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Fanfiction "Weiß wie Schnee, rot wie Blut"

Meritamun
Meritamun
✭✭✭
Ich machs mal so auf gut Glück. Meine beiden Kurzgeschichten kamen ja schon mal gut an, also schaun mer mal.
Ich schreibe derzeit an gleich 3 Großprojekten (zumindest sollen sie es werden) zu ESO und komme mit dieser hier gerade am besten voran. Feedback gerne erwünscht.

Der Plot in Kurzform
Calia Arantheal, Vampirin, Heldin des Ebenherzpaktes und Siegerin über Molag Bal, erhält vom Skaldenkönig Jorunn nach dem Attentat durch den Eiskap-Zirkel den Auftrag, zusammen mit Lyris Titanenkind den Jarl des westlichen Himmelsrands zu warnen. Dabei lernt sie den Vampirgelehrten Fennorian vom Haus Rabenwacht kennen. Gemeinsam versuchen die Drei, die Bedrohung aufzuhalten. Dabei verlieben sich die beiden Vampire ineinander. Doch Calias Vergangenheit und ihre Zugehörigkeit zur dunklen Bruderschaft droht ihr neues Glück zu zerstören.

1. Kapitel "Ankunft im westlichen Himmelsrand"

Gemächlich fuhr der Karren die gepflasterte Straße entlang, Calia erwachte von Hufgetrappel und den schweren Schritten der drei Wachen, die den Fuhrmann begleiteten. Es begann schon zu dämmern. Nachdem sie mit Lyris nach den Abenteuern aus der sagenumwobenen Schwarzweite heraus gegangen waren, hatten sie sich zunächst nach Windhelm aufgemacht um den Skaldenkönig zu warnen, doch die Werwölfe um Schwester Balra waren ihnen zuvor gekommen. Nur knapp hatten Beide verhindert, dass sie ihn zu einem der ihren machten. Nachdem sie außerdem heraus gefunden hatten, dass Haafingar wohl das nächste Ziel war und obendrein die Werwölfe mit Vampiren zusammen arbeiteten, wurde beschlossen, den mit Jorunn eigentlich verfeindeten dortigen Herrscher Jarl Svagrim zu warnen. Während Lyris sich noch mit Jorunn enger beraten wollte, einigte sie sich mit Calia, dass diese sich schon in Richtung westliches Himmelsrand und dessen Hauptstadt Einsamkeit auf machen würde, die Kriegerin würde ihr nachfolgen. Also hatte die Dunmer sich diese Reise von Windhelm aus einen Platz auf dieser einfachen Kutsche erkauft, um schneller voran zu kommen. Sie drehte den Kopf und sah sich einem schlanken Hochelfen mit halblangen braunen Haaren gegenüber, der in ein Buch vertieft war. Er sah ziemlich gut aus. Ihr kleines Haustier Hades lag indessen immer noch dösend neben ihr. Wann war sie denn eingeschlafen? Sie konnte sich jedenfalls erinnern, den Karren allein gemietet zu haben, wo kam dieser Fremde also her? Der Fuhrmann sah, dass sie wach war. „Na, endlich aufgewacht? Wir haben gerade die Grenze überquert“, sagte er. „Es gehen hier seltsame Dinge vor sich, erzählt man sich zumindest“, fügte der Mann hinzu. „Aber es tut gut, wieder zuhause in Himmelsrand zu sein.“ Der Hochelf indessen bemerkte ihren Blick und schaute auf. Calia verbarg rasch ihr Erstaunen, er war ein Vampir. Wie sie selbst. Allerdings hatte sie von Graf Verandis gelernt, wie sie ihr Erscheinungsbild „anpassen“ konnte, damit niemand sie sofort als Vampirin erkannte. Dieser fremde Mann hier schien sich jedoch keine Sorgen über sein Äußeres zu machen, der Rest der Männer auch nicht, sonst hätten sie ihn sicher nicht einfach von ihr unbemerkt irgendwo mitgenommen. Ob er gemerkt hatte, dass sie dieselbe Natur hatte? Er lächelte kurz grüßend, aber er sollte nicht dazu kommen, sich vorzustellen. Unerwartet hielt der Wagen an, und einer der Wachen sprach mit einer seltsamen Gestalt, die eine Robe trug und eine Maske verbarg den gesamten Kopf. Calia wurde sofort misstrauisch, dann ging alles ganz schnell. Die Gestalt stieß mit ihrem Zauberstab auf den Boden und eine Wolke aus Fledermäusen riss den Kutscher zu Boden, der nur einen Moment später blutend und röchelnd unter einem Mann mit Kapuze lag. Ein Vampir!, schoss es Calia durch den Kopf und sie sprang auf, der Hochelf duckte sich hingegen. Die Soldaten wurden mühelos von Feuerzaubern, weiteren Vampiren und einem riesig anmutenden Werwolf überwältigt. Das bekam sie noch mit, bevor ein magisches Geschoss sie mit Wucht aus dem Karren schleuderte. Hart schlug die Dunkelelfin auf dem Boden auf und ihr schwanden für eine Weile die Sinne. Als sie zu sich kam stand diese maskierte Gestalt, eine Frau wie sie nun erkannte und ein weiterer Maskierter über ihr. „Diese Beiden!“, sagte die Frau. Was meinte sie mit „beiden“, was war mit dem zweiten Passagier? Calia war zu benommen, um sich zu bewegen oder auch nur klar zu denken. „Bringt sie zum Hügelgrab!“ Daraufhin wirkte der Mann einen Zauber, der ihr erneut das Bewusstsein nahm.

