Hier ist eine weitere Kurzgeschichte mit meinem Charakter Cirdaroion (die ich aber in mehrere Post teilen werde, da länger als die voherige). Feedback erwünscht.
Plot in Kurzform: Cirdarion steht kurz vor dem alles entscheidenden Kampf mit Molag Bal. Er ist voller Selbstzweifel und ausgerechnet in dieser Situation hat er sich frisch in Quen aus der Diebesgilde verliebt. Seine Bürde als Auserwählter macht ihm schwer zu schaffen und er hat Angst zu versagen. Doch er stellt fest: Mit Quen und seinen Gefährten ist er nicht allein.
Mit Liebe und Freundschaft schafft man alles
Cirdarion saß am frühen Abend am Rand eines der Dächer von Abahs Landung und schaute von dort in die Ferne. Ganz in der Nähe war die blaue Kuppel, die den Eingang zum Diebesnest darstellte. Er war regelmäßig dort, um den ein oder anderen Auftrag zu erfüllen, für ihn nur ein netter Nebenverdienst, mehr nicht, denn eigentlich war er nicht besonders erpicht darauf, als Verbrecher zu gelten. Und trotzdem zog es ihn immer wieder dort hin. Was aber noch einen ganz anderen, weit schwerwiegenderen Grund hatte. Eine hübsche, brünette Hochelfe, zu der er sich sehr hingezogen fühlte. Mehr als das sogar, wenn sie ihn anschaute, machte sein Herz jedes mal einen Hüpfer und er bekam Schmetterlinge im Bauch, auch wenn er sich nie etwas davon anmerken lies. Der für sein Volk noch junge Bosmer dachte so intensiv nach, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm. Dass man ihn noch nicht selbst ausgeraubt hatte, hätte ein Wunder sein können. Aber neben ihm lag dösend Thor, sein Silberwolf, dem er auf einer Reise durch das östliche Himmelsrand in der Nähe von Einsamkeit begegnet war. Er war in ein Tierfalle geraten und aus Mitleid hatte Cirdarion ihn befreit und sich um sein verletztes Bein gekümmert. Seither war der Wolf sein treuester Begleiter, der ihm überall hin folgte. Selbst nach Kalthafen war es dem schlauen Tier gelungen hinterher zu kommen, als er einmal in der Magiergilde durch ein Portal ging. Eigentlich fragte sich der Elf heute noch, wie Thor das geschafft hatte, hatte er ihn doch draußen vor der Tür gelassen. Aber vielleicht hatte der Wolf eine andere, zufällig gerade offene, Tür, sowie die Unachtsamkeit der Magier ausgenutzt und war dann einfach mit durch das Portal geschlüpft. So hatte so manche Unheilsbrut und der ein oder andere Clannbann seine Zähne zu spüren bekommen. Hätte also jetzt ein Bandit versucht, Cirdarion zu nahe zu kommen, hätte er es bitter bereut.
Was empfindet Quen wohl für mich?, dachte der Elf und streichelte dabei geistesabwesend das graue Fell seines vierbeinigen Freundes. Soll ich sie einfach fragen? Soll ich ihr sagen, dass sie für mich mehr ist als eine Partnerin, sogar mehr als nur eine Freundin, sehr viel mehr? Es wäre zu schön, um wahr zu sein, dass sie genauso fühlt wie ich.
Zu diesen Gedanken kam aber noch etwas viel ernsteres, denn würde eine Beziehung überhaupt möglich sein? Mannimarco war tot, erschlagen durch die Hand seiner Gefährten Lyris, Sai Sahan und Abnur Tharn und seine Eigene. Aber seine Seele war noch immer im Besitz des Gottes der Intrigen. Und solange dieser nicht besiegt war, wie sollte er sich auf eine Partnerschaft einlassen können? Ein untoter Entseelter, der nur durch Glück auserwählt zu sein schien, den Plan Molag Bals zu durchkreuzen, denn er war ja beileibe nicht der Einzige, der ihm geopfert worden war. In Kalthafen hatten er und seine Gefährten der Krieger- und Magiergilde alle Schlachten gewonnen. Eine Erleichterung war es immerhin, dass die Anführer der drei Pakte sich nicht beteiligen wollten, aber beiden Gilden erlaubt hatten, mitzugehen. Harte Schlachten mit vielen Verlusten folgten. Selbst der so stark wirkende letzte König der Ayleiden, den er nach Jahrhunderten befreit und der die Führung der Krieger übernommen hatte, zählte zu den Toten. Nun stand nur noch dieser Ort namens Herzenskummer und die darin zweifellos wartende Dremora- und Daedraschar zwischen ihm und dem Feind aller Feinde. Dann wartete der härteste Kampf auf ihn, den man sich nur vorstellen konnte. Ein Kampf, nicht nur um seine Seele, sondern um ganz Tamriel. Cirdarion ließ seinen Blick zur Kuppel schweifen. Er hatte es seit einer Weile vermieden, sie zu treffen, auch