Kleine Anmerkung: Ich hoffe ich bin hier im richtigen Forum zum Veröffentliche, wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich natürlich auf Feedback.
Der Plot in Kurzform: Cirdarion ist auf dem Weg von Betnikh nach Dolchsturz. Ein weiteres Abenteuer ist überstanden und der Blutdornkult auf der Insel besiegt. Doch die unterschiedlichen Reaktionen auf seine Entscheidung, das gefährliche Relikt aus der Ruine von Carzogs Verderben zu zerstören sorgen für Spannungen während der Überfahrt.
Die richtige Entscheidung
Ich stehe an der Reling und blicke auf das Meer hinaus. Wir sind gut und schnell voran gekommen, in der Ferne meine ich bereits den Hafen von Dolchsturz zu erkennen, als ich den Kopf zur Seite drehe. Gut, dann sind wir wohl bald da und ich kann der mir unerträglich gewordenen Atmosphäre hier an Bord endlich entkommen. Es war die richtige Entscheidung, versuche ich mir weiter zu sagen. Nicht mehr darüber nachdenken, es war das einzig Richtige, dieses unheilvolle Relikt zu zerstören. Nach vorn schauen, dazu stehen, sage ich mir. In Glenumbra werden mich neue Abenteuer erwarten, da werde ich einen freien Kopf brauchen. Aber es hilft alles nichts, ich kann einfach immer noch nicht an etwas anderes denken, als diese Entscheidung. Oder liegt es nur daran, dass mein Entschluss mir von drei Personen so dermaßen übel genommen wird, dass ich das Gefühl habe sie würden mich am liebsten über Bord werfen? Ihr Feindseligkeit mir gegenüber drückt die gesamte Stimmung an Bord. Ich seufze leise und vermeide seit dem Ablegen des Schiffes jeden Kontakt mit ihnen. Als ich Schritte hinter mir höre wende ich mich kurz um, nur um in die Gesichter der Kapitänin Kaleen und Nicolene zu sehen. Sie zischen beide wie Schlangen und würden Blicke töten können, wäre ich auf der Stelle umgefallen. Lerisa ignoriert mich wenigstens einfach nur, die Beiden hingegen sehen aus, als würden sie mich im Schlaf erwürgen wollen. Wie gerne würde ich mit ihnen nur noch einmal in Ruhe sprechen und meine Gründe erklären, doch ihr Verhalten macht jeden Versuch von vornherein unmöglich.
Ich stand zwischen den Stühlen, als der Feind in Betnikh besiegt war. Was sollte mit dieser uralten Waffe geschehen? Jakarn, Lambur, Neramo und selbst der khajitische Mentor von Kaleen, Meister Kasan, waren für die Vernichtung, vor allem Lambur wollte das Ding nicht in den Händen der Zerstörer ihrer Heimat sehen. Kaleen, Nicolene und Lerisa wollten es an König Fahara´jad übergeben, damit es unter seiner Aufsicht dazu dienen sollte, den Aldmeri-Bund und den Ebenherzpakt von Angriffen auf das Bündnis abzuhalten. Ich kannte den König inzwischen gut genug um zu wissen, dass er kein machtgieriger Mann war, der für seine Ziele zu allem bereit war. Aber angesichts dessen, dass diese Waffe nach Seelen trachtete, gleich ob von Freund oder Feind, wie sollte man eine solche Macht jemals kontrollieren? Meine Vermutung war sogar, dass der König von sich aus auf den Einsatz dieses gefährlichen Objekts verzichtet hätte, wenn wir ihm sagten, welchen Preis es für einen Vorteil im Krieg forderte, doch ob man dass auch von anderen Machthabern behaupten konnte? Kaleen war der Ansicht, damit könnten viele Leben gerettet werden. Ich und die Mehrheit unserer Gruppe waren der gegenteiligen Meinung. Das Risiko des Missbrauchs war einfach zu hoch und an dem, was es bereits mit den Orks angerichtet hatte, doch deutlich zu sehen. Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, etwas so Gefährliches dem erstbesten Herrscher bedenkenlos zu übergeben, auch wenn ich von Fahara´jad eine gute Meinung hatte. Das gleiche galt für Großkönig Emeric. Warum wollten die drei Frauen diese Gefahr nicht erkennen? Ich verstand sie durchaus, vor allem Nicolene sorgte sich um ihre in der Armee dienenden Brüder. Doch was, wenn wir das Relikt übergeben hätten und alles in der nächsten Schlacht außer Kontrolle geraten wäre? Ich will es mir lieber gar nicht erst ausmalen.
