vorstellen, daß er mit Clavicus Vile einen ähnlichen Handel, wie bei den Kothringi schloß. Bei Clavicus Vile bedeutet das aber immer, daß ein Haken bei der Sache ist. Ksardas deutete ja an, daß er bei dem Handel mit den Vollkommenen Meistern und Durnehviir ebenfalls über den Tisch gezogen wurde. Das sähe Clavicus Vile jedenfalls ähnlich und es würde Velaya gar nicht überraschen, wenn Ksardas in Wahrheit auch so ein Skelett, wie die Kothringi des Dorfes Nimmerruh wäre und seiner momentane Erscheinung nur eine Illusion wäre.
Der Magier stand grübelnd vor einem Bücherregal und zog schließlich zwei Folianten heraus. Einen drückte er Velaya in die Hand, ein Buch nahm er sich vor. Sie studierten die interessanten Kapitel und markierten sich ihre Funde mit Lesezeichen, die zwischen den Buchseiten herausragten. Dafür brauchten sie einige Stunden. Schließlich diskutierten sie ihre Ergebnisse.
Ksardas kam zu dem Schluß, daß sie als nächsten Schritt ein mächtiges Artefakt erschaffen müßten, mit dem sie die Schattenfürsten wohl nicht vernichten konnten, aber wenigstens bannen, vertreiben und vielleicht sogar verletzen. Nach einen Weg zur Vernichtung der Schattenfürsten könnten sie danach noch suchen, das war sicher nochmal weitaus schwieriger. Die Angelegenheit hatte Ksardas' Ehrgeiz herausgefordert; er war plötzlich überraschend engagiert bei der Sache und dachte wohl, auch er könne noch etwas dabei lernen. Velaya konnte es nur recht sein.
Sie brauchten etwas, wovor sich die Schattenfürsten fürchteten, eine mächtige Gegenkraft. Dafür müßte schon das Artefakt selbst aus besonderen Materialien geschmiedet werden und später noch entsprechend geweiht werden. Das Schmieden selbst würde Stunden dauern, war aber dennoch das kleinste Problem. Kalryssia und Jadzia waren Meisterschmiede und Meisterverzauberer und auch Fareniel verstand sich seht gut aufs Schmieden. So könnten sie sich über mehrere Stunden regelmäßig ablösen und sich über den Vorgang beraten, bis das Ergebnis stimmte.
Das Finden der Rohstoffe hingegen würde schon schwieriger werden. Sie brauchten Silber, Dwemermetall, Malachit und... Aetherium als magischen Kathalysator und Kraftquelle. Außerdem Seelensteine und Animussteine. Aetherium war eine legendäre Legierung der Dwemer, dessen Bestandteile und Herstellung leider nirgendwo beschrieben wurden. Beschrieben wurde lediglich die Aetheriumschmiede in Himmelsrand. Es war also sinnvoll, diese ausfindig zu machen und sich vor Ort einmal umzusehen.
Velaya meinte: „Es gibt da jemanden, den wir vielleicht fragen könnten. Auf unseren Reisen in Wrothgar, in der Dwemer-Ruine Rkindaleft fanden wir einen Dwemer-Auditor oder wie man ihn nennen mag. Er war ein halbmechanischer Dwemer oder so etwas. Uns war nicht so recht klar, was er wirklich war, aber wir konnten mit ihm frei interagieren. Und er kannte sich mit der Dwemer-Technologie von Rkindaleft aus. Sein halbmechanischer Körper war defekt und er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. So saß er schon seit Jahrhunderten bewegungsunfähig auf seinem Stuhl. Er sagte uns, was wir tun sollten, um ihn aus dieser ewigen Verdammnis zu erlösen. Wir deaktivierten ihn gemäß seiner Anweisungen. Wenn wir die Schritte umgekehrt durchgehen und ihn so vielleicht wieder aktivieren können, kann er uns vielleicht Auskunft über dieses Aetherium geben.“
Für Ksardas klang das nach einem Plan: „Dann mach es so. Komm wieder, wenn Du Fortschritte verzeichnen kannst, ich studiere hier weitere relevante Folianten und bereite inzwischen die Pläne für eine geeignete Gußform für das Artefakt vor. Ich zeige Dir den Weg zu meinem Teleporter-Raum. Sobald Du ihn das erste Mal benutzt hast, wirst du von jedem anderen öffentlichen Wegschrein hierher teleportieren können. Bring' aber nicht unnötig Besuch mit, ich hasse Besuch!“ Velaya betrat den Teleporter und reiste in die Leere Stadt, um sich wieder ihren Gefährtinnen anzuschließen.
Velaya suchte in der Taverne der Leeren Stadt nach ihren Freundinnen, fand sie dort aber nicht. Auch auf dem Marktplatz wurde sie nicht fündig. Da konnten sie eigentlich nur noch bei Meridia in der Kathedrale sein und tatsächlich war es so. Das war praktisch, denn so erfuhr Meridia gleich die aktuellen Ergebnisse mit.
Nach erfolgter Erklärung machten sie sich wieder auf zum Teleporter und reisten nach Orsinum, der größten Stadt der Orsimer. Von dort aus ging es nach Norden, schließlich folgten sie einem wilden Flußlauf nach Osten, wo Rkindaleft lag. In der Dwemerruine mußten sie sich gegen zahlreiche Dwemer-Konstrukte wehren, die noch immer unermüdlich die Dwemerstadt gegen Eindringlinge verteidigten.
Sie arbeiteten sich rechts vom Ufer des durch Rkindaleft fließenden Baches bergauf vor, kamen schließlich zu dem Gebäude, in dem der Auditor seine Zentrale hatte. Sie fanden ihn so vor, wie sie ihn zurück gelassen hatten. Er saß immer noch zusammengesackt auf seinem Dwemerthron. Velaya erinnerte sich noch gut an die Schritte, die sie unternehmen mußten, um ihn zu deaktivieren. Sie gingen sie Schritt für Schritt rückwärts durch. Und es funktionierte tatsächlich; der Dwemer, wenn man ihn so nennen kann, wurde wieder reaktiviert. Für ihn war die Zeit still gestanden. Die Ereignisse vor seiner Deaktivierung lagen für ihn nur Sekunden zurück. Er schimpfte: „Es funktioniert nicht. Habt Ihr Euch nicht an meine Anleitung gehalten?“
Verwundert schaute er Fareniel an. Die war damals, als Velaya, Sera Na, Kalryssia und Jadzia ihn deaktivierten, nicht dabei gewesen und aus seiner Perspektive stand sie plötzlich vor ihm wie aus heiterem Himmel. Auch Fareniel machte große Augen. In ihrer Heimat Kalthafen gab es zwar Dwemerruinen, so kannte sie sie zumindest prinzipiell, aber einen halb-mechanischen Dwemer hatte sie noch nie gesehen.
Den Gefährtinnen gingen die Gedanken durch den Kopf. Wieviel von ihm natürlich war und wieviel mechanisch war für einen Laien nicht zu erkennen. Es war erstaunlich genug, daß er nach seiner Deaktivierung überhaupt nochmal reaktiviert werden konnte. Eigentlich hätte er tot und seine natürlichen Komponenten verwest sein müssen. Der Lebensfunke mußte irgendwie erhalten geblieben sein. Ein Geheimnis, das sie sicher nicht lösen könnten und auch nicht lösen müßten. Sie hatten andere Prioritäten.