Als sie das nächste mal erwachte, befand sie sich ein einem steinernem Gefängnis. Wo war sie hier gelandet? Sie sah sich um und erkannte, dass sie einem uralten Grab eingesperrt war. „Uh, mein Kopf…“ stöhnte sie leise, der Aufprall auf den Steinen sorgte noch im Nachhinein für Kopfweh. Ihre Habe samt Dolchen fehlte ebenso. Auch ihr Haustier war nicht hier, hoffentlich hatten die Angreifer es nicht erwischt, sonst musste es am Ende vielleicht noch mit seinem schönen Pelz bezahlen. Dann vernahm sie ein leises, aber stetiges Klopfen. Es kam aus dem Sarkophag der an der gegenüber liegenden Wand stand. Zuerst dachte sie an einen Draugr, aber seit wann klopften die denn? Wenn kein vertrockneter, wandelnder Leichnam, wer war dann da drin? Sie schob die Verschlussplatte beiseite und der Hochelf, der mit ihr im Karren gewesen war taumelte heraus und fiel zu Boden. Als er aufblickte und sein bleiches Gesicht mit fast schwarzen Augen zeigte, erkannte sie sofort, dass er Nahrung benötigte und zwar dringend. „Habt Dank!“, sagte er. „Hört mir bitte zu, wenn wir beide von hier entkommen wollen.“ Dann schien er Calia ebenfalls wiederzuerkennen. „Ihr wart doch auch auf dem Karren! Ich sah wie ein Mann Euch wenig sanft hier ablegte, bevor man mich hier drin einsperrte. Was bin ich froh, dass Ihr erwacht seid. Aber entschuldigt meine Erscheinung, ich fühle mich nicht besonders…“ Calia wusste genau, was er meinte, verbarg ihr gleiches Wesen jedoch vorerst weiter. „Wo sind wir hier?“, fragte sie stattdessen. „Ich weiß es nicht genau, jedenfalls irgendwo im westlichen Himmelsrand. Ich bin im Zuge meiner Ermittlungen hierher gekommen, als die Hexen vorm Eiskap-Zirkel angriffen.“, antwortete er und schien überrascht zu sein, dass sie keinerlei Furcht zeigte. Der Eiskap-Zirkel. Ihr Auftrag, Jarl Svagrim zu warnen, hatte also seine Berechtigung. „Ich brauche dringend Eure Hilfe bevor wir entkommen können.“, fuhr der Hochelf fort. „Die Hexen haben meine und sicher auch eure Habseligkeiten hier bestimmt irgendwo verstaut. Es ist ein Fläschchen dabei. Ich öffne uns die Türe, dann werde ich zu schwach sein. Bis ich das Fläschchen habe seid Ihr in Gefahr! Ich will Euch keinesfalls etwas tun, doch bald spielt mein Wille dann keine Rolle mehr!“ Weitere Erklärungen waren von ihrer Seite aus auch gar nicht nötig. Der Hochelf schleppte sich zum Gitter, um dann als roter Nebel einfach hindurch zu gehen. Das hatte sie bisher nicht geschafft, aber sie hatte auch nie probiert, ob sie das überhaupt können würde. Schien aber recht praktisch zu sein. Er öffnete das Gitter und sie suchte nun den großen Raum ab. Sie fand und gab ihm sein Fläschchen mit der roten Flüssigkeit. Er trank und sah nur einen Moment später wesentlich besser aus. „Ich gebe zu, das war Blut. Aber es gibt keinen Grund zur Aufregen. Nicht jeder Vampir ist ein Monster.“ Jetzt lächelte Calia. „Oh keine Sorge, ich weiß nur zu gut wie das ist“, sagte sie und offenbarte sich ihm. „Was… Ihr seid auch eine Vampirin? Warum habt Ihr das nicht gesagt?“ „Nun, ich wusste nicht recht, wie ihr reagieren werdet. Ich bin in dieser Hinsicht vorsichtig. Es spielt wohl keine auch Rolle mehr. Doch wir haben uns noch nicht vorgestellt.“ „Richtig“, lächelte nun der Altmer. „Ich bin Fennorian. Ich gehöre zu einer Gruppe, die nur von Freiwilligen trinkt und die Skrupellosen unserer Art, sagen wir mal, im Zaum hält.“ „Ich bin Calia. Calia Arantheal. Sehr erfreut.“ Bei ihrem Namen weiteten sich Fennorians Augen vor Überraschung. „Ihr seid Calia Arantheal? Graf Verandis und die Anderen haben viel von euch erzählt!“ Nicht minder überrascht erwiderte sie seinen Blick. „Ihr gehört zum Haus Rabenwacht?“ „Ja, ich bin sozusagen das neueste Mitglied und ich bin dem Grafen dankbar, dass er mich fand. Aber…“, sein Blick verdunkelte sich, als würde er an etwas Schlimmes denken. „Ich möchte dazu nichts weiter sagen.“ Sie nickte. „Ihr habt mit dem Grafen Kluftspitze gerettet“, sagte er weiter. „Ich glaube jedes Kind in diesem Land kennt inzwischen euren Namen. Und Ihr habt ihn sogar zusammen mit Gwendis wieder ins Leben zurück geholt. Sie ist Euch dafür unendlich dankbar und betet sogar zu den Göttlichen, dass es Euch gut geht.“ Calia wurde ganz verlegen. „Ich tat, was ich tun musste.“ „Seid nicht so bescheiden! Nicht jeder hätte all das bis zum Ende durchgezogen.“ „Wie kommt es, dass Ihr nun hier in Himmelsrand seid? Ihr hattet den Eiskap-Zirkel erwähnt?“, fragte sie nun, um das Thema zu wechseln. „Ja, wir untersuchen diesen Zirkel. Ich habe ein Grab in Bankorai erforscht und ich entdeckte dabei, dass Schmuggler dort die Überreste der Toten stahlen. Also bin ich dieser Spur einfach gefolgt bis zum Angriff dieser Hexen. Denn Rest kennt Ihr ja jetzt. Und nun sollten wir zusehen, dass wir hier weg kommen.“ „Gerne, wenn ich wüsste wo es lang geht.“ „Kein Problem, ich kam wieder zu mir, als sie mich hierher gebracht haben und habe mir den doch recht einfachen Weg gemerkt. Zusammen sollten wir das schaffen, ich gehe voran.“ Gemeinsam betraten sie nun die nächste Kammer, der offensichtlich als Lager diente. Jede Menge Rüstungsteile und Waffen.