In meine Gedanken versunken merke ich nicht, wie die Kapitänin und Nicolene mich beobachten. Und nicht nur sie, auch Jakarn und Neramo halten den Blick auf mich gerichtet, als wollen sie sicher gehen, dass sich die beiden Frauen beherrschen und wenigstens warten bis wir im Hafen angekommen sind, ehe sie mich des Schiffes verweisen.
Armee, Leben retten, Schlachten… Als Bosmer gehöre ich quasi automatisch zum Aldmeri-Bund und ich bin meiner Königin Ayrenn gegenüber loyal. Aber verdammt nochmal, geht es mir durch den Kopf, ich will keinen Krieg, wollte ich nie! Warum nur musste es soweit kommen? Haben wir nicht genug andere Probleme als irgendwelche Machtansprüche zu stellen, die so vergänglich waren wie das Leben selbst? Warum können sich meine Königin und die anderen beiden Herrscher von Dolchsturz und Ebenherz nicht einigen? Alle Völker samt ihrer Herrscher könnten doch in Frieden leben, wenn sie es denn wollten, davon bin ich überzeugt. Ich habe es so satt, denke ich und knirsche unbewusst mit den Zähnen. Ich bin ein Auge der Königin, aber ich bin aus gutem Grund in keiner Armee! Sinnloses Blutvergießen auf allen Seiten, oh wie ich diesen Allianzkrieg verabscheue! Ein überraschtes Keuchen lässt mich aufschrecken. Die beiden Frauen und Männer schauen mich mit unterschiedlichen Ausdrücken in ihren Gesichtern an und mir wird klar, dass ich meine letzten Gedanken ohne es zu merken laut ausgesprochen habe. Während Neramo und selbst Jakarn sehr ernst aussehen, aber schweigen, richtet Kaleen das Wort an mich. „Und gerade deshalb hätten wir das Relikt gebraucht! Es hätte zu dauerhaftem Frieden beitragen können!“ „Und meine Brüder wären sicher!“, fügt Nicolene hinzu. „Indem man das Relikt dafür munter mit den Seelen der Feinde gefüttert hätte?“, fragt jetzt der Magier und in seiner Stimme schwingt unterdrückter Zorn mit. „Kein Lebewesen verdient es, dass seine Seele oder sein Geist auf derart abscheuliche Weise gefangen wird! Und nichts anderes hätte dieses Ding getan und zwar mit Freund und Feind gleichermaßen. Wir alle haben es vor ein paar Tagen selbst miterlebt. Die Zerstörung war das einzig Richtige!“ „Diese Macht war zu groß und zu gefährlich“, stimmt Jakarn zu. „Wer hätte garantieren können, dass alles unter Kontrolle bleibt? Du, Kaleen? Nicolene? König Fahara´jad? Irgendjemand? Tief in Euch wisst ihr, dass Cirdarion das Richtige getan hat.“ Ich schenke ihm und Neramo einen dankbaren Blick. Doch die Frauen widersprechen vehement und es entbrennt schließlich ein Streit zwischen den Vieren. Lambur, Lerisa und Kasan kommen hinzu und versuchen, sie zu beruhigen. Ich fühle mich überfordert und hilflos. Die Streithähne lassen immer noch nicht voneinander ab, trotz alles Zuredens der Anderen. Und plötzlich zerspringt etwas in mir, ich weiß selbst nicht, was eigentlich los ist, sondern höre nur meine eigene Stimme, welche jetzt alle Anderen deutlich übertönt. „Aufhören, alle! Ich kann das nicht länger ertragen!