Velaya faßte sich zuerst wieder und setzte den orientierungslosen Dwemer ohne große Umschweife ins Bild: „Die Deaktivierung hatte funktioniert, seitdem sind einige Monate ins Land gegangen. Wir mußten Dich reaktivieren. Es gibt für Tamriel lebenswichtige Fragen, für die wir Dein Wissen brauchen. Damals brauchtest Du unsere Hilfe, jetzt brauchen wir Deine.“ Der Auditor antwortete: „Interessant... für mich stand also nur die Zeit still? Ich habe mir den Tod anders vorgestellt. Irgendwie... endgültiger. Jetzt stelle ich mir die Frage, ob ich überhaupt am leben bin oder ob nur Programme und Dateien aus meinem Speicher verarbeitet werden und ich kann den Unterschied an nichts festmachen.“
Fareniel schaute ihn nur verwundert an und fragte „Pro… wie bitte?“ Kalryssia räusperte sich und erinnerte den Dwemer daran, daß sie wegen einer Mission hier waren: „Wir brauchen unbedingt Aetherium. Sagt Dir das was? Die Details ersparen wir Dir, es sei denn, du willst sie wirklich wissen. Nirgendwo sind Aufzeichnungen zu finden, die uns dessen Herstellung erklären. Es soll eine Aetheriumschmiede in Himmelsrand geben. Mehr konnten wir bisher nicht in Erfahrung bringen. Kannst Du uns da weiter helfen?“
Der Auditor überlegte einen Moment und meinte: „Ich muß einen Moment in meiner Datenbank suchen...“ „Datenbank…“ Das war wohl ein Begriff aus der Dwemersprache... was immer er damit auch meinte, Kalryssia konnte damit nichts anfangen. Der Dwemer hatte etwas gefunden: „Ah, da! Das, was Ihr Aetherium nennt... Ja, tatsächlich Himmelsrand. Es ist allerdings unklar, ob diese Aetheriumschmiede überhaupt noch existiert und funktioniert. Sie arbeitete mit Geothermie.“ „Mit WAS?“ fragte Jadzia verwundert. Er seufzte, verkniff sich aber einen Kommentar wegen so viel technischen Unverständnisses: „Die Anlage zieht seine Energie aus der Hitze der Lava, die durch den Berg strömt. Und die kann auch gefährlich instabil werden.“ Jadzia antwortete: „Ah, jetzt verstehe ich. Eine Art Vulkanausbruch oder Erdbeben...“„Richtig!“ entgegnete der Dwemer. „Zeigt mir eine Karte von Himmelsrand, ich sage Euch, wo die Aetheriumschmiede sein müßte.“
Sera Na hakte nach: „Finden wir dort auch Aetherium oder die Anleitung zu dessen Herstellung? Oder nur die Anlage zur Verarbeitung.“ Der Dwemer antwortete: „Ihr wäret die ersten seit über 3000 Jahren, die dort hinein gingen. Selbst in Dwemerzeitrechnung gemessen eine lange Zeit. Es wurden dort viele Versuche gemacht auf der Suche nach der richtigen Mischung für die Legierung. Die Dwemer wollten reinstes Aetherium herstellen. Nicht perfekte Ergebnisse machten sie unschädlich, indem sie es in der Lava versenkten. Aetherium ab einem Reinheitsgrad von 98% ist jedoch resistent gegen die ungebündelte Hitze der Lava, wird also durch Lava nicht mehr zerstört. Es war für die Dwemer-Perfektionisten jedoch nicht rein genug und daher Ausschuß, den es zu entsorgen galt. Diese Reste könnten sich immer noch im Lavabecken befinden. Wie Ihr da ran kommt, ohne dabei zu verbrennen ist allerdings Euer Problem. Ihr solltet unbedingt meinen Kontrollstab mitnehmen. Damit könnt Ihr die Aetheriumschmiede aufschließen, wofür Ihr ansonsten vier Aetheriumartefakte suchen müßtet. Und Ihr könnt damit die Verteidigungsanlage friedlich schalten.“
Velaya nahm den Stab des Dwemers an sich meinte: „Vielen Dank, der wird hilfreich sein. Ich hatte schon mal so einen und weiß, wie man damit umgeht. Hmmm... Aetherium mit 98 oder 99% Reinheit könnte für unsere Zwecke völlig reichen. Ksardas hat nicht gesagt, daß es reinstes Aetherium sein muß.“ Kalryssia meinte: „Wir haben hier drei erfahrene Schmiede. Vielleicht können wir die Reinheit durch Umschmelzen und Abscheiden der Verunreinigungen als Schlacke noch verbessern.“
„Ok, wir haben einen Plan!“ stellte Fareniel fest. Dann wandte sie sich wieder an den Dwemer: „Was ist mit Dir? Wünschst du wieder deaktiviert zu werden?“ Der antwortete: „Ja bitte. Aber ich hätte da ein Anliegen: Ich möchte wissen, wie die Sache ausgeht. Könnt Ihr mich nach Eurer Mission nochmal reaktivieren und mir dann über die vergangenen Ereignisse berichten? Dwemer-Neugier, wißt ihr...? Das liegt nun mal in unserer Natur. Nebenbei hätte ich dann auch gerne meinen Kontrollstab zurück. Aus Prinzip. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?“ Fareniel antwortete ihm: „Einverstanden... Wenn wir das überleben.“ Velaya deaktivierte den Auditor wieder wunschgemäß. Sie verließen Rkindaleft und begaben sich nach Himmelsrand auf den Weg zur Aetheriumschmiede.
Von Ivarstad in Rift führte sie der Weg nach Süden. Dort lagen die Jerall-Berge, das Hochgebirge, das Himmelsrand von Cyrodiil geographisch trennte. Der Weg wurde immer beschwerlicher. Schließlich erreichten sie eine Barriere aus Felsen. Die versuchten sie nach Südosten zu umgehen und hielten Ausschau nach einem Pass oder Steig, der tiefer hinein ins Gebirge führte, doch konnten sie nichts dergleichen finden. Die Felsenbarriere schien unpassierbar zu sein. Doch irgendwo dort sollte Btalft liegen.
In der Ferne tauchte ein Licht auf. Mangels besserer Optionen gingen die fünf Reisenden darauf zu. Je näher sie kamen, desto besser konnten sie das Licht erkennen und schließlich als Lagerfeuer identifizieren. Ein Lagerfeuer bedeutete Menschen oder Elfen. Banditen vielleicht, die sich hier in der Einöde verschanzt hatten? Die Umrisse eines Zeltes wurde sichtbar. Die fünf schlichen sich nun an und konnten zwei Pesonen ausmachen. Die würden wohl kaum eine Bedrohnung für sie darstellen, also gingen sie offen auf das Lager zu.
Zwei Jäger, ein Mann und eine Frau, hatten sich am Feuer niedergelassen und waren dabei, ein Kaninchen zu braten. Kalryssia wollte sie nicht unnötig erschrecken, wies ihre Begleiter an, etwas zurück zu bleiben, und betrat das Lager zuerst. „Hallo. Ich grüße Euch. Mein Name ist Kalryssia.“ sprach sie die Jäger mit gemäßigter Stimme an. Die Jäger schauten auf; der Mann grüßte zurück „Hallo Wanderer. Ich bin Jolo und das hier ist meine Frau Glenno. Was macht Ihr hier so weit ab von den sicheren Wegen?“ Nun betraten auch Velaya, Sera Na, Jadzia und Fareniel das Lager, grüßten ebenfalls und stellten sich vor.