„Wieso lagern die Hexen all das Zeug hier?“, fragte Fennorian eher sich selbst als Calia. Er suchte sich einfach einen der Zauberstäbe heraus, während sie erleichtert ihre eigenen Waffen hier wiederfand und an sich nahm. Nicht auszudenken, die Leidensklinge auf Nimmerwiedersehen zu verlieren. Danach erwartete Beide in der zweiten Halle ein Muskelprotz von einem Nord mit Zweihänder, der sie erst verwundert, dann wütend anstarrte. „Was macht ihr hier draußen? Urgala braucht euch noch, also marsch, zurück in eure Zelle oder ich helfe nach!“ „Dieser Schläger hat uns eingesperrt!“, zischte der Altmer. „Wir müssen an ihm vorbei!“ „Vorbei? Vergesst es! Ich, Vitrus der Blutige, werde euch Respekt vor mir lehren! Ich stecke euch zwei Milchtrinker zurück in den Käfig! Und mit dir Süße“, er zeigte auf Calia, „Werde ich noch meinen Spaß haben!“ Sein Tonfall widerte sie an. „Träum weiter, ***!“, knurrte sie und zog ihre Dolche. Es entbrannte ein wilder Kampf, den sie schließlich für sich entschieden und der Leichnam des Nords seinem Namen Ehre machte. Fennorian war sichtbar beeindruckt von ihr. „Nicht schlecht! Alleine hätte ich das sicher nicht geschafft. Gehen wir weiter, wir sind bald draußen.“ Beide kamen aus der Grabkammer in eine eisbedeckte Höhle und nachdem sie einer Frostbissspinne gehörig eingeheizt hatten, gelangten sie durch eine Holztür weiter, bis Fennorian Calia plötzlich an der Schulter fasste. „Versteckt Euch! Seht, dort kommt jemand, auf der Brücke!“ Sie duckten sich und schauten nach oben. Ein Mann und eine Frau, undeutlich durch die Entfernung zu erkennen. „Ihr seht, die Wirkung des Sturmes wird verheerend!“ Die Stimme der Frau kam Calia bekannt vor und war voller Triumph und Vorfreude. Nur auf was? Was für ein Sturm? Fragen, die sich Beide nicht beantworten konnten, zumindest noch nicht. „Solange für die erste Ernte alles bereit ist, bin ich sehr zufrieden Urgala.“, antwortete der Mann, während sich beide entfernten. Aha, diesen Namen hatte der Nord von vorhin genannt, anscheinend war sie die Anführerin hier und nun wusste Calia auch, woher sie die Stimme kannte. Diese Frau war für ihre Gefangennahme verantwortlich. So bestätigte es Fennorian auch. „Urgala ist die Anführerin dieses Ablegers des Zirkels. Der Rest folgt ihren Befehlen.“ „Ja, aber mit wem hat sie gerade gesprochen?“ Fennorian war sichtlich beunruhigt. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er gehört zu unserer Art. Sie haben einen verheerenden Sturm erwähnt, wie müssen herausfinden was hier vor sich geht. Ich glaube, bis dahin muss unsere Flucht verschoben werden.“ „Ihr wollt ihnen also folgen?“ Er lachte. „Ihr werdet auch noch eine gute Ermittlerin werden! Ich muss den Zusammenhang zwischen den gestohlenen sterblichen Überresten, dem Eiskap-Zirkel und diesem Vampir von eben herausfinden. Versuchen wir, sie einzuholen und so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen!“ Gesagt, getan und sie bahnten sich weiter ihren Weg. Urgalas Schergen waren überall und nicht immer ließen sich Kämpfe vermeiden. Calia merkte jedoch, dass auch sie wieder flüssige Nahrung brauchte. Als sie in der Kutsche erwacht war, hatte sie es schon bemerkt und jetzt in der Hitze der Kämpfe ignoriert, aber nun spürte sie ihre zunehmende Schwäche. Es half alles nichts, eine Eiskap-Hexe musste unfreiwillig als Spenderin herhalten. Sie versuchte es zwar unauffällig zu tun, doch Fennorian bemerkte es trotzdem und verengte die Augen, verkniff sich aber vorerst jeden Kommentar. Der Weg über die vereiste Brücke führte sie schließlich und endlich wieder nach draußen.