“ Alle halten inne und starren zu mir. So einen Ausbruch haben sie mir bestimmt nicht zugetraut. „Die ganze Situation bestätigt doch nur alles Andere.“, fahre ich etwas leiser fort. „Wenn schon eigentlich normale Bürger wie ihr nicht in der Lage sind, sich zu einigen und ihrer Vernunft zu folgen, was ist dann mit machtgierigen Herrschern, auch wenn ich die Fahara´jad oder Emeric nicht dazu zähle? Darunter leiden werden letztlich alle und das ist es einfach nicht wert! Außerdem ist es längst zu spät, das Relikt ist dort, wo es hingehört und das ist gut so! Glaubt ihr wirklich immer noch – ich schaue zu Kaleen und Nicolene – dass es Frieden gebracht oder auch nur ein einziges Leben gerettet hätte? Es gibt mehr als genug Generäle oder Magier die so eine Waffe nicht im Geringsten abgeschreckt hätte. Das habe ich auf meinen Reisen selbst erlebt und zwar mehr als mir lieb ist! Wenn sich das herum gesprochen hätte, wie lange hätte Fahara´jad oder sonstwer das Ding gehabt? Jeder vom Schlage dieses Anführers des Kults auf Betnikh hätte sich die Finger danach geleckt und alles getan, es in seine eigenen Hände zu bekommen und Verrat geht schneller als so mancher denkt!“ Betretenes Schweigen. Aber ich bin noch nicht fertig und wende mich an Nicolene. „Ich weiß, dass du Angst um deine Brüder hast. Doch ich bin nur von Geburt wegen im Dominion und nicht aus Überzeugung, ganz im Gegenteil. Es ist mir völlig egal, wer auf den Rubinthron gehört, alles was ich will – und sicher nicht nur ich – ist, dass endlich wirklicher Frieden zwischen den Allianzen herrscht. Und diese Ayleiden-Waffe hätte rein gar nichts dafür bewirkt, außer noch mehr Leid. Neramo hat Recht, niemand verdient es, seine Seele zu verlieren, weder Lebende noch Tote, sei es Freund oder Feind und glaubt mir, ich weiß in diesem Punkt ganz genau, wovon ich spreche! Meine Entscheidung wird aus genannten Gründen nichts mit deinen Brüdern zu tun haben, Nicolene. Ich wünsche um Yffres Willen niemandem, in einer Schlacht zu fallen, die außerdem vermeidbar wäre, wenn alle Völker ihren gegenseitigen Hass überwinden und friedlich, ohne Vorurteile zusammen leben würden. So leid es mir tut, dir das so sagen zu müssen, aber angenommen, man hätte das Relikt eingesetzt bei einer Schlacht und deine Brüder wären gefallen, wären ihre Seelen jetzt dank dieses „Schlüssels zu Rettung“ ewig in der Geisterwelt gefangen, ohne Ruhe, ohne Frieden zu finden. Wie ich sagte, nicht jeder würde sich von der Existenz solcher Waffen abschrecken lassen. Ist es das, was du wollen würdest?“ Nicolene starrt mich verbissen an und senkt den Kopf, antwortet mir aber nicht. Ich seufze leise. Kaleen schaut mich ebenso an, ihren Blick kann ich aber nicht deuten. „Jeder von uns muss meine Entscheidung akzeptieren, was vorbei ist, ist vorbei.“ Niedergeschlagen füge ich an die Kapitänin gewandt hinzu: „Wir sind sicher in Kürze in Dolchsturz, dann bin ich weg und ihr könnt mich vergessen.“ Damit drehe ich mich um und gehe unter Deck, ich fühle mich erschöpft und möchte nur noch ein paar Stunden schlafen.