Kalryssia erklärte: „Wir sind auf der Suche nach der Dwemer-Ruine Btalft, die irgendwo in dem Hochgebirge dort liegen soll. Doch wir finden keinen Weg dorthin. Ihr seit doch bestimmt ortskundig. Könnt Ihr uns weiterhelfen?“ Glenno nickte: „Das hier ist schon seit Jahren unser Jagdrevier. Es gibt einen schmalen Steig, über den Ihr hinter die Felsen kommt. Er führt zu einer Hochebene, hinter der auch eine Dwemer-Ruine liegt. Ob es die ist, die Ihr sucht, weiß ich aber nicht.“ Es wurde langsam dunkel, daher riet ihnen Jolo: „Bleibt lieber die Nacht über hier. Wenn Ihr auf dem Steig ausrutscht, wird das böse enden. Wir haben hier noch ein paar Felle, die Ihr zur Übernachtung verwenden könnt.“
„Gute Idee.“ meinte Jadzia. „Wollt Ihr denn mit uns Vorräte tauschen? Wir haben etwas Gemüse dabei, das Ihr hier draußen wohl nur selten bekommt. Ich würde es gegen die Würste dort tauschen. Die sehen lecker aus.“ „Eigene Jagd.“ meinte Jolo „Wir tauschen gerne. Gemüse ist für uns eine willkommene Abwechslung.“ Und so verbrachten sie die Nacht im Jägerlager. Sie erzählten sich gegenseitig Geschichten. Jolo und Glenno erfuhren so von den Schattenlords.
Glenno meinte: „Das erklärt vielleicht die seltsamen Vorkommnisse in Riften. Wir haben gestern den nächsten Wegschrein dorthin genutzt, der uns zu der kleinen Insel vor Riften führt und wollten dort Felle und Fleisch verkaufen und Verschiedenes einkaufen. Doch als wir uns der Stadt näherten, verspürten wir mehr und mehr eine seltsame Furcht und wir sind sonst alles andere als ängstliche Naturen. Die Furcht drohte uns in ihren Bann zu nehmen. Schließlich sahen wir davon ab, weiter zu gehen und beobachteten aus der Ferne die Bewohner, so gut es eben ging. Sie alle verhielten sich überaus ängstlich. Selbst die Wachen verließen ihre Posten. Viel konnten wir aber aus der Distanz nicht erkennen.“
Velaya meinte: „Ja, das war einer der Schattenfürsten. Nach unseren Beobachtungen können sie die Bewohner mit Angst, Hass oder Falschheit verfluchen. Wir vermuten, sie ernähren sich von den negativen Emotionen ihrer Opfer. Darum suchen sie auch bevorzugt Städte auf. Dort gibt es mehr 'Nahrung', als in Dörfern.“ Danach legten sie sich in die Felle und schliefen ein paar Stunden im Jägerlager.
Am nächsten Morgen, noch vor Anbruch der Morgendämmerung führten sie Jolo und Glenno zum Anfang des Bergsteiges. Sie erklärten ihnen den ungefähren Weg und verabschiedeten sich voneinander. Mit der Beschreibung fanden sie schließlich auch die Ruine von Btalft und schafften es noch bis zum frühen Morgen dorthin. Die Sonne mußte schon aufgehen, doch hatte sie es noch nicht über die Berge geschafft, so lag die Ruine noch im Schatten. Dort im Schutze der Ruinen erspähten sie ein Lager mit mehreren Zelten und mehreren Lagerfeuern. Sera Na schätzte: „Das dürften locker 10 Leute sein. Ich versuche mal, herauszufinden, ob sie friedlich sind. Bleibt Ihr erst mal hier. Wenn sie mich angreifen, verschwinde ich in Meridias Schatten und komme wieder zu Euch.“
Sera Na näherte sich Lager festen Schrittes. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Eine Nachtwache, die neben dem Treppenaufgang zur Ruine patrouillierte, fragte auch nicht lange nach dem Wie und Warum, schlug Alarm und eröffnete mit dem Bogen auf die Dunkelelfin das Feuer. Gut, damit wäre das geklärt. Sie hatten wohl Banditen aufgeschreckt. Die Nachtklinge verschwand in Meridias Schatten und begab sich wieder zu ihren Gefährtinnen, um sich zu beraten.
Velaya meinte: „Laßt mich mal etwas versuchen...“ Die Magierin schlich sich mit dem Dwemer-Kontrollstab näher an die Dwemerbauten heran, während die Banditen nach Sera Na suchten. Eines der Ruinenteile hatte irgendeinen Mechanismus auf einem Sockel. Velaya würde wetten, daß sie danach suchten. Sie zielte mit dem Kontrollstab aus einiger Entfernung auf den unbekannten Metallmechanismus und tatsächlich tat sich etwas. Der Boden bebte und der Sockel mitsamt dem Gerät hob sich empor; ein Turm erschien. Das versetzte die Banditen in helle Aufregung. Sie rannten durcheinander und wußten nicht, was sie nun tun sollten. In diesem Durcheinander griffen die fünf das Lager an und schalteten einen Banditen nach dem anderen aus. Schließlich ergaben sich einige von ihnen und waren plötzlich gesprächsbereit.
Der Banditenanführer, ein Orsimer, schrie: „HALTET EIN!“ Unsere Kämpferinnen waren nicht gekommen, um Leute zu töten und gingen darauf ein, die Waffen im Anschlag haltend. Es könnte ja ein Hinterhalt sein. Sera Na wollte das klären und ging mit ihren beiden Kurzschwertern auf den Banditen zu. Hinter ihm lag eine Banditin auf dem Boden. Ob sie noch lebte, konnte die Dunkelelfin nicht erkennen. Es war ihr im Moment auch relativ egal. Auch der Bandit hielt sein Schwert bereit, allerdings gesenkt. Ihm war klar, daß er nicht in der Position stand, Forderungen zu stellen. Hinter Sera Na stand Kalryssia mit Schwert und Schild bereit, jeden denkbaren Angreifer anzustürmen. Fareniel hielt ihren Bogen im Anschlag und Velaya ihren Flammenstab. Jadzia stand mit ihrem Zweihänder bereit, jederzeit einzugreifen.
Der Ork war klüger, als es zuerst den Eindruck hatte. Er fragte: „Wenn Ihr nicht gekommen seid, um uns zu töten, warum seid ihr dann hier?“ Sera Na antwortete: „Wir müssen in diese Dwemer-Ruine hinein. Was Ihr hier macht, interessiert uns nicht, solange Ihr uns nicht in die Quere kommt!“ „Also keine Kopfgeldjäger?“ hakte der Orsimer nach. „Wären wir Kopfgeldjäger, könntet Ihr uns jetzt nicht mehr nach so etwas fragen, das glaube mir, mein Bester!“ Der Banditenanführer steckte sein Schwert weg als Zeichen guten Willens. Er hätte sowieso keine Chance gegen diese fünf, das war ihm auch klar. Er machte folgendes Angebot: „Dann geht, weswegen Ihr gekommen seid, aber laßt unser Lager in Ruhe! Wir werden Euch nicht weiter behelligen.“ „Wir haben eine Abmachung!“ sagte die Dunmer. Die Banditen sammelten ihre Verletzten ein und zogen sich in ihr Lager zurück. Es sah wirklich so aus, als hätten sie genug.