Im gleißenden Licht der Sonne, das vom Schnee noch verstärkt wurde, mussten sie kurz die Augen schließen und Calia war außerdem einmal mehr über ihren Kapuzenumhang froh. Vampire waren nun mal empfindlich, was Sonnenlicht betraf und wenn es ein wolkenloser Himmel war, trug sie ihn immer über ihrer Rüstung. Doch der Sonnenschein machte sehr schnell einer seltsamen Finsternis Platz und dröhnenden Geräuschen. Sie öffneten die Augen wieder und was sie dann sahen, ließ ihnen den Atem stocken. Über der im Tal liegenden Lichtung, auf einem großen steinernem Platz, der zu Ritualzwecken erbaut worden war, braute sich wortwörtlich etwas Unheilvolles zusammen. Eine Art schwarz-roter Wirbelsturm von unübersehbar gefährlicher Größe. „Was haben sie getan?“, keuchte der Hochelf. „Wir müssen zu dieser Lichtung, schnell!“ Schnell ist leicht gesagt, na großartig!, dachte die Dunmer, der Weg schien sich endlos hinzuziehen, mit den zahlreichen Zirkelmitgliedern, die hier herum liefen. Abwechselnd schleichend und kämpfend, zwischen Verstecken und entdeckt werden, erreichten sie nach einer gefühlten Ewigkeit einen Eingang in einen weiteren Teil der Grabanlage. Er war klein, mit einer Menge Urnen und seltsamen Gestellen aus Holz. Hier war es einfach, sich zum Ausgang gegenüber zu schleichen. Sie tauschten einen Blick, traten durch die Tür und duckten sich erst einmal schnell wieder in die Schatten. Dabei waren sie von rotem, wirbelndem Nebel umgeben, im Zentrum ragte ein kegelförmiges Gebilde aus der Erde, das an einen riesigen Dorn erinnerte. Urgala und der fremde Vampir unterhielten sich. „Wunderschön, diese Gramsturm-Ritual“, sagte er zu ihr. So nannten sich diese grässlichen Wirbel also, dessen Exemplar hier immer mehr anwuchs. „Nach der Ernte nehme ich wieder Kontakt zu dir auf.“ Damit war er in einer Wolke aus Fledermäusen verschwunden. „Wir müssen Urgala aufhalten!“, stieß Fennorian hervor. „Damit können wir vielleicht verhindern, dass dieser Sturm noch weiter anwächst!“ „Dann los!“ Calia und er preschten vorwärts, erst im letzten Moment bemerkte Urgala sie. „Was, ihr seid entkommen? Pha, es ist egal, bald wird ganz Himmelsrand fallen!“ Der Kampf war hart, aber kurz. Dieser Vampir von vorhin würde bei der nächsten Kontaktaufnahme auf für immer taube Ohren stoßen. Der Gramsturm selbst hielt jedoch immer noch an. „Ich glaube dieser Dorn hat damit zu tun“, schrie Fennorian gegen den Lärm an. „Zerstören wir ihn!“ Als das geschehen war, verschwand der Sturm und machte einem klaren Himmel Platz. „Geschafft!“ Calia wischte sich den Schweiß von der Stirn und sehnte sich nach einem Bad. „Ich hätte mir gewünscht mehr zu erfahren, bevor wir Urgala töten mussten“, meinte der Hochelf etwas geknickt. „Ich glaube nicht, dass sie uns freiwillig etwas erzählt hätte.“, entgegnete Calia. „Das stimmt, aber so weiß ich noch immer nicht, was genau der Zirkel plant. Und das macht mir große Sorgen.“ „Nicht ganz. Wir haben doch erfahren, dass dieser Vampir irgendwie dahinter steckt. Der Eiskap-Zirkel erschuf dieses Ritual für den Sturm in seinem Auftrag. Das ist nicht viel, aber ein Anfang.“ „Ja. Und wir haben den Sturm zudem aufgehalten. Meine Ermittlungen haben mich an finsterere Orte geführt, als ich mir hätte vorstellen mögen als ich vom Kastell Rabenwacht aufgebrochen bin. Aber dennoch ein Fortschritt.“ „Wie gehen wir jetzt weiter vor?“ Er zuckte die Schultern. „Nun das Wissen um die Aktivitäten des Eiskap-Zirkels in Himmelsrand ist beunruhigend, trotzdem müssen wir weiter. Folgen wir dem Pfad hier, der müsste hier raus führen und ich zeige Euch den Weg nach Einsamkeit. Dort müsst Ihr die Obrigkeit warnen. Was auch immer der Zirkel plant, es hat hier noch lange kein Ende gefunden.“ „Nun ja, das ist offen gesagt auch mein Auftrag, weswegen ich nach Himmelsrand kam“, gestand ihm Calia und erzählte, was in Windhelm geschehen war. „So ist das also. Dann scheinen wir beide doch irgendwie dasselbe Ziel zu haben, wenn da wirklich ein Zusammenhang besteht.“
Beide verließen nun die Grabstätte und waren doch erleichtert, diesen Ort hinter sich zu haben und er zeigte ihr die Richtung, in die sie sich wenden sollte. „Kommt Ihr nicht mit mir?“, fragte Calia und fühlte zu ihre Verwirrung Bedauern, sich von ihm schon wieder trennen zu müssen. „Nein. Zumindest noch nicht. Andere Mitglieder von Rabenwacht sind bereits ebenfalls hier im Land und ich muss ihnen mitteilen, was ich mit eurer Hilfe heraus gefunden habe. Dieser Vampir, den wir sahen, dürfte ebenfalls von Interesse sein und ich muss der Fährte weiter folgen, solange sie frisch ist.“ „In Ordnung, dann erfülle ich meinen Auftrag.“ „Noch etwas. Viele dieser Zirkelmitglieder waren Reikmannen, die Nord dulden sie jedoch nicht in ihrem Gebiet. Jarl Svagrim wird also mit Sicherheit Truppen los schicken, wenn Ihr eure Warnung vorbringt, so dass der Zirkel und dessen Bedrohung so gut wie erledigt ist. Aber für alle Fälle werde ich Haus Rabenwacht über alles informieren.“ „Gut.“ Calia wandte sich schon zum Gehen, als ihr noch etwas einfiel, was vielleicht wichtig sein würde. „Ihr hattet Urnen in Bankorei erwähnt, was ist daran so besonders?“ „Nun, ich sagte ja ich habe dort in einer Grabstätte mit meinen Ermittlungen begonnen. Ich sah, wie eine Söldnergruppe, die sich selbst Draugrbrut nennt, ähnliche Urnen mit sterblichen Überresten füllte. Diese stammen aber von einer uralten und finsteren Armee. Man nannte sie die Graue Schar. Das ist das Beunruhigende an der Sache.“ „Und nun waren die Urnen hier, wisst Ihr, warum?“ „Das weiß ich wirklich nicht. Ich hätte nie erwartet, dass da ein Zusammenhang mit diesen Zirkelhexen besteht. Und dieser Vampir, hmm... hinter alldem steckt wohl mehr, als wir bisher auch nur ahnen könnten, geschweige denn wissen. Also müssen wir herausfinden, was.“