wenn es ihn schmerzte. Er hatte sie einfach nicht in Gefahr bringen wollen, denn er hatte ihr zugetraut, ihm heimlich zu folgen und sei es bis nach Kalthafen selbst. Er kannte sie einfach schon zu gut, ihre Neugier, ihre Schwäche der Unbedachtheit, auch Spontanität war in diesem Fall keine gute Eigenschaft. Das hatte er nicht zulassen können. Niemals hätte er es sich verziehen, wenn ihr etwas geschehen wäre. Es war vielleicht besser, sich nicht auf eine Beziehung einzulassen. Nicht, bevor er seine Seele wieder hatte und Tamriel endlich sicher war. Und das war die Sache, deren Erfolg er nicht garantieren konnte. Auserwählt und göttliche Macht durch das Amulett der Könige hin oder her. Mehr Schein als Sein, er war trotzdem immer noch ein Sterblicher. Wenn man es überhaupt so nennen konnte, da er sich einfach regenerierte, sollte er in einem Kampf hoffnungslos unterlegen und geschlagen sein. Aber ein Kampf gegen irgendeinen Banditen oder ein Monster war nichts im Vergleich zu einem leibhaftigen Daedraprinzen, dem er sich bald stellen musste. Deshalb musste er weiterhin auf Nummer sicher und auf Distanz zu Quen gehen, so schwer ihm das auch fiel. Aber Cidarion fasste gleichzeitig den Entschluss, wenn doch noch ein Gespräch zustande kam, bevor er vielleicht diesmal endgültig ohne Wiederkehr nach Kalthafen reiste, dann würde er ihr die ganze Wahrheit sagen. Er würde ihr gestehen, dass er sich in sie verliebt hatte. Und selbst wenn sie das nicht erwiderte, so würde er wenigstens ein reines Gewissen haben. Allein, wie sollte so ein möglicherweise letztes Gespräch zustande kommen? Es mochte feige sein, aber er fühlte sich irgendwie nicht in der Lage, dazu den ersten Schritt selbst zu tun.
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als ein modebewusster Argonier seinem Namen alle Ehre machte und lautlos hinter ihm auftauchte. Thor hatte ihn zwar bemerkt, aber nur leise gewinselt, denn er kannte und akzeptierte den Echsenmann als Freund seines Freundes. Der Bosmer indessen hatte das Winseln gar nicht gehört, sprang vor Schreck mit einem Satz auf, als er eine Berührung an seiner Schulter spürte und zog instinktiv seine Waffen. „Ruhig Blut, ich bin es doch nur!“ „Bei Yffre, Schleicht-leise! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“ Was für ein Wortspiel das war. Schleicht-leise grinste, was seine spitzen Zähne entblößte. „Ich konnte doch nicht ahnen, wie weit du weg gedriftet warst. Du hättest nichts und niemanden bemerkt, schon gewusst, wie leicht sich das ein Meuchelmörder zu Nutze hätte machen können? Anais Velmont hat uns bestimmt noch nicht vergessen. Selbst dein Wolf hätte dich nicht schützen können.“ Cirdarion hob die Hände. „Schon gut! Also, was gibt’s?“ „Ich bin nur ein Vermittler dieses Mal“, antwortete Schleicht-leise. „Für eine gewisse Hochelfe, die sonst keine Möglichkeit mehr sieht, mit dir Kontakt aufzunehmen, nachdem du sie neuerdings wie Luft behandelst und auch Nachrichten ignorierst. Uns anderen ist das beileibe nicht entgangen. Quen bittet dich, sie an ihrem Lieblingsplatz zu treffen.“ Damit war er auch schon wieder fort. Der Bosmer sah ihm nach und ballte die Fäuste. „Bei Yffre, mach endlich Schluss mit dem Theater!“, sagte er halblaut vor sich hin. „Schenke ihr reinen Wein ein und sag ihr, dass du sie liebst! Sag ihr die ganze Wahrheit!“ Entschlossen lenkte er seine Schritte am Diebesnest vorbei, hinauf zu einer ein wenig abseits und höher liegenden, überdachten Nische, in der sich Quen bevorzugt aufhielt, vor allem wenn sie ihre Ruhe wollte. Und in der Tat saß sie dort nachdenklich auf einer Kiste. Cirdarion atmete noch einmal tief durch und ging dann langsam auf sie zu. Als sie ihn sah, sprang sie auf, ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie wohl gezweifelt, dass er kam, so wie er sie in letzter Zeit behandelt hatte. Aber das würde er jetzt endlich wieder gut machen.
"Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht. Sondern viel mehr die Erkenntnis, dass es wichtigere Dinge gibt als Furcht."
Sai Sahan
"Laß deine Zunge nicht wie eine Fahne sein, die im Wind eines jeden Gerüchts zu flattern beginnt."
Imhotep: Baumeister, Bildhauer, Iripat, Oberster Vorlesepriester und Siegler des Königs, des Pharao Netjeri-chet Djoser