Unsere Gefährinnen schauten sich den hochgefahrenen Turm von der Vorderseite an. In der Mitte einer Plattform befand sich ein Hebel. Es war klar, worum es sich dabei handelte. Die fünf stellten sich auf die Plattform, Kalryssia legte den Hebel um und ein Aufzug fuhr einen langen Weg nach unten in die Tiefe hinab. Sie mußten nun ziemlich weit unter der Oberfläche sein. Die Anlage reagierte auf die Besucher. Überall gingen automatisch Lichter an und hießen die Kämpferinnen willkommen. Eine seltsame Umgebung tat sich auf. Was hatte der Autitor in Rkindaleft gesagt? Es wäre seit über 3000 Jahren niemand mehr hier gewesen? Alles deutete darauf hin, daß er recht hatte.
Sie folgten dem uralten Weg über tiefe Abgründe hinweg bis zu einem Dwemerportal, das von Resonatoren eingesäumt war. Sera Na hatte sowas schon einmal gesehen, als sie aus Kalthafen flohen, und sie diese Dwemer-Maschine ausschalten mußte. Auch dort waren solche Resonatoren, die sie mit dem Bogen anschoß. Velaya kannte Sera Na's Bericht aus der Zeit und zielte mit dem Dwemer-Kontrollstab darauf. Ein kurzer Blitz verließ den Stab, traf den anvisierten Resonator, der sich daraufhin nach oben bewegte. Natürlich war es der Falsche. Schon drang eine Dwemerspinne aus der Ruine und griff die Eindringlinge an. Jedoch kam sie nicht mal in die Nähe der fünf und wurde in einem Fernkampfhagel zertrümmert.
Es gab nur eine begrenzte Anzahl an Resonatoren und damit nur eine ebenso begrenzte Zahl an Kombinationsmöglichkeiten. Sie hatten keine Anhaltspunkte, also mußten sie alle durchprobieren. Zwischendurch wurden die Verteidigungsreaktionen immer heftiger. Mit jedem Fehlschlag wurden es mehr Dwemerkonstrukte. Noch stellten sie kein Problem für die fünf dar, allerdings wurde es allmählich ungemütlich. Zum Glück hatte der vierte Versuch Erfolg und das Tor öffnete sich.
Sie traten ein in eine seltsame Umgebung, selbst für eine Dwemer-Konstruktion. Die Hitze ließ die Luft im Inneren der Ruine wabern; ein Hinweis darauf, daß hier immer noch Lava aktiv war, auch wenn sie sie noch nicht sehen konnten. Velaya war klar, daß sie die Verteidigungseinrichtungen der Anlage ausschalten müßten. Für den Zweck hat ihnen der Auditor auch seinen Kontrollstab überlassen. Sie suchte nach einer Art Schlüsselloch, in der das obere Ende des Stabes passen würde und erklärte das ihren Gefährtinnen.
In der Nähe des Eingangs schon wurde sie fündig. Sie steckte das Stabende hinein und drehte es 90° gegen den Uhrzeigersinn. Das löste eine hörbare Reaktion aus. Zahlreiche klappernde Geräusche waren zu hören, dann schließlich wurde es ruhiger. Velaya sagte: „Los jetzt, das müßte die Wachkonstrukte beruhigt haben!“ Trotzdem gingen sie vorsichtig weiter, die Waffen bereit haltend. Es hatte funktioniert; sie wurden nicht angegriffen.
Schließlich erreichten sie die Schmiede. Der Fußboden bestand aus einem Metallgitter, über das sie laufen mußten. Unterhalb des Gitters konnten sie die Lava sehen. Die Hitze war nur schwer zu ertragen, doch es mußte sein. Der Dwemer-Zenturio lief zwar im Raum umher, griff die Heldinnen aber nicht an. Auch die Dwemerspinnen und Dwemersphären blieben passiv. Velaya zielte auf die einzelnen Konstrukte und dann auf einen Punkt oberhalb der Treppe. Sie begaben sich dorthin und standen so nicht weiter im Weg herum.
In der Mitte des Raumes befand sich die riesige Schmiedeanlage, die sie vorerst jedoch in Ruhe ließen. Links und rechts des Raumes waren zwei Werkbänke oder so etwas Ähnliches. Diese untersuchten sie. Zu den Werkbänken gehörten auch Schränke. Sie schauten hinein und fanden unter anderem orangefarbene Barren aus Dwemermetall und Dwemeröl. Das Metall benötigten sie ja auch noch für das geplante Artefakt; das Öl könnte sich auch noch als nützlich erweisen. Schön, daß sie das schon einmal hatten. Aetherium fanden sie dabei jedoch nicht.
Nun schauten sie sich die Schmiede einmal an. Es lag eine Gußform darin für den Rohling einer Krone. Außerdem fanden sie noch die Form für einen Schild im Dwemerstil und eine weitere Form für einen Magierstab. Damit verbunden war bestimmt ein großes Rätsel, aber sie waren nicht deswegen gekommen, sondern auf der Suche nach Aetherium-Schrott, also ließen sie die Formen in Ruhe.
Als nächstes schauten sie sich das Lavabecken hinter der Schmiede an. An einer Stelle konnte man gut zum Rand der Lava hinab steigen. Vermutlich war das Becken an der Stelle auch nicht sehr tief. Kalryssia fragte: „Irgendeine Idee, wie wir herausfinden können, ob und wo da drinnen Aetheriumschrott liegt?“ Allgemeines Kopfschütteln... Velaya kam als erstes eine Idee: „Von der Überlegung ausgehend, daß Aetherium eine stark magische Legierung ist, könnte ich versuchen, es mit Magienegation sichtbar zu machen.“ Ein Versuch war es wert. Sie stellte sich also an den Rand des Lavabeckens und zauberte Magienegation. Normalerweise unterdrückt der Zauber die Anwendung von Magie. Auf diese Weise angewandt zeigte es aber auf der Lavaoberfläche innerhalb der Kraftfeld-Kuppel eine Reaktion. Es bildeten sich durch die Abstoßung der Magie einige Wirbel auf der Oberfläche. Da war auf jeden Fall etwas. Nur... wie kamen sie da ran?
Die Hüterin Fareniel wollte es mit Eiszaubern versuchen, von denen sie einige sehr wirksame beherrschte. Vielleicht ließe sich so die Lava stellenweise abkühlen. Sie machte einen Test und kühlte, was das Zeug hielt. Tatsächlich bildeten sich Flocken aus Lavagestein, doch das reichte noch nicht. Velaya half ihr nun mit ihrem Froststab. Das funktionierte schon besser. Und tatsächlich... mit gemeinsamer Anstrengung kühlte die Lava in Ufernähe so ab, daß sie aushärtete. Es bildete sich eine dünne Lavascholle, die sie mit ihren Metall-Waffen an Land ziehen konnten.
Sie zerlegten nun die Lava-Scholle und untersuchten die Trümmer. Leider mußten sie feststellen, daß darin nichts anderes außer Lava enthalten war. Vermutlich mußten sie irgendwie eine Möglichkeit finden, den Grund des Lavabeckens zu untersuchen. So dicht an der Oberfläche jedenfalls war nichts zu finden.