Calia wollte etwas erwidern, als das Gras hinter ihnen raschelte. Kampfbereit drehten sich die beiden Elfen um, als ein Maunzen erklang und aus einem Gebüsch trippelte eilig ein Tier. Ein pechschwarzes Senche-Junges, mit feurigen Augen und Pfoten, ein Albtraum-Senche, wie man diese Art nannte. „Na sowas!“, rief die Dunmer überrascht aus. „Das ist ja mein kleiner Hades!“ Fennorian erinnerte sich ebenfalls. Kurz vor der Grenze zum westlichen Himmelsrand hatte er die nächstbeste Kutsche, die auf der Straße entlang kam, angehalten und gebeten mitfahren zu dürfen, gegen Bezahlung natürlich. Der Kutscher und auch die begleitenden Soldaten hatten eingewilligt und erst als er einstieg, hatte er die schlafende Calia bemerkt und der kleine Vierbeiner neben ihr hatte ihn neugierig beschnuppert. Als der Angriff kam, war das Tier in die Büsche verschwunden. Hades, wie Calia es eben genannt hatte, schmiegte sich schnurrend an sie und sie kicherte. „Du kleiner Schlingel. Ich dachte schon der Zirkel hätte dir dein Fell abgezogen.“ Ein fast empört klingendes Schnauben war die Antwort, als wollte Hades ihr sagen: „Wie kommst du denn darauf?“ Fennorian musste lachen. „Wo habt Ihr denn dieses Haustier her?“ Und Calia erzählte ihm die Geschichte. Das Jungtier machte seinem Namen so gar keine Ehre, im Gegenteil, es war verspielter und verschmuster als jede normale Hauskatze. Sie hatte das Tier in einer Höhle irgendwo in Steinfälle gefunden. Dort drinnen hauste ein geradezu gigantischer Höhlentroll und sie war hinein gegangen, um ihre Börse mit der ausgeschriebenen Belohnung aufzufüllen. Aber sie war zu spät gekommen, der Troll war schon durch Söldner erlegt worden, welche die Dunkelelfin noch verspottet hatten, während sie mit dem Kopf als Trophäe in der Hand die Höhle gerade in dem Moment verließen, als sie eintraf. Trotzdem hatte sie sich noch einmal drinnen umgesehen. Und fest gestellt, dass sie einst bewohnt worden war, wohl von einer der ungezählten Banditenbanden. Hades saß, allein zurück gelassen, abgemagert und verängstigt, in einem Käfig und maunzte vor Hunger zum Steinerweichen, dass Calia nicht anders gekonnt hatte, als sich seiner anzunehmen. Die Söldner hatten sich nicht um das Tier geschert, es vielleicht nicht einmal entdeckt. Calia päppelte das geschwächte, hilflose Junge geduldig auf und es entwickelte sich eine große Zuneigung zwischen Elfin und Tier. Manche Leute hatten sie sogar gewarnt. „Was wenn das Tier ausgewachsen ist? So ein Senche ist und bleibt ein wildes Tier und lässt sich nicht zähmen!“ So und ähnlich hatten sie geredet, doch ihr war es egal gewesen. Sie wusste einfach, auch ausgewachsen würde ihre Bindung bestehen bleiben. „Ihr habt ein gutes Herz“, bemerkte Fennorian und sein auf ihr ruhender Blick verursachte ihr ein Herzklopfen, dass sie sich nicht erklären konnte. Das war überhaupt so eine Sache. Sie galt als Untote und doch schlug ihr Herz weiter wie bei jedem normalen Menschen oder Mer. Sie hatte gehört, dass manche Vampire dasselbe von sich sagten, während andere aussagten, ihr Herz stünde vom Augenblick der Verwandlung an still. Vielleicht, dachte sie sich, gibt es einfach beides? Manche haben schlagende Herzen, manche nicht und ich gehöre zu den Ersten? Zu welchen davon sich ihr einstiger Geliebter, der sie auf ihren eigenen Wunsch hin zur Vampirin machte, zählte, hatte sie nie gefragt. „Wir wäre es, wenn wir uns duzen? Immerhin waren wir gerade gute Partner.“, riss Fennorian sie aus ihren Gedanken. Das Angebot nahm Calia nur zu gerne an. „Also dann, ich gehe nach Einsamkeit. Je eher desto besser. Sehen wir uns denn einmal wieder?“, fragte sie und glaubte, rot geworden zu sein. Er lächelte nur. „Ganz gewiss. Und ich danke dir noch einmal für deine Hilfe.“ „Ebenfalls.“ Hier trennten sich also vorerst ihre Wege.


*Das war jetzt viel Text, wob nicht jedes Kapitel bei mir gleich viel Wörter hat, wird mal länger mal etwas kürzer. Wenn es Euch zuviel ist kann ich auch der einzelnen Kapitel auch den Link zur vollständigen (also zumindest alles was bisher fertig ist an Kapiteln) Geschichte schicken. Ich könnt mir gerne sagen, was euch lieber ist.*
"Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht. Sondern viel mehr die Erkenntnis, dass es wichtigere Dinge gibt als Furcht."

Sai Sahan

"Laß deine Zunge nicht wie eine Fahne sein, die im Wind eines jeden Gerüchts zu flattern beginnt."

Imhotep: Baumeister, Bildhauer, Iripat, Oberster Vorlesepriester und Siegler des Königs, des Pharao Netjeri-chet Djoser
  • Meritamun
    Meritamun
    ✭✭✭
    Kapitel 2 "Ein Flüchtling und seine Geheimnisse"

