Das Phänomen, dass besonders bei der Gruppensuche Casualgamer/Solospieler, die keinen Docht vom Gruppenspiel haben, sich als Tank oder Heiler ausgeben - wohl auch um schneller eine Gruppe zu finden, ist bekannt und schon mehrfach durch die Medien gegangen, wie etwa wieder mal hier:
https://mein-mmo.de/eso-hat-problem-mit-luegenden-spieler/
Das hat spätestens seit "One Tamriel" Tradition, weil die gesamte offene Welt Tamriels ohne nennenswerte Schwierigkeit auch von Solospielern bewältigt werden kann (nur mit den Gruppenverliesen, Weltbossen, Drachen und Gramstürmen). Hier geht es nicht ohne eingespielte Gruppen zu zum DD, Tank oder Heiler spezialisierte Spieler, weil die Schwierigkeit hier recht extrem ansteigt. Bethesda/Zenimax hat (nach eigener Aussage) mit ESO 16 Mio. Spieler erreicht, weil das Spiel eine Vielzahl von ganz unterschiedlich motivierten Spielertypen ansprechen soll.
Z.b. mit dem Zenimax sicher bekannten Bartle-Test kann man diese Typen bestimmen und durch Umfragen und Auswertungen die Zielrichtung der Spielentwicklung nach den populärsten und profitabelsten Spielererwartungen ausrichten. Dabei wird man sicher feststellen, dass durch Bethesda's Erfolge (Elderscrolls- und Fallout-Serien) Solospieler in ein MMO wie ESO "gelockt" werden konnten, deren Erwartung mehr Richtung Immersion (Eintauchen in eine beeindruckende Spielwelt) und Exploration gehen und nicht primär auf Achievements oder gar Wettbewerb aus sind.
Die stärkste Art Wettbewerb bietet natürlich PvP - was außer dem im Bartle-Test als "Killer" bezeichneten Spielertyp häufig abgelehnt wird. Deshalb wurden PvP-Spieler wie in den meisten MMOs auch in Gebiete oder Arenen wie Cyrodil verbannt (mit Ausnahme der andere Spieler nervenden "Duelle" möglichst noch in Städten und Handwerkshallen).
Für die ständig größere Erfolge suchenden "Achiever" wurden in ESO die Gruppenverliese und Prüfungen geschaffen und die Kluft zwischen anderen Spielergruppen wie Explorern und Socialisern (klassische Pen&Paper- Rollenspieler) wächst zunehmend, insbesondere wenn diese sich aus dem Spiel durch zu hohe "Powergaming"-Erwartungen ausgesperrt fühlen - besonders wenn Teile der Story/Lore von Zenimax in den für solche Spieler eher nervigen Gruppencontent verlagert werden (wie es seit Elsweyr geschieht). Die Folge sind sonst zunehmend "Verzweiflungstaten" schlecht vorbereiteter Casualgamer, die sich vielleicht auch ohne echte Vorstellung als Tank oder Heiler ausgeben.
Um weiter so populär zu bleiben sollte Zenimax nicht versuchen, Casualgamer (die oft auch nicht so viel Zeit in ein Spiel investieren können und dort Entspannung und Unterhaltung erwarten) in eine Richtung zu drängen, die ihnen nicht liegt oder gefällt.
Ein guter Schritt ist ja schon durch die Unterscheidung der Gruppenverliese in "Normal" und "Veteran" getan. Die im Normalmodus (oder einen neuem "Story"-Modus) geforderte Beherrschung von Spielmechaniken sollte aber nur unwesentlich höher als z.B. bei den offenen Verliesen bleiben, sodass als Tank oder Heiler spezialisierte Hauptcharacter (bzw. Twinks) zur Verfolgung der Story nicht benötigt werden. Gerade für Zufallsgruppen könnte man die Bestimmung einer Spezialisierung auch optional machen, um das Verlies im "Story-Modus" zwar noch ein bisschen herausfordernd (wie Gruppenherausforderungen in offenen Verliesen) aber auch für Solo-Builds angemessen bestehen zu können.
Gerade der aktuelle Greymoor- Bereich hat sicher viele alte Skyrim - Spieler (die schon sehr lange auf eine Elderscrolls-6 warten müssen) ins ESO gelockt und diese sollten nun nicht frustriert werden oder gar andere Spielergruppen wie PvE-Achiever oder PvP EGamers nerven.