Velaya hatte eine neue Idee: „Wir könnten versuchen, einen Feuer-Atronachen zu beschwören. Der sollte immun gegen die Lava sein und den Boden für uns absuchen können. Den Zauber kenne ich aber nicht. Dazu muß ich also nochmal in die Akademie von Winterfeste und mir einige Zauberschriftrollen besorgen und einen Bannzauber, mit dem ich die Atronachen befehligen kann. Das wird eine Zeit lang dauern.“
Während Velaya das Benötigte per Wegschrein besorgte, ruhten sich ihre Freundinnen außerhalb der Aetheriumschmiede von der Hitze aus. Nach etwa zwei Stunden kehrte die Bretonin mit den Schriftrollen zurück. Sie begaben sich also wieder zum Lavabecken. Velaya beschwor einen Feueratronachen, belegte ihn mit einem Bannzauber und befahl ihn, den Grund des Lavabeckens nach allem abzusuchen, was er finden konnte und die Funde an Land zu bringen. Dieser Befehl war einfacher, als eine differenzierte Anweisung, nach Aetherium zu suchen und somit besser geeignet. Wie sollte man ihm auch klar machen, was Aetherium sei? Das wüßten sie bisher ja selbst nicht. Bei Atronachen mußte man außerdem aufpassen,. Ein mißverständlich formulierter Befehl konnte verheerende Folgen haben, da sie nicht selbständig denken konnten und jeden Befehl buchstabengetreu ausführten. Einfache Kommandos waren da also sinnvoller.
Diesmal hatten sie Erfolg. Der Atronach brachte abgesehen von Lavabrocken auch Schrott an Land. Velaya mußte einige Male einen neuen Atronachen zaubern, da sie nicht sehr beständig waren. Kalryssia, Jadzia und Fareniel, die Schmiede der Gruppe, schauten mittlerweile die Funde durch und reinigten die Teile. Sera Na kochte inzwischen einen Eintopf für die Gruppe. Dabei mußte sie nicht mal ein Feuer machen; sie hielt den Kessel einfach über die Lava.
Es kam tatsächlich Aetherium-Ausschuß zu tage. Nur diese bläulich schimmernde Legierung hatte wohl die Lava-Hitze ausgehalten und war übrig geblieben, daher waren sie sich relativ sicher, auch wirklich Aetherium gefunden zu haben. Wenn die Dwemer auch anderen Schrott in der Lava entsorgt hatten, hatte der sich in der langen Zeit wohl weitgehend in der Lava aufgelöst. Die Hitze der Lava hatte auch den Aetherium-Ausschuß im Laufe der Zeit verformt und die Teile mit niedrigerer Reinheit verbrannt. Bei einigen Stücken war erkennbar, daß sie einmal Fragmente von Kronen, Stäben und Schilden waren, was den Formen entsprach, die sie bei der Schmiede gefunden hatten. Übrig geblieben waren wohl nur die Reste mit einer Reinheit höher als 98%, wenn der Dwemer-Auditor aus Rkindaleft recht hatte.
Die Schmiede entfernten die Lava-Reste noch im heißen Zustand, in dem es leichter zu entfernen war und ließen die Bruchstücke dann abkühlen. Sie verstauten die Funde in Jute-Säcken. Velaya aktivierte beim Hinausgehen noch die Verteidigungseinrichtungen der Aetheriumschmiede und ließ den Aufzugs-Turm wieder im Erdboden versenken. Die Banditen sollten dort drinnen nicht herum laufen und die Schmiede kaputt machen können; vielleicht brauchten sie sie noch. Damit versiegelten sie auch die noch enthaltenen Geheimnisse und verlegten deren Erforschung in die Zukunft.
Sie machten sich auf den Weg nach Kalthafen zur Leeren Stadt, von wo aus Velaya wieder mit Ksardas sprechen wollte. Velaya hatte eine Probe des Aetheriums dabei, um es dem Dunkelelfen zu zeigen. Die Schmiede Kalryssia, Jadzia und Fareniel begaben sich inzwischen in ihr Haus Domus Phrasticus in Kargstein, wo sie in ihrer Werkstatt versuchen wollten, die Reinheit einiger Proben durch Umschmelzen zu erhöhen. Das war nicht so einfach, denn sie mußten im Hof des Hauses erst einen Schmelzhochofen konstruieren, mit dem sie die Hitze der Aetheriumschmiede her bekamen.
Während Kalryssia und Jadzia im Hof das Fundament des Hochofens anlegten, schmiedete Fareniel bereits die benötigten Scharniere und Eisenbeschläge am Amboss im Inneren des Hauses.
Meisteralchemistin Sera Na machte inzwischen Versuche an ihrer Alchemiewerkbank. Sie brauchten noch ein geeignetes Trennmittel für den Gießereivorgang. Es mußte diese enorme Hitze aushalten und den Rohling des Artefakts sauber aus der Form lösen lassen.
Velaya konstruierte im Garten des Domus Phrasticus inzwischen einen provisorischen Teleporter, der zu Ksardas’ Turm führte. Alle hatten also für die nächsten Stunden gut zu tun.
Velaya konnte nun also relativ bequem per Teleporter zu Ksardas reisen. Der Magier selbst freute sich ausdrücklich NICHT über die erneute Störung. Zum Glück fiel ihm aber schnell wieder ein, daß die Ergebnisse auch für ihn interessant sein könnten. Er schaute sich das Aetherium mit einigen alchemistischen und magischen Instrumenten außerordentlich genau an. Neben sich hatte er einige Bücher, in denen er zwischendurch blätterte, um die Rezepturen einige magische Legierungen abzugleichen.
Velaya hatte keine Ahnung, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Ksardas ging jedenfalls gründlich vor. Schließlich faßte er zusammen: „Ja, das muß Aetherium sein. Jedenfalls kann ich es keiner anderen bekannten magischen Legierung zuordnen und ihr habt es immerhin in der Aetheriumschmiede gefunden. Nach dem Ausschlußverfahren also... IST es Aetherium.“
Die Bretonin fragte: „Hast Du inzwischen herausgefunden, wie das Artefakt geschaffen sein muß?“ Der Magier nickte: „Ich habe alles aufgeschrieben. Hier sind die Anleitungen für den Rohling. Gebt Euch Mühe mit dem Artefakt. Je präziser Ihr vorgeht, desto zuverlässiger wird er funktionieren. Sprecht dann mit der Stadtbewahrerin in der Leeren Stadt. Sie ist eine kluge Frau; sie wird wissen, was weiter zu tun ist. Den Brocken Aetherium würde ich gerne behalten, wenn Du keine Einwände hast.“ Velaya stimmte zu. Eine Belohnung stand dem Magier wohl schon anstandshalber zu, auch wenn er im Grunde nur eine alte Rechnung mit Durnehviir damit beglichen haben mochte.
Ksardas wußte wohl nicht, daß die Stadtbewahrerin Meridia war. Sie nahm an, daß Meridia ihre Gründe hatte, ihn darüber im Unklaren zu lassen und sah keinen Grund, ihm das auf die Nase zu binden. Velaya verabschiedete sich und nahm den Teleporter zurück zum Domus Phrasticus zu ihren Freundinnen.