    Der Weg nach Einsamkeit dauerte noch mindestens eine Stunde mit einer kleinen Rast, Calia begegnete keiner Menschenseele. Ab und an Mammuts und wilde Säbelzahntiger, um die sie jedes mal einen großen Bogen machte, sonst war nur Hades ihr Begleiter. Sie schaute immer wieder auf ihre Karte um sicherzugehen, sich nicht zu verlaufen, dann endlich sah sie in der Ferne die Konturen der Stadt, die auf einer riesigen Felsnadel, die mitten in die Landschaft hinein ragte, gebaut worden war. Es war beeindruckend. Je näher sie kam umso mehr Leute sah sie ringsherum, die Felder bebauten, reisende Händler, ganze Karawanen oder auch einzelne Wanderer wie sie. Ob Lyris wohl schon ungeduldig auf sie wartete? Calia kam am Stall vorbei und ging die gepflasterte Straße hinauf zum Stadttor. Da torkelte ein Mann in Lumpen gehüllt genau auf sie zu. Man hätte ihn für betrunken halten können, so wie er schwankte, doch sie roch das Blut sofort, das zwischen den Fingern der Hand, die er auf eine Seite gepresst hatte, hindurch sickerte. Ehe sie sich versah packte er sie an der Schulter und drückte ihr ein Papierbündel in die Hand. „Was…!“ „Ich habe… keine Zeit mehr! Nehmt dies und verwahrt es gut!“ „Moment, was ist das?“ „Infomationen über … den Eiskap-Zirkel… er arbeitet im Westen. Es fehlen aber mehr … Beweise!“ Der Fremde wollte noch etwas sagen, als er etwas zu hören glaubte und sich hastig umsah, aber niemand war zu sehen. „Geht!“, stieß er dann mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. „Sie… kommen!“ Die Dunmer stützte ihn. „Wer kommt? Jene, die Euch angriffen?“ Er schüttelte den Kopf und sackte in die Knie, Calia konnte seinen schweren Körper nicht mehr halten. „Traut ihnen… nicht! Traut niemandem! Nur Lyris… sie… ist…“ Mit einem letzten aufkeuchen fiel der Nord nach hinten und war tot. „Verflucht!“ In was war sie hier nur hinein geraten? Der Mann hatte von Lyris gesprochen, falls sie bereits in der Stadt war, musste Calia sie schnellstens finden. Ehe sie aber jemandem wegen dem Toten um Hilfe bitten konnte, bemerkte sie aus den Augenwinkel eine weitere Person, die auf sie zu schritt und steckte rasch die Papiere in ihr Bündel, ohne dass er es merkte. Seine Rüstung mit Emblem wies ihn als eine Stadtwache von Einsamkeit aus. „Heda, Frau! Ich habe diesen Flüchtling schon eine Weile verfolgt! Was hat er zu Euch gesagt?“ Sein Tonfall und Gesichtsausdruck ließ sie misstrauisch werden. Hatte der Fremde die Stadtwache gemeint? Denn es konnte für ihr Gefühl kaum ein Zufall sein, dass ein Sterbender in ihre Arme lief, Lyris und den Eiskap-Zirkel kannte und jetzt dieser Wachmann mehr als zielstrebig sie darauf ansprach. „Wer seid Ihr, Fremde?“, fragte er fast drohend. „Noch eine Spionin? Was hat Euch dieser Lügner aus dem Osten erzählt?“ „Ich bin auf Durchreise und wollte in die Stadt um dort zu rasten.“, sagte sie so ruhig sie konnte. „Ich hielt diesen Mann erst für betrunken, weil er so torkelte, dann aber sah ich dass er verletzt war und wollte ihm nur helfen.“ „Das heißt, Ihr wolltet Beihilfe zur Flucht leisten?“ „Nein, ich…“ „Das ist hier in Haafingar ein Verbrechen!“, wurde sie unterbrochen. „Wollt Ihr erfahren was wir mit Verrätern und Spionen tun? Wenn nicht, dann werdet Ihr mir jetzt erzählen, was er zu Euch gesagt hat!“ Einen Moment überlegte Calia, ihn einfach anzulügen, aber etwas sagte ihr, dass der Kerl schlauer war als er aussah und sie sofort durchschauen würde. Dann wäre ihr ein Aufenthalt im Gefängnis sicher – nicht dass es ein Problem gewesen wäre, dort auszubrechen – und ihre Chance, dass der Jarl sie anhören würde, verschwindend gering. „Er sagte etwas über einen Eiskap-Zirkel, der hier im Westen arbeiten soll.“, antwortete sie ihm also. „Wisst Ihr denn etwas darüber?“ Verächtliches Lachen. „Eiskap-Zirkel? Nie davon gehört, so etwas Lächerliches! Die einzige Gefahr hier sind dreimal verfluchte Spione aus dem östlichen Himmelsrand, die sich gegen unseren König verschwören!“ „Aber…“ „Kein aber, vergesst den ganzen Unfug, den dieser Kerl Euch erzählt hat. Geht eurer Wege und falls Ihr nochmal derlei Dinge hört, habt Ihr das der nächsten Wache zu melden!“ Obwohl Calia ihrem Gesprächspartner nicht traute, kam sie nicht mehr umhin, Klartext zu sprechen. „Das ist kein Unsinn! Ich bin gekommen, um euren Jarl vor eben diesem Eiskap-Zirkel zu warnen! Er treibt hier sein Unwesen, daran besteht kein Zweifel!“ Der Offizier, diesen Dienstgrad vermutete sie laut der Verarbeitung der Rüstung, machte einen Schritt auf sie zu und legte wie zur Warnung die Hand auf seinen Schwertknauf. „Schweigt und verbreitet keine Gerüchte über angebliche Reik-Hexen! Damit macht Ihr nur den braven Bürgern von Einsamkeit Angst! Unterlasst es oder ich stecke Euch in die nächste Zelle!“ Calias kleiner Senche schien ihn als Bedrohung zu empfinden, denn er fauchte und schlug mit den Pfoten gegen die Stahlstiefel. Kurz wich er zurück, dann zog er sein Schwert „Nehmt das Vieh weg von mir oder…“ Jetzt konnte sie ihren Zorn nicht mehr verbergen. „Hände weg von Hades, wenn Ihr sie behalten wollt!“, zischte sie und zog ihre Dolche, die man unter ihrem Mantel nicht sofort erkannte. „Und hört mir jetzt gefälligst richtig zu! Der Zirkel ist hier und hat Übles vor!“ Ihr kurzer Ausbruch verschaffte ihr doch Respekt, der überhebliche Nord hatte sie gehörig unterschätzt und das wurde ihm offensichtlich gerade klar. „Schon gut!“ Dann musterte er sie einen Moment bevor er fragte: „Woher wisst Ihr eigentlich so viel darüber? Ihr seid hier fremd.“ „Weil ich von ihnen auf dem Weg hierher entführt wurde. Ich kam mit einer Kutsche und einigen Soldaten an, alle wurden bei dem Angriff kurz hinter der Grenze getötet und mich hat man in einem Grab eingesperrt. Aber ich konnte entkommen und davor noch ihre Pläne erfahren.“ Fennorian erwähnte Calia wohlweislich nicht. Ihr Gegenüber starrte sie erst ungläubig an, dann begann er laut zu lachen, dass sich einige Wanderer zur oder aus der Stadt hinaus verwundert nach ihm umdrehten. „Wirklich!“, japste er. „Mein Großvater erschlug einst zwölf Riesen mit bloßen Händen!“ fügte er hinzu. „Aber anständigerweise hat er sich vor seiner Behauptung ihre Zähne als Halskette umgehangen. Habt Ihr Beweise für Eure Geschichte oder wollt Ihr Falschmeldungen verbreiten? Von Letzterem rate ich dringend ab.“ Die Dunmer ballte die Fäuste und seufzte dann. „Ich habe nur mein Wort.“ „Und Euer Wort ist nicht mal die Spucke wert, die Mammuts absondern! Ich warne Euch, wenn ihr Eure hübsche Nase weiter in Dinge steckt, die Euch nichts angehen, wird es Euch wie ihm ergehen!“ Er deutete auf den Leichnam. Calia bekam den Verdacht, wer für den Tod des Mannes verantwortlich war und es überraschte sie nach diesem Gespräch nicht einmal mehr. Ihr schien außerdem, als wüsste der Offizier sehr wohl worum es hier ging, doch wurde alles unternommen, damit niemand davon erfuhr und zwar wirklich alles, wie der Tote bewies. Nur auf wessen Anweisung? Vom Jarl persönlich? Aber warum? Diese Fragen mussten vorerst unbeantwortet bleiben. „So, nachdem das nun geklärt ist, geht von mir aus in die Stadt. Aber kümmert Euch dort um Eure eigenen Angelegenheiten und sonst nichts, verstanden? Sonst werdet Ihr noch erfahren, dass wir hier in Einsamkeit für Fremde und vor allem lügende Aufwiegler nichts übrig haben!“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, stolzierte er zurück in die Stadt hinein, nicht ohne ein „Ich behalte Euch im Auge!“ über die Schulter zu rufen. Und am Tor angekommen, wies er im abfälligen Ton die Wache an, dafür zu sorgen, dass sich jemand gefälligst um die Leiche des Nord kümmern solle. Sie schaute ihm hinterher und drehte ihm in Gedanken den Hals um. Hades schien dasselbe zu denken wie sie, denn er fauchte immer noch und sie hob das Jungtier kurz hoch. „Schon gut, mein Kleiner. Alles in Ordnung.“ Dann suchte sie sich eine etwas abgelegene Ecke um erst mal diese Papiere genauer zu betrachten.