Ich erwache, als mich jemand an der Schulter rüttelt. Es ist Jakarn. „Wir sind angekommen. Ihr seid nicht der einzige, der sich jetzt von hier davon stehlt. Ich für meinen Teil bin hier auch fertig. Eure Rede übrigens war nicht schlecht, ich bin beeindruckt! Und kann Euch auch nur zustimmen und noch einmal betonen, dass ihr das Richtige getan habt. Denkt nicht mehr darüber nach.“ Wir gehen zusammen an Deck, wo er von seinen drei Verehrerinnen in Beschlag genommen wird, was mich grinsen lässt. „Ich könnte mich daran gewöhnen mit Euch zu reisen, da es nie langweilig wird.“, sagt er noch zu mir. „Gleichfalls“, antworte ich lachend. „Auf bald dann!“ Er nickt und dann ist er erstmal mit den drei Damen beschäftigt. Neramo bedauert zwar, dass er das Relikt nicht zu Forschungszwecken bergen konnte, aber dankt mir ebenfalls noch einmal, dass ich „das Richtige“ tat und ich solle nicht mehr daran zweifeln. Nun, das tue ich auch nicht. Nicht mehr. Zum meinem Erstaunen ist Lerisa, die ebenfalls dafür war, das Relikt zu behalten wohl die Einzige der drei Frauen, die mich nicht – oder zumindest nicht mehr – dafür verflucht. Sie geht nicht einmal mehr auf die Sache ein und meint nur, dass alles sehr aufregend gewesen und sie bald hier fertig sei, um ihr eigenes Schiff zu fahren. „Gebt auf euch Acht“, lauten ihre Abschiedsworte an mich. „Wir werden uns wieder begegnen.“ Ich nicke dankbar und gehe zu Nicolene. Sie scheint meine Rede aber leider nicht von ihrer Meinung abgebracht zu haben. Sie funkelt mich an und meint noch immer, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe und ich daran denken solle, wenn durch Angriffe Bündnissoldaten umkommen, die gerettet werden könnten. Daran will ich gar nicht denken. „Ich hoffe, es kommt nicht dazu“, sage ich leise und ernte nur ein Schnaufen. Seufzend drehe ich mich um. Kapitänin Kaleen sitzt noch am Ruder als ich mich ihr nähere. Auch ihr Blick sagt mir, dass ihr Groll auf mich ungebrochen ist. „Wir sind da. Dolchsturz. Und nun“, ihre Augen verengen sich zu Schlitzen, „verschwindet von meinem Schiff.“ Ich nicke, doch ich gebe ihr nicht die Genugtuung, mich schweigend wie eine ängstliche Maus davon zu schleichen. Meine Ansprache vor ein paar Stunden ist nun wirklich keine Ausnahme, aber wer mich eben nicht gut genug kennt, meint oft, ich sei leicht einzuschüchtern, dabei sprechen schon meine Waffen doch eigentlich eine deutliche Sprache. „Egal was Ihr jetzt von mir haltet, ich stehe zu meiner Entscheidung.“, sage ich. „Ich hege keinerlei Groll gegen euch und hoffe, ich kann es irgendwann umgekehrt auch wieder sagen, falls wir uns je wieder sehen sollten.“ Ich erhalte keine Antwort und habe auch keine erwartet, Kaleen wendet einfach nur den Blick hab. „Ich wünsche euch viel Glück.“ Mit einem letzten Kopfnicken drehe ich mich um und verlassen das Schiff nun endlich in Richtung der Stadt. Über den Landungssteg, die Treppen hinauf und Dolchsturz breitet sich vor mir in ganzer Pracht aus. Nun muss ich den Hauptmann suchen um ihm zu sagen, dass der Häuptling von Betnikh bereit ist, dem Bündnis beizutreten. Vorher aber lehne ich mich noch einmal an die Mauerzinne und blicke auf den Hafen und Kaleens Schiff hinunter. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, sie eines Tages wiederzusehen und bete, dass dieses Treffen dann unter einem besseren Stern steht, als dieser traurige Abschied. Ich für meinen Teil werde sie nicht als Feindin betrachten. „Wir sehen uns wieder, Kapitänin Kaleen. Nicht als Feinde, sondern als Verbündete.“, murmele ich vor mich hin. „Bis dahin mögen Euch alle Götter gewogen sein. Viel Glück!“
"Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht. Sondern viel mehr die Erkenntnis, dass es wichtigere Dinge gibt als Furcht."
Sai Sahan
"Laß deine Zunge nicht wie eine Fahne sein, die im Wind eines jeden Gerüchts zu flattern beginnt."
Imhotep: Baumeister, Bildhauer, Iripat, Oberster Vorlesepriester und Siegler des Königs, des Pharao Netjeri-chet Djoser