Als Velaya den Hof des Hauses betrat, waren die Schmiede noch dabei, den Hochofen zu bauen. Sera Na fuhr mit ihren alchemistischen Forschungen fort, hatte inzwischen aber eine ziemlich genaue Vorstellung, in welche Richtung sie arbeiten mußte. Das Dwemeröl, das sie in der Aetheriumschmiede gefunden hatten, war bereits eine solide Grundlage, doch die Dunkelelfin war sicher, sie könne die Wirkung des Öls noch verbessern. Dazu nahm sie auch die Abschrift von Kagrenacs Handbuch, das sie bei der Flucht aus Kalthafen finden konnte (1), zur Hilfe. Ob Kagrenac etwas mit der Aetheriumschmiede zu tun hatte, war unklar, doch gab es in dem Buch ein paar hilfreiche Kapitel. Auch einige Mitschriften von Yagrum Bagarn, dem Dwemer, den sie bei der Suche nach der Drachenhaut (2) trafen, waren für die Meisteralchemistin aufschlußreich.
Auch Velaya hatte zu tun. Sie zeigte Jadzia die Pläne, die sie von Ksardas bekommen hatte. Meisterschmiedin Jadzia meinte: „Nun, das läuft auf eine verlorene Form hinaus.“ Sie konnte die Fragezeichen in den Augen der Bretonin sehen und erklärte: „Eine verlorene Form ist eine Form, die sich nur ein Mal zum Gießen eines Gegenstands verwenden läßt. Man macht das zum Beispiel mit großen Glocken. Nach dem Gießen wird die Form um das Werkstück herum zerstört und es bleibt nur das Werkstück zurück. Zum Beispiel eine Glocke.“
Die Rothwardonin gab der Magierin etwas Zeit, die Worte zu verarbeiten und fuhr mit der Erklärung fort: „Normalerweise nimmt man Sand oder Lehm dafür. Das können wir auch hier versuchen. Vielleicht müssen wir aber wegen der enormen Hitze etwas Besseres finden. Was wir aber auf jeden Fall brauchen ist eine Proto-Form des Artefakts. Die kann ruhig aus Holz gefertigt sein. Diese Proto-Form nehmen wir dann als Negativ, backen die verlorene Form drumherum. Dann lassen wir die Masse aushärten, halbieren die Form und entnehmen die Proto-Form wieder. Zurück bleiben zwei exakt passende Formhälften, die wir dann mit dem Aetherium ausgießen können. Sollte das fehlschlagen, machen wir mit Hilfe der Proto-Form einfach eine neue verlorene Form.“
(1) Siehe meine Kurzgeschichte Nr. 1 „Sera Na – Kriegerin des Lichts“
(2) Siehe meine Kurzgeschichte Nr. 2: „Drachenhaut“
Velaya verstand und sagte: „Na dann mache ich mich gleich an die Arbeit und fertige die Proto-Form an.“ Sie begab sich an ihre Schreinerwerkbank und schaute sich die Pläne an. Die Anweisungen waren ziemlich klar.
Velaya suchte sich das härteste Brettchen aus, das sie vorrätig hatte und begann mit der Arbeit. Es mußte ein Artefakt in Form eines Ankhs, eines Henkelkreuzes werden, das sie um den Hals tragen, aber auch gut in der Hand halten konnte. Außerdem sollte es ein guter Kompromiss aus Größe, Gewicht und möglichst viel Aetherium sein, damit das Ankh auch starkmagisch aufgeladen werden konnte. War zu wenig Aetherium darin, würde das Ergebnis schwächer sein. War es zuviel, würde es zu unhandlich und damit unpraktisch werden.
Velaya überließ nichts dem Zufall. Sie verarbeitete alle für sie relevanten Punkte und gab sich bei der Ausarbeitung der Details der beiden Monde, der Sonne und des Symbols für den Planeten Nirn mit den Feinwerkzeugen viel Mühe. Die Form dürfte keine unnötigen kantigen Rillen aufweisen, sonst würde es schwierig werden, den Rohling später heraus zu bekommen, weil er in den Rillen hängen blieb. So mußte sie alles schön fein ausarbeiten. Bei den groben, äußeren Umrissen konnte sie sich eher Ungenauigkeiten leisten. Die waren für die Funktion des Artefakts nicht relevant.
Immer wieder glich sie die Proto-Form mit den Aufzeichnungen ab. Sie polierte die Oberfläche des Rohlings auch so gut es ging glatt, damit es sich später leichter gießen lassen würde. Alles sollte stimmen.
Und schließlich war sie fertig. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Magierin hatte sehr auf Symmetrie geachtet und bei den Proportionen und Maßen Zahlenmystik mit einfließen lassen. Als Magierin kannte sie sich damit bestens aus. Die exakten Maße und Formen sollten das Ankh umso mächtiger werden lassen.
Stolz auf das Ergebnis zeigte Velaya das Ankh ihren Schmiede-Freundinnen. Die waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden, entdeckten aber noch einige Stellen, an denen die Form beim Ausgießen Probleme bereiten könnte. Sie sagten der Bretonin, wo sie noch ein wenig nachbessern sollte.
Der Hochofen war inzwischen fertig. Auch Sera Na hatte inzwischen ein Trennöl entwickelt, das funktionieren müßte. Sie wollten jetzt einige Tests mit Rubediterz machen. Erst, wenn das Gießen mit Rubediterz erfolgreich verlief und das Ergebnis stimmte, würden sie sich an das überaus seltene und schwer zu beschaffene Aetherium heran wagen.
Velaya brauchte für die kleinen Änderungen nicht lange und erklärte ihren Gefährtinnen die Symbolik des Anks: „Der linke Mond symbolisiert Masser, dem Mara zugeordnet ist, die Göttin der Liebe. Der rechte Mond stellt demnach Secunda dar und der ist Stendarr gewidmet, dem Gott der Gerechtigkeit und der Flüche. Unten seht Ihr Nirn. Ihm zugeordnet ist Kynareth, die Göttin des Himmels, der Luft, des Regens und des Windes oder kurz gesagt der Natur Nirns. In der Mitte die Sonne. Sie ist Akatosh gewidmet, dem Drachengott der Zeit, der hier auch die Tapferkeit der Drachen symbolisiert.
Auf dem Ankh sind vier aedrische Gegenkräfte gegen die Mächte der Schattenfürsten in einem einzigen Artefakt zusammen gefaßt und Ksardas geht davon aus, daß deren geballte Macht die Schattenfürsten vertreiben wird. Die Schattenfürsten hingegen stehen für Hass, Falschheit und Feigkeit. Das Ankh stellt ihnen Liebe, Gerechtigkeit, Tapferkeit und die Kräfte der Natur entgegen. Laut Ksardas sollte der Segen Akatoshs den Träger auch befähigen, die Zeit anzuhalten. Ob das wirklich funktioniert, werden wir früh genug herausfinden.“
Fareniel schaute sich das Ankh fasziniert an und fragte: „Dieses Teil muß selbst Molag Bal üble Schmerzen bereiten! Wie bekommen wir dann später die Segnungen dieser Gegenkräfte in das Artefakt?“ Velaya antwortete: „Wir werden es Meridia in der Leeren Stadt geben. Sie wird wissen, was zu tun ist. Das der Stadtbewahrerin zu überlassen war auch Ksardas' Vorschlag.“
Velaya hatte ihren Teil der Arbeit getan, Sera Na ebenfalls. So konnten sie sich den Luxus leisten, und Kalryssia, Jadzia und Fareniel bei den Schmiedetests zuzusehen. Die Ergebnisse waren von Anfang an ermutigend, sie konnten das Verfahren aber noch verbessern. Tatsächlich hatten sie mit ihren gemeinsamen Erfahrungen einen Ofen bauen können, der die Temperatur der Aetheriumschmiede erreichen konnte und das mit erstaunlich geringem technischem Aufwand. Allerdings würde ihr Ofen nur einen Versuch unter Maximallast aushalten und dadurch verschleißen. Bei einem Fehlschlag müßten sie einen neuen Hochofen bauen.