    Auf dem Blatt ganz oben stand etwas, was offensichtlich unter großer Eile und zitternder Hand gekritzelt worden war:

    „Brondold, die Wachen haben nach dir gefragt. Sie schüchtern jeden ein, den sie nur finden können, ich habe Angst! Ich habe dein Pferd im Wald versteckt. Ich selber warte auf dich im Schuppen bei der alten Scheune außerhalb der Stadt. Aber nur noch einen Tag und nicht länger!“

    Calias Verdacht erhärtete sich, die Stadtwachen hier wussten sehr genau, was der Eiskap-Zirkel war. Dann kam ein zunächst formell aussehendes Blatt mit einer Liste. Eine Frachtliste des Zolls vom Hafen. Interessant war die darunter stehende Erwähnung von einigen speziell markierten Kisten. Das würde sie sich genauer ansehen. Und dann kam noch eine sorgsam zusammen gefaltete Notiz mit einer in einem Reim zusammen gefassten Wegbeschreibung. Nun gut, eins nach dem Anderen. Zuerst suchte Calia die unbekannte Kontaktperson. Vielleicht konnte sie etwas Licht in diese Angelegenheit bringen. Die Scheune war nur einige hundert Meter entfernt. „Bleib hier sitzen Hades“, sagte Calia zu ihrem kleinen Senche, aber das wäre nicht nötig gewesen, denn er jagte schon einigen Schmetterlingen hinterher. Sie schmunzelte und betrat den Schuppen. „Hallo?“, fragte sie. „Ist hier jemand?“ Die Dunmer ging ein paar Schritte weiter, als eine Frau mit gezogener Waffe hinter einer Kiste hervor kam. „Zurück, keinen Schritt weiter! Sonst ersteche ich euch, jawohl, ich tu´s!“ Calia hob die Hände. „Beruhigt Euch, ich tue Euch nichts! Ich muss mit Euch reden. Über Brondold.“ „Ich sagte es schon den Wachen, ich kenne keinen Brondold! Ich will keinen Ärger, also zwingt mich nicht, Euch wie einen Horker aufzuspießen!“ Calia wartete einen Moment, bis sich die Frau etwas beruhigte. „Brondold ist tot.“, sagte sie. „Er hinterließ mir dieses Bündel Papiere und viele Fragen dazu.“ Entsetzt starrte ihr Gegenüber sie an. „Er ist tot? Bei Stuhns Gnade! Und ich bin die Nächste auf Eurer Liste, nicht wahr? Oh bitte! Ich verspreche Euch, ich werde nichts verraten und keinen Ärger machen! Ich verschwinde von hier und Ihr seht mich niemals wieder!“ Nackte Angst sprach aus ihren Worten. Um die Spannung zu nehmen, stellte sich Calia mit Namen vor und fragte nach dem ihren. „Ich heiße Korvynn.“ „Ich habe ihn nicht getötet.“, fuhr die Dunmer dann fort. „Vielleicht war es sogar Zufall, dass ausgerechnet nur ich in direkter Nähe war, als er tödlich verletzt zu mir kam. Bitte, ich muss wissen, worum es hier geht. Verratet es mir.“ Korvynn zögerte, dann nickte sie. „Er erzählte nicht viel, außer, dass er üblen Leuten auf der Spur wäre. Er bat mich darauf zu achten, wer so kommt und geht und ob daran etwas Ungewöhnliches wäre. Er war nett zu mir und belohnte mich manchmal mit etwas Gold oder mal einem Süßkringel dafür.“ „Und habt Ihr denn etwas Ungewöhnliches bemerkt?“ „Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, ging es um ein paar Männer die Arbeiter gesucht haben. Wölfe im Schafpelz würde ich sie bezeichnen. Sie versuchten nicht aufzufallen, waren aber sehr grob und ihre Pferde waren geschorene Bergmähen. Deshalb wette ich, dass sie aus dem Reik kamen.“ „So etwas wie Stellenangebote?“, hakte Calia nach. „Sie verteilten Flugblätter in der Stadt und im Gasthaus. Irgendwas mit „lohnenden Gelegenheiten“ in den Druadach-Bergen, ich weiß es nicht genau. Ich habe mehr auf die Kerle als auf die Blätter geachtet.“ „Was werdet Ihr nun tun?“ „Was gibt es schon noch zu tun? Ich nehme mir Brondolds Pferd und verschwinde von hier, ehe noch Andere nach mir suchen, die nicht so freundlich sind wie Ihr. Er wollte mich mitnehmen nach Osten, sobald er hier fertig gewesen wäre“, fügte Korvynn seufzend hinzu. „Ich wollte schon immer weg von diesem unfreundlichen Ort und dort leben, wo man Fremde lächelnd begrüßt und nicht mit grimmigem Gesicht und gezogenen Waffen. Windhelm sei so ein Ort, hörte ich.“ „Da habt ihr richtig gehört.“ lächelte Calia. „Hier scheint man allgemein sehr misstrauisch gegenüber Fremden zu sein.“ „Ja, aber ist das ein Wunder? Wir sitzen hier mittendrin zwischen diesem Despoten von einem König in Markath und dem Skaldenkönig im Osten. Und beide schnüffeln wie die Wölfe herum. Es vergeht kein Tag, wo man nicht auf einen Krieg vorbereitet ist. Auf Dauer laugt dieses Leben hier einen nur aus. Oder man wird paranoid.