Liebes ESO,
wir müssen reden... Ich schreibe diesen Text, während ich mich mal wieder, aufgrund der "ungewöhnlich" langen Wartezeiten auf der PS4 und einem Diconnect in Cyrodiil, nicht anzumelden vermag. "Ungewöhnlich lange Wartezeiten" - welch unglücklich gewählte Bezeichnung für ein Problem, das zum Dauerzustand wurde, oder nicht?
Eins vorweg, bevor ich meinen Frust ablasse: Was ESO anging, hatte ich seit Tag 1 auf der Konsole eine Engelsgeduld. Viel zu meckern hatte ich nie gehabt und so habe ich auch seit Tag 1 gerne die ESO Plus Mitgliedschaft in Anspruch genommen. Ich komme auf rund 550 Euro, die ich für dieses Spiel ausgegeben habe, wenn ich alle Einkäufe und die monatlichen Raten berücksichtige. Und bis vor Kurzem habe ich es wie gesagt auch gerne getan. Und nun erstelle ich mir nur für diesen Abschiedsbrief einen Forenaccount.
Was hat sich also geändert? Nicht viel und davon zu viel...
1. PvP spielen zu wollen, ist eine Tortur. Entweder man wird aufgrund der schlechten Serververbindung aus Cyrodiil gekickt und kommt die nächste Stunde nicht mehr ins Spiel, oder man ruckelt mit gefühlten 2 Bildern die Sekunde durch die Welt. An manchen Abenden herrscht also der Status unspielbar. Die Probleme sind ja nicht erst seit gestern da, sodass man euch unterstellen könnte, dass ihr nach einer geeigneten Lösung sucht. Es ändert sich nichts und ihr verbessert die Server nicht - warum auch? Kostet ja Geld.
2. Wenn man dann doch mal einigermaßen anständig spielen kann, kommt von einer anderer Seite der Frust. Die Community nämlich ist grässlich und hässlich: Wenn man im PvP einen Gegner besiegt, bekommt man zahlreiche Nettigkeiten per PSN zugeschickt. Ich müsste bereits die Hälfte aller ESO Spieler auf der Liste der Verbannten haben... Das sogenannte "Teabaggen", wenn man selbst gelegt wurde, musste ich tatsächlich erstmal googlen. Wie verkorkst muss ein Mensch sein, um auf so eine schwachsinnige Idee zu kommen?
3. Status der Nachtklinge: Ich besitze seit Tag 1 nur einen Charakter - eine Stamblade. Ohne Twinks und anderen Schnickschnack. Dafür fehlt mir die Zeit und die Geduld. Ich kenne die Klasse und ihre Möglichkeiten. Und dafür, dass es angeblich so viele unzählige Arten geben soll, wie man eine Klasse spielen kann, ist die Realität sehr ernüchternd. Ohne Viper- und Velindrethset würde der Gegner nämlich glauben, ich wolle lediglich seine Rüstung auf Hochglanz polieren. Das Balancing ist meines Erachtens schlechter als je zuvor und schränkt die Nachtklinge auf eine Spielweise ein: Ganken. Nur der anfängliche Schaden aus dem Hinterhalt wird dem der anderen Klassen gerecht. Das ist schade. Gerne würde ich diesen anfänglichen Burst eintauschen gegen stärkere Klassenfähigkeiten und mehr Überlebenschancen. Zum Ganken werde ich quasi gezwungen.
4. Templer. Sie sind mir ein Dorn im Auge. Eigentlich ist es ja schön, dass sie es auch eines Tages ins PvP schafften. Jedoch rennt jeder zweite Spieler mittlerweile als leuchtende Discokugel durch Cyrodiil. In Gruppen tun sie es den Römern gleich und bilden eine Schildkrötenformation, sodass es 20-30 Spieler braucht, bis diese endlich fallen. Besonders beliebt sind diese kleinen Türme an Farm, Mine und Sägewerk. Jeder weiß, wovon ich spreche. Einerseits spielt da Neid mit, da ich als Nachtklinge tot umfalle, sobald mich ein Skeever auch nur ansieht, auf der anderen Seite kommt die Verzweiflung durch, da dies auch nicht erst ein Problem seit gestern ist und sich einfach nichts daran ändert. Meine Klingen als Meuchelmörder brechen an diesen Schildkröten einfach ab. Ich finde es außerdem schade, dass ich mir meine Gegner beim Ganken mit Bedacht auswählen muss - keine andere Klasse muss sich überlegen "Oh, den Magier greife ich erst in sechs Sekunden an, wenn seine Schilde - oh, er ist schon weg. Da! Ein Drachenritter, den lege ich nun aber! Was? 60K Leben? Das wird eh nix. Eine Nachtklinge, die ist jetzt aber fällig! Mist, wo ist sie hin..." Worauf ich hinaus will: Selbst das Ganken ist mit dieser Klasse zur Qual geworden - dem Einzigen, was uns noch geblieben ist. Und selbst das wird nun wieder einmal geschwächt, wie ich den Patchnotes entnehmen darf.
5. Den geplanten Battleground würde ich eigentlich begrüßen. Aber ich möchte mir nicht ansatzweise vorstellen, wie es wird, gegen ein Team aus vier Tanky-Templern zu spielen.
6. Zu Raids werde ich als Stamblade, wenn ich nicht mit Freunden spiele, erst gar nicht mitgenommen. Problem ist, denke ich, schon oft genug erläutert worden. Es fehlt an Kraft nach dem Hinterhaltsbonus und an defensiven Möglichkeiten.Übrigens eine gute Idee, die Chance von Evasion dann herabzusetzen.
Jetzt steht das Housing-Update bevor. Und ich habe mich seit Tag 1 darauf gefreut und gehofft, dass vielleicht irgendwann mal ein solches Update kommt. Aber statt nun ein Haus zu beziehen und vielleicht den ein oder anderen Euro zu investieren, gehen hier die Lichter aus. ESO hat nämlich zu viele Probleme, an denen nicht gearbeitet wird. Dass ich das Balancing besser hinbekommen würde, möchte ich auch nicht behaupten - scheint ja ne schwierige Sache und ein kontinuierlicher Prozess zu sein. Aber statt uns mal ordentliche Server zu besorgen, wollt ihr nun auch noch für virtuelle Kommoden, Kisten und Blumenvasen bezahlt werden. Da bin ich dann raus, denn da fehlt mir die Fairness den Spielern gegenüber.
Auf bessere Tage und vielleicht auf Wiedersehen.
P.S.: Jetzt ist eine Stunde vergangen, seit ich den Text begonnen habe zu schreiben. Die "ungewöhnlich langen Wartezeiten" sind heute wohl wirklich ungewöhnlich lang...
Edited by EdgarMoose on 4. Februar 2017 23:55