Schließlich wagten sie sich an die Veredelung des Aetheriums heran. Es gelang ihnen wirklich, einige Verunreinigungen heraus zu ziehen. Sera Na hatte dafür einen Katalysator zusammen gemischt, der hier gute Dienste leistete. Sie hatten nun nahezu reines Aetherium. Bestimmt nicht 100% rein, aber nahe daran.
Es wurde Ernst. Jadzia hatte bereits Erfahrung mit verlorenen Formen und nach den Versuchen mit Rubediterz eine vorbereitet, die mit Aetherium verwendet werden sollte. Sie wußten, daß ein Fehlschlag bedeuten würde, daß sie das Ergebnis wieder einschmelzen und eventuelle neue Verunreinigungen, bedingt durch das Trennöl, für einen weiteren Versuch wieder herausholen mußten. Also prüften sie noch einmal alles.
Sie schmolzen das Aetherium in einem innen blank polierten Keramikgefäß. Das Material war für diese Hitze ausgelegt und ähnelte dem, was sie in der Aetheriumschmiede vorgefunden hatten. Jadzia öffnete noch ein letztes Mal die beiden Hälften der Form. Sera Na strich die Form mit ihrem Trennöl und einem sauberen Pinsel ein. Jadzia klebte und klammerte die Form nun zusammen, wobei sie ein zähes Harz verwendete. Einige Minuten später war das Harz ausgehärtet und die Form war nun fast wie aus einem Stück.
Das Aetherium war nun flüssig. Kalryssia nahm das Keramikgefäß mit einer speziell für diesen Arbeitsschritt geschmiedeten Zange aus dem Hochofen heraus und goss es ohne zu zittern routiniert in die Öffnung am oberen Ende der Form. Jetzt hieß es, die Masse erkalten zu lassen und abzuwarten. Sie verzichteten darauf, die Form mit Wasser abzuschrecken. Materialversuche hatten gezeigt, daß zu schnelles Abkühlen das Aetherium spröde und rissig werden ließ.
Schließlich war es soweit. Die Form war nun kalt genug, daß man sie mit der bloßen Hand anfassen und öffnen konnte. Jadzia war wieder an der Reihe. Vorsichtig öffnete sie die Form, die erwartungsgemäß bei dem Vorgang unbrauchbar zerstört wurde. Sie reinigten das Ankh so lange mit Stofftüchern, bis die Tücher so sauber blieben, daß sie nicht mehr verfärbten.
Das Ankh lag nun vor ihnen auf dem Amboss und war gelungen. Es wirkte an einigen Stellen etwas grob, doch das war angesichts des schwierigen Rohstoffs nicht wichtig. Es sollte vor allem funktionieren! Jubelnd lagen sich die Gefährtinnen in den Armen, als hätten sie eine Reise zu einem der Monde vollbracht und hatten Freudentränen in den Augen. Das Ergebnis war selbst ohne Segnungen bereits ein wahres Meisterstück und darüber hinaus das erste Werkstück, an dem sie alle mitgearbeitet hatten. Keine von ihnen hätte es alleine fertigen können, nur durch die Kombination ihrer Talente wurde das Aetherium-Ankh Realität.
Alle waren erschöpft, doch Velaya konnte nicht anders, sie mußte das Ankh einfach einmal anlegen. Schließlich hatte dessen Erschaffung sehr viel Mühe gemacht. Auch ihre Freundinnen waren ungeduldig und wollten es einmal an sich sehen. Die Bretonin hatte bereits eine goldene Kette vorbereitet. Gold war hautfreundlich, färbte nicht ab, lief nicht an und rostete nicht. Das perfekte Material dafür. Das Ankh hatte genau die richtige Größe und das richtige Gewicht. Es störte nicht beim Tragen um den Hals und lag auch gut in der Hand. Zufrieden mit dem Erreichten legten sie sich nun schlafen. Am nächsten Tag würden sie sich um die Segnungen kümmern.
Am nächsten Morgen brachen unsere fünf Heldinnen nach Kalthafen auf, um in der Leeren Stadt Meridia aufzusuchen. Sie stand wie so oft vor der Kathedrale und wachte über ihre Stadt. Velaya zeigte Meridia das Ankh und erklärte ihr, was sie bis jetzt wußten und was sie für Segen bräuchten. Meridia verstand schnell und sagte: „Um die Segnung kümmere ich mich. Laßt uns in die Kathedrale gehen!“
In der Kathedrale nahm Meridia ihre ätherische Lichtgestalt an und sie begaben sich zum Altar. Meridia forderte Velaya auf, das Artefakt davor auf die Stufen zu legen; die Magierin machte es so. Meridia erklärte: „Ich werde jetzt für einen Zeit lang die Dimension wechseln und die Angelegenheit mit Mara, Akatosh, Stendarr und Kynareth besprechen. Dann sehen wir weiter. Paßt Ihr inzwischen auf meine Stadt auf!“ Meridia öffnete ein Portal und verschwand darin, woraufhin sich das Portal hinter ihr schloß.
Schon kurze Zeit später öffnete sich erneut ein Portal und Meridia kam wieder zurück. Kalryssia staunte: „Das ging aber schnell. Du warst nur Minuten weg. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Meridia lachte: „Ihr Sterblichen denkt zu linear. Ich habe – um es für Euch verständlich zu formulieren - tagelang mit den Vieren die Situation besprochen, doch die Gespräche fanden außerhalb von Raum und Zeit statt, wo es kein messbares Zeitmaß gibt.“ Kalryssia nickte nur, rollte mit den Augen und fragte nicht weiter nach, was Meridia mit einem spitzbübischen Lächeln zur Kenntnis nahm.
Meridia begab sich zum Altar und konzentriere sich auf das Artefakt. Sie berührte es mit beiden Händen, senkte das Haupt und sprach einige beschwörende Worte. Das Ankh begann für etwa eine halbe Minute in dem für Meridia typischen, hellgelbem Licht zu strahlen. Meridia hatte dem Ankh ihren Segen erteilt und erklärte den Anwesenden: „Velaya wird das alte, zuvor von mir geweihte Amulett abnehmen müssen, um das Ankh zu tragen. Es trägt nun meinen Segen, und wird das alte Amulett ersetzen. Verwendet das alte, wenn Ihr eine weitere Person vor dem Einfluß der Schattenfütsten schützen müßt.“
Nun lief der Segnungsprozeß weiter ab. Lady Mara erfüllte das linke Mondsymbol mit der Macht ihrer Liebe. Ein trichterförmiger Lichtkegel tat sich über dem Symbol auf und es regnete Blumen, die sich im Mondsymbol verdichteten. Die Blumen lösten sich kurz nach Bodenkontakt in einer zartroten Wolke wieder auf. Ein warmer, rötlicher Schein hüllte das Ankh ein und es war vollbracht. Mara hatte ihren Segen erteilt.
Jetzt erschien eine in goldenem Licht erstrahlende Waage über dem Ankh als Zeichen Stendarrs, der hier als Gott der Gerechtigkeit und Flüche sein Werk tat. Es schwebte wie eine Erscheinung für etwa eine halbe Minute über dem Artefakt und hüllte es in seinem warmen Licht ein. Ein weiterer Lichtkegel, der diesmal auf das rechte Mondsymbol konzentriert war, saugte die Projektion der Waage in sich auf. Stendarr hatte seinen Segen gegeben.
Meridia und Velaya bei der Segnung des Ankhs in der Kathedrale der Leeren Stadt
Als nächstes zeigte sich die Macht der Natur von Kynareth. Der ganze Raum war plötzlich umflutet von wachsenden Blumen und Bäumen. Eine sanfte, warme Windböse umbrauste die Anwesenden. Eine Wolke erschien etwa eine halbe Minute über dem Ankh und von Kynareth gesegnetes Wasser regnete darauf hinab. Ein Blitzschlag fuhr in das Kreissymbol für den Planeten Nirn und besiegelte so den Bund des Ankhs mit Kynareth. Anschließend lösten sich die Blumen und Bäume sowie das Wasser in einem hellen Schein wieder auf.
Als letztes gab Akatosh dem Artefakt seine Weihe, der Gott der Zeit. Er erschien als goldener Lichtdrache über dem Altar. Er breitete seine Schwingen über dem Altar aus und erzeugte damit einen starken Luftzug, der die Haare der Beobachter im Wind wehen ließ. Er konzentrierte sich einige Sekunden. Mit dem donnernden Drachenschrei TIID KLO UL ließ er schließlich seinen Segen in das Artefakt fahren und weihte es damit in seinem Namen.
In der Folge dieses Schreis verlangsamte sich sich die Zeit in der Umgebung der Kathedrale für etwa 10 Sekunden. Aus der Perspektive der Betroffenen bewegte sich Akatoshs Lichtdrache viel schneller, als die Heldengruppe, doch man muß es aus der Perspektive des Rufers betrachten. Aus seiner Sicht verlangsamten sich seine gesamte Umgebung um ihn herum um etwa 90%, während er sich normal schnell bewegte.
Die Weihe des Ankhs war damit vollzogen. Die Fenster der Kathedrale mit den Bildnissen der vier Aedra strahlten in einem warmen, gelben Sonnenschein, eine Wärme, die direkt die Seelen der Anwesenden erfaßte, ein positives Licht der Schöpfung, wie es hier in Kalthafen noch nie zuvor gesehen wurde. Es zeugte davon, daß Mara, Stendarr, Kynareth und Akatosh höchst zufrieden mit ihrem Werk und ihren Schützlingen waren.
Meridia faßte in Worte, was die vier Aedra den fünf Gefährtinnen wohl gerne selbst sagen würden: „Wer von Euch dieses Ankh trägt wird damit zum Avatar für die Segensgeber und verbreitet ihr Licht in ihrem Namen. Nun geht hinaus, testet das Ankh und erteilt den Schattenfürsten eine schmerzhafte Lektion. Doch bedenkt, daß das Ankh alleine sie nicht vernichten wird. Ihr müßt die Quelle ihrer Kraft finden. Das sind die drei Kristallsplitter, aus denen sie entstanden sind, die die Schattenfürsten wohl wissend um ihre Funktion an unbekannten Orten versteckt haben. Und Ihr müßt ihre Namen in Erfahrung bringen. Kommt dann zurück zu mir, damit wir beraten können, wie es weiter geht.“
„Wer soll das Ankh nun tragen?“ fragte Velaya. Meridia antwortete: „Ihr könnt es prinzipiell alle fünf tragen, doch wird es durch Dich als Magierin die höchste Macht entfalten können, da Du es mit Deiner Magie am effizientesten einsetzen kannst. Als nächstes könnte Fareniel als Hüterin es wohl gut nutzen. Akatosh‘s Segen könnte durch Kalryssia als Drachenritterin durch den Drachenschrei TIID KLO UL entfesselt werden, den Ihr während Akatosh‘s Segnung gehört habt. Den Schrei, um Durnehviir zu rufen beherrscht sie ja bereits, also wird sie schnell herausfinden, wie es funktioniert. Durnehviir kann Kalryssia auch zeigen, wie sie es richtig macht. Übe es, Kalryssia, damit Du es in der Not beherrschst!" Nun, wo das geklärt war, fieberten sie geradezu danach, einem Schattenfürsten entgegen zu treten.
Schattenjagd
Jadzia nahm Azuras Mond aus dem Inventar und aktivierte es, indem sie etwas von ihrer Templer-Magie in das Artefakt hinein schickte. Es formte sich zu einer dreidimensionalen Weltkugel und zeigte wieder drei Punkte auf der Karte. Diesmal waren Wegesruh, Ebenherz und der Große Baum betroffen, also drei wichtige Machtzentren der drei Allianzen. Sie entschieden sich dafür, die Stadt Ebenherz aufzusuchen. Über den Wegschrein der Leeren Stadt teleportierten sie sich zu einem Teleporter südlich von Ebenherz. Sie wollte nicht direkt ins Gefahrengebiet reisen.
Dort angekommen bemerkten sie, daß sich die Umwelt vor den Toren der Stadt verändert hatte. Die Bäume verloren ihre Blätter, die Blumen waren verwelkt, das Gras hatte sich bräunlich verfärbt. Der rote Staub der Vulkanasche der Umgebung lag drückend in der Luft. Die Tiere in der Nähe verhielten sich apathisch. Fareniel als Hüterin und Waldelfin hatte ein besonders feines Gespür dafür. Sie konnte deutlich fühlen, daß die Natur litt und meinte: „Die Schattenfürsten gewinnen offenbar an Macht.“ Velaya nickte und ergänzte: “Und außerdem saugen sie den Monden und Nirn Kraft ab. Wir müssen handeln!“
Das Ankh reagierte auf die Bedrohung. Dort, wo Kynareths Symbol war, glimmte es in einem hellgrünen Schimmer. Während unsere Heldinnen auf die Stadt zugingen, erholte sich die Natur im Umkreis von etwa 15 Metern sichtlich. Das Ankh wirkte und stellte sich den Kräften der Finsternis entgegen.
Sie passierten die Stadttore. Die Stadt war wie ausgestorben. Nur wenige Leute hielt sich auf den Straßen auf. Die wenigen Leute schauten sich vorsichtig um und gingen betont langsam, ganz, als ob sie Angst hätten, bei irgend etwas erwischt zu werden. Nur die Wachen schienen alle auf ihrem Posten zu sein und beobachteten alles äußerst genau. Eine Patrouille löste sich von ihrem Platz und ging auf die Reisenden zu. Sie schnauzten sie an: „HE, das Tragen von Waffen ist für Zivilisten verboten!“„Das ist ja etwas ganz Neues“ murmelte Kalryssia gerade so laut, daß ihre Freundinnen es hören konnten. Wieder griff das Ankh ein. Ein sanftes grünes Leuchten ging von dem Artefakt aus und beruhigte die Wachen, die nun teilnahmslos auf ihre Posten zurückkehrten. Unsere Gefährten blieben erst mal stehen und warteten ab, was die Wachen als nächstes tun würden, sprachen sie aber nicht an. Schließlich gingen sie weiter. Die Wachen schienen sie nun gar nicht mehr wahrzunehmen.