“ „Das kann ich verstehen“, antwortete die Dunmer. „Und Ihr meint, diese seltsamen Männer versuchten ihre wahre Herkunft zu verstecken?“ „Klug wäre es auf alle Fälle“, nickte Korvynn. „Wenn sich Reik und Nord begegnen, dann nur um sich gegenseitig umzubringen. Es heißt immer, die Reik wären nichts als Räuber und Barbaren, die keine ehrliche Arbeit tun wollen. Geschweige denn, dass sie schreiben und dubiose Stellenangebote aushängen.“ „Was glaubt Ihr denn, was sie wirklich gewollt haben könnten?“ „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht brauchen sie ja wirklich Arbeiter. Aber ich bezweifle, dass Reikmannen dafür Nord suchen würden. Das ergibt für mich keinen Sinn.“ Calia überlegte eine Weile. „Könnt Ihr mir etwas über das Reik erzählen? Ich bin fremd hier und je mehr ich weiß, desto besser für mich.“ „Viel zu erzählen gibt es nicht. Es ist ein raues, wildes Land voller noch wilderer Leute und liegt südwestlich von hier. Es gibt einen stetigen Wechsel, mal wird es von den Reikmannen, beherrscht, mal von den Nord. Zur Zeit sind es wieder Erstgenannte. Und wenn Solche durch Einsamkeit spazieren macht mich das wirklich nervös.“ „Warum?“ „Nun ja als Fremde wohl zum ersten Mal hier im Land, habt Ihr sicher noch keine der Geschichten, die man sich von Markath, der Hauptstadt dort, gehört, sonst würde es Euch auch so gehen wie mir. Diese Hexen tun ihren Gefangenen Schlimmes an und ganz ehrlich, ich würde mich eher selbst umbringen als lebend in ihre Hände zu geraten! Glaubt mir, wenn das Jarltum von ihnen überfallen wird, flieht jeder und zwar ohne zurückzublicken und das solltet Ihr in dem Fall auch tun.“ Das hörte sich in der Tat alles andere als einladend an. Und Calia hatte nun wirklich keine Lust auszuprobieren, wie es war dort gefangen zu sein. Jetzt hatte sie von Korvynn erst einmal alles erfahren, was wichtig war. Aus einem Impuls heraus gab sie ihr noch einige Münzen in die Hand. „Nun macht Euch besser auf den Weg und danke für die Informationen.“ „Oh… ich danke Euch!“ Calia verließ die Scheune und wollte als nächstes heraus finden, zu welchem Ort dieser Rätselreim wohl führte, die geheimnisvollen Kisten am Hafen würden zuletzt dran kommen, wenn sie danach sowieso zur Stadt zurück musste. Eine Weile lief sie recht orientierungslos hin und her, bis sie endlich die richtige Richtung fand. Rätsel waren wahrlich nicht ihre Stärke. Nachdem sie einen flachen Flussausläufer durchquert hatte, fand sie zwischen zwei Felsen eine Tasche. Darin befand sich Brondolds Tagebuch. Dem Inhalt nach schien er tatsächlich ein Spion gewesen zu sein oder zumindest hatte er einen bestimmten Auftraggeber, mehr über den Eiskap-Zirkel herausfinden. Er erwähnte auch den „Einsamen Troll“, das war wohl die Taverne der Stadt, wie jede eine Solche hatte. Dort konnte sie sich später umhören. Auch war im Buch eines dieser Flugblätter, jedoch wusste wohl niemand, was für Arbeiten genau das waren. Und die markierten Kisten am Hafen fanden ebenso ihren Weg in diese Aufzeichnungen. Zuletzt wollte sich Brondold mit Lyris treffen, die eine Audienz mit des Jarls Gemahlin, Königin Gerhyld, plante und ihr seine Entdeckungen mitteilen. Aus dem Brief an Lyris persönlich, der zwischen den Buchseiten steckte schloss Calia, dass sogar die Kriegerin wohl selbst diejenige war, die den Nord angeheuert hatte. Nun, da er tot war, würde sie das eben übernehmen, sobald sie am Hafen fertig war. Dorthin führte die Dunmer nun ihr weiterer Weg. Sie fand die Kiste schnell, das ihr unbekannte, rote Symbol war nun wirklich kaum zu übersehen. Sie sah sich um, aber da gerade niemand in unmittelbarer Nähe war, öffnete sie rasch den Deckel und nahm eine rußgeschwärzte Scherbe eines großen Gefäßes heraus. Bei näherer Betrachtung fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das war ein Urnenfragment. Hatte Fennorian nicht davon etwas erzählt? Wie passte das alles zusammen? Das würde sie hoffentlich später herausfinden, jetzt hieß es auf zu Lyris.
    "Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht. Sondern viel mehr die Erkenntnis, dass es wichtigere Dinge gibt als Furcht."

    Sai Sahan

    "Laß deine Zunge nicht wie eine Fahne sein, die im Wind eines jeden Gerüchts zu flattern beginnt."

    Imhotep: Baumeister, Bildhauer, Iripat, Oberster Vorlesepriester und Siegler des Königs, des Pharao Netjeri-chet